Im Brief an die Epheser haben wir das höchste Niveau der Inspiration, weil Paulus dort aus dem Herzen Gottes heraus sprechen und den Ratschluss Gottes ungehindert vorstellen konnte. Anders im Kolosser-Brief; dort war wohl auch ein guter Zustand vorhanden, aber Paulus hatte doch bei den Empfängern Dinge entdeckt, die andere vielleicht noch gar nicht so gesehen hätten. Und diese Dinge erfüllten ihn mit Sorge, deshalb wird hier die Höhe der Offenbarungen nicht so erreicht wie im Epheser-Brief. Wohl werden auch hier viele Segnungen vorgestellt, es gibt viele Parallelen zum Epherser-Brief, aber wenn man sie einmal nebeneinander hält, wird man sehen, dass der Zustand der Kolosser nicht dem der Epheser gleichkommt. Bei den Kolossern bestand die große Gefahr, dass sie von Christus abbewegt wurden (Vers 19). Und deshalb finden wir in den beiden ersten Kapiteln zwei wesentliche Dinge:

  • Zuerst stellt Paulus den Kolossern die Herrlichkeit des Herrn Jesus als solche dar. Er fängt mit Lob und Dank und ohne Tadel an und stellt ihnen dann im ersten Kapitel den Herrn Jesus vor als den ewigen Sohn der Liebe im Schoß des Vaters und als den Menschen, der sich durch Sein Werk einen Platz des Vorrangs erworben hat. Diesen Vorrang hat Er als der ewige Sohn und auch als der, der als Mensch das Werk der Erlösung vollbracht hat.
  • Und im zweiten Kapitel werden dann dieser Darstellung der Herrlichkeiten des Herrn Jesus wegen unseres Zustandes noch Warnungen hinzugefügt: „…damit niemand euch verführe“ (Vers 4); „…dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt“ (Vers 8); „So richte euch nun niemand…“ (Vers 16); „Niemand bringe euch um den Kampfpreis…“ (Vers 18). Die Gläubigen werden also sehr konkret vor bestimmten Gefahren gewarnt, und das muss auch in vielen Fällen zu einer gesunden Belehrung hinzukommen. Es reicht oft nicht aus, nur die Herrlichkeiten und die Wahrheit vorzustellen. Nur empfinden wir das meistens als nicht sehr lieblich und schön, wenn wir ermahnt werden; aber möchte der Herr es uns schenken, dass wir die Ermahnungen und Warnungen des Wortes Gottes auch in unserer Zeit noch annehmen und nicht immer nur etwas Liebliches hören wollen.

Aber obwohl Paulus in diesem Kapitel so viele Warnungen aussprechen muss, stellt er doch auch hier immer wieder die Herrlichkeiten der Person des Herrn Jesus vor. Und das hat auch uns etwas zu sagen: selbst wenn wir ernstliche Warnungen und Ermahnungen aussprechen müssen, sollen und dürfen wir uns nie darauf beschränken sondern müssen immer vor Augen behalten, um wen es dabei eigentlich geht – es geht darum, dass wir das Haupt festhalten, und deshalb sollten wir dieses Haupt in solchen Situationen nie aus unseren Gedanken verlieren; es geht letzten Endes nur um den Einen, unseren Herrn!

Schon in Vers 1 dieses Kapitels wird deutlich, dass Paulus jetzt das Problem bei den Kolossern angeht; ein Problem, dem sie wohl noch nicht erlegen waren, das aber hochgefährlich für sie war und absolut zerstörerisch für ihr ganzes Glaubensgut; er spricht dort von dem großen Kampf, den er um sie hatte. Zunächst lobt er noch ihre äußere Ordnung, darin unterschieden sie sich von den Korinthern. Aber ab Vers 6 geht er dann auf das Vakuum in ihren Herzen ein; ihr innerer Zustand war nicht mehr, wie er sein sollte. Auch in unserem Glaubensleben gibt es immer zwei Seiten: es gibt eine äußere Geschichte, unsere Praxis, und es gibt eine innere Geschichte. Wenn ich jahrelang neben einem Bruder sitze in der örtlichen Versammlung, kenne ich vielleicht seine äußere Geschichte, aber es gibt auch die Geschichte seines Herzens.

Und bei den Kolossern gab es da ein Vakuum. Und dass der Apostel Paulus das entdecken konnte, zeigt uns seine Weisheit. Und er legt jetzt auf dieses Vakuum seinen Finger und beginnt in Vers 6 mit ihrem inneren Zustand. Sie fanden nicht mehr ihre Fülle in Christus.

„Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm“ (Vers 6)

Können wir uns noch daran erinnern, wie der Herr Jesus damals bei unserer Bekehrung in unser Herz gekommen ist? Das Wort wie zeigt die Art und Weise an, auf die Christus empfangen worden war, und zwar nach der Lehre, die sie durch Epaphras gehört hatten (Kol 1,7). Die Gefahr der Kolosser war, dass sie nicht genug an dem Herrn Jesus hatten. Deshalb wird Er ihnen hier auf eine besondere Weise vorgestellt: Christus Jesus, der jetzt Erhöhte und Verherrlichte, der einst in Niedrigkeit hier auf der Erde war, der unser Herr ist. Damals war diese wunderbare Person euch doch genug gewesen, und jetzt? Warum wendet ihr euch jetzt zu anderen Dingen? In Ihm ist alles, was wir nötig haben, in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Vers 9).

Christus Jesus, der Herr; darin sind alle für uns bedeutsamen Namen und Titel des Herrn enthalten. Die Bedeutung dieser Titel haben wir aber nicht schon bei unserer Bekehrung erfasst, das folgt durch Belehrung über all diese Herrlichkeiten (vgl. Vers 7). Wie haben wir den Christus gelernt (Eph 4,20+21)? Dieser zweifache Appell an das, was die Kolosser empfangen hatten und wie sie gelehrt worden waren, zeigt, wie wichtig es ist, dass wir über die Person und das Wesen, den Charakter und die Stellung unseres Herrn Belehrung empfangen. Ist es unser Bemühen, unter der Leitung des Heiligen Geistes unserer Verantwortung als Brüder in den örtlichen Versammlungen zu entsprechen und den Geschwistern die Person des Herrn nicht nur als den guten Hirten vorzustellen? Der Herr ist mehr als das! Und das ist auch die Bewahrung vor den Gefahren.

Die Kolosser hatten diese Belehrungen empfangen, und trotzdem nicht genug Freude an Christus; und alles, was daraus entsteht, ist nur der Ausfluss dieser Unzufriedenheit. Sie suchten anderswo, Ihm noch etwas hinzuzufügen oder das Christentum mit philosophischen Gedanken etwas aufzupolieren. Das alles zeugt davon, dass sie nicht zufrieden waren, nicht ihr Genüge hatten am Herrn Jesus. Und deshalb ermahnt Paulus die Kolosser, dass sie so wie sie Ihn empfangen hatten, in der Würde Seiner Person (siehe Kap 1), beständig darin wandeln sollten. Nach 1. Joh 2,28 sollen wir in Ihm bleiben; als Kinder Gottes müssen wir immer im Herrn Jesus bleiben und uns der Beziehung zu Ihm bewusst sein, also unsere Wohnung in Ihm haben. Nur wenn das so ist, können wir auch in Ihm wandeln! Dieses Wandeln bringt Seine Person zum Ausdruck, so wie die Schrift uns den Herrn Jesus zeigt. Wir haben einfach nötig, an dem festzuhalten, was von Anfang an war, ganz besonders wenn es um die Person des Herrn Jesus geht. Wir dürfen nicht irgendetwas an Seine Seite stellen, sondern Er ist allein der Inhalt und das Ziel unseres Weges.

Ganz ähnlich ist die Ermahnung an Timotheus: „Bleibe in dem, was du gelernt hast“ (2. Tim 3,14), obwohl es hier in Kol 2 direkt um den Herrn Jesus Christus geht. Die ganze Herrlichkeit Seiner Person hätte genügen sollen, um sie vor Abweichen zu warnen. Aber wir dürfen nicht mit kaltem Herzen in reiner Orthodoxie festhalten, sondern „in Glauben und Liebe“ (2. Tim 1,13).

„…gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend darin mit Danksagung“ (Vers 7)

Die Ausdrucksform in Vers 6 macht deutlich, dass dieser Wandel in Ihm als eine beständige Sache gesehen wird. In diesem Vers wird nun in vier Stücken gezeigt, was zu dem Wandel in Ihm gehört, was Voraussetzung dafür ist. Das Wandeln in Ihm wird hier in seinen Grundzügen beschrieben. Von Besonderheit ist dabei die jeweilige grammatische Konstruktion. Es sind vier Partizipien, Umstandswörter:

  • gewurzelt; dies Wort steht in der Perfekt-Form, d.h. es wird zurückverwiesen auf einen Vorgang, der in der Vergangenheit geschehen ist und Wirkungen bis in die Gegenwart und Zukunft hat
  • auferbaut; steht in der Gegenwarts-Form (s.Fußnote), auferbaut werdend
  • befestigt; auch in der Gegenwarts-Form, befestigt werdend
  • überströmend; steht im Präsens

Die ersten drei Partizipien stehen alle im Passiv, d.h. das Gewurzelt-Werden ist nicht etwas, was wir tun können oder sollen, auch das Auferbaut-Werden und das Befestigt-Werden ist nicht etwas, was wir tun können. Wir können uns nicht selber Wurzeln geben, wir können uns auch nicht selbst auferbauen und auch nicht selbst befestigen. Wer ist aktiv dabei? Gott ist es, der hinter diesen Passiv-Partizipien steht (vgl. auch 1. Pet 5,10).

Aus diesen grammatischen Besonderheiten lernen wir, dass Gott es ist, der uns bei unserer Bekehrung unsere Wurzeln in dem Herrn Jesus gesetzt hat, ob wir es gemerkt oder gewusst haben oder nicht. Und Er tut es bis heute. Die Wurzeln gehen nach unten, das Aufbauen geht nach oben. Auch dieses Auferbaut-Werden geschieht durch Gott, es ist ein gegenwärtiger Vorgang. Es ist Gott, der uns durch Seinen Geist auferbaut. Und es ist auch Gott, der uns in dem Glaubensgut befestigt, in dem was wir glauben. Es ist hier nicht der persönliche Glaube gemeint, sondern das, was als Glaubensgegenstand vor uns steht, und dessen Mittelpunkt ist Christus. Gott ist es, der uns Festigkeit schenkt (2. Kor 1,21). Wir können uns tatsächlich nicht selbst befestigen, sondern es ist Gott, der das Glaubensgut benutzt und uns darin Festigkeit schenkt.

Erst das vierte Partizip überströmend steht in der Aktiv-Form, d.h. das ist etwas, was Gott von uns erwartet. Wenn wir so die Gnade Gottes sehen, wie Er alles für uns tut, dann müssten wir eigentlich ständig überströmend sein mit Danksagung. Wenn ein Herz glücklich ist in dem Herrn Jesus, wenn es das Glaubensgut mit dem Herrn Jesus als dem Zentralpunkt vor dem Herzen hat, dann wird es zwangsläufig dankbar sein. Der christliche Glaube ist so erhaben, und die Person, die davon der Mittelpunkt ist, ist so erhaben, dass die Herzen darin (in diesem Glauben) überströmen mit Danksagung.

Aber das In-Ihm-Wandeln einerseits, das unsere Verantwortung ist, und das Gewurzelt- und Auferbaut- und Befestigt-Werden andererseits, das das Werk Gottes ist, bedingen sich doch wechselseitig. Wir können nicht wirklich in Ihm wandeln, wenn Gott dieses Werk nicht in uns tut; aber Gott kann auch dieses Werk nicht in uns tun, wenn wir nicht in Ihm wandeln. Dann würden wir den Geist Gottes hindern, so zu wirken. Wir können also diese beiden Seiten nicht einfach auseinanderreißen.

Wenn wir danksagen, dann bewegt uns auch ein Wertbewusstsein im Blick sowohl auf das Empfangene als auch auf den Geber. Und wenn das Herz ausgefüllt ist und überströmt in Danksagung, dann zeigt das, dass wir ein Empfinden bekommen haben von der Größe der Gabe und der Größe des Gebers – und dann kann kein Vakuum in unseren Herzen entstehen. Wenn aber die Dankbarkeit aus unserem Leben schwindet, dann entstehen Gefahren für uns! Aber wenn ein Geist der Danksagung wirklich unser Leben prägt, werden wir empfindsam sein für alles und jedes, was uns den Genuss an der einzigartigen Person des Herrn Jesus nehmen will

Vorbemerkung zu den Versen 8 – 23

Der Apostel kommt jetzt ab Vers 8 direkt auf die Gefahren zu sprechen, und er erwähnt dabei bis zum Ende des Kapitels vier Arten von Gefahren. Aber er nennt nicht nur die Gefahren, sondern er stellt ihnen jeweils Christus als Heil- und Bewahrungsmittel gegenüber.

  • in den Versen 8–10 haben wir Christus im Gegensatz zur Philosophie
  • in den Versen 11–17 haben wir Christus im Gegensatz zur jüdischen Gesetzlichkeit; und es ist bezeichnend, dass dieser Abschnitt auch mit der Beschneidung anfängt
  • die Verse 18+19 zeigen uns Christus im Gegensatz zum orientalischen Mystizismus oder Aberglauben
  • und die Verse 20–23 zeigen uns Christus im Gegensatz zur fleischlichen Askese, zum Asketentum.

Diese Dinge sind voneinander getrennt zu sehen, und der Apostel vermischt sie nicht miteinander.

„Gebt Acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus“ (Vers 8)

Gebt Acht ist ein besonderes Wort der Warnung, das auch der Herr Jesus selbst auf dieser Erde benutzt hat (z.B. Lk 21,8), das auch Paulus noch an anderer Stelle benutzt (z.B. Eph 5,15; Apg 13,40). Und dann wird gewarnt vor dem Falschen, dem Irrtum, dem Bösen; aber die Worte „dass nicht jemand da sei“ zeigen deutlich, dass das Falsche immer von Personen gebracht wird. Irrtum ist immer mit Personen verbunden, die den Irrtum bringen. Wir müssen also nicht nur auf der Hut sein vor dem Irrtum an sich, sondern wir werden hier auch gewarnt vor den Personen, die ihn bringen. Auch in unseren Tagen ist das nicht anders: das Böse wird immer von Personen gebracht. Und die Gefahr ist nicht nur, dass wir ein Stück des Glaubensgutes aufgeben, sondern dass wir selbst als Beute weggeführt werden.

Es gibt Überraschungsangriffe des Feindes; aber hier sollen wir nicht überrascht werden, wenn der Feind uns attackiert. Wir müssen nun nicht in die Philosophie[1] einsteigen, um das zu kennen, was uns gefährlich werden kann, sondern wir müssen den Wert dessen kennen, was zu bewahren ist, und müssen sorgsam sein, wenn sich etwas nähert, was diesen Wert stören will..

Philosophie und eitler Betrug haben hier einen gemeinsamen Artikel, und die Bedeutung davon ist, dass Philosophie eitler Betrug ist. Die Philosophie ist auch heute für uns eine gewaltige Gefahr, gerade auch für unsere Kinder in den Schulen. Der Begriff bedeutet im Deutschen Liebe zur Weisheit, eigentlich ein schöner Ausdruck. Aber im Neuen Testament kommt Philosophie nur hier an dieser einen Stelle vor, und zwar unter einem sehr negativen Blickwinkel. Die alten Philosophen waren durchaus keine Dummköpfe, sie waren außerordentlich gescheit und haben auch Dinge gesagt, die man durchaus gebrauchen könnte. Nur haben sie versucht, einerseits die Probleme des Universums zu erklären ohne Gott, und andererseits die Probleme des menschlichen Lebens zu lösen ohne Gott. Der Mittelpunkt der Philosophie ist der Mensch, deshalb ist die Philosophie auch eng verwandt mit der Anthroposophie[2], die auch sehr galant und wortreich daherkommt.

Philosophie kommt also daher mit einem Gewand der Gelehrsamkeit, man kann dabei auch denken an die Vernunftschlüsse des Rationalismus. Aber wir finden in 2. Kor 10,5 einen schönen Gedanken, wie wir dieser Gefahr begegnen können. Was mit der Philosophie auch heute gelehrt wird, ist dermaßen feingesponnen und klug eingefädelt, dass man, wenn man nicht wirklich sattelfest ist, unbedingt ins Schleudern kommt – sie ist eminent gefährlich, weil sie für den menschlichen Geist hochinteressant ist! Philosophie richtet sich an den Verstand, sie gründet sich auf die 24 Sätze der Logik[3], wer die nicht kennt, kann nicht philosophieren; aber sie hat keine Lösungen für die wirklichen Probleme der Menschen. Sie hat keine Lösung für die Frage der Sünde, sie kennt Sünde überhaupt nicht; sie hat auch keine Lösung zur Frage des Elends in dieser Welt. Warum führt sie immer in die Irre? Weil sie erstens von sündigen Menschen erdacht worden ist, und weil sie zweitens das Gute im Menschen voraussetzt. Das zeigt deutlich, dass hinter der Philosophie Satan steht, der nicht nur ein Menschenmörder von Anfang ist, sondern auch ein Lügner und der Vater derselben (Joh 8,44).

Eine moderne Form der Philosophie ist die Entwicklungs-Theorie; das ist keine Lehre, sondern eine bloße Theorie, von Menschen erfunden, um Gott als den Schöpfer auszuschalten. Und wer Gott den Schöpfer ausschaltet, schaltet auch den Erlöser aus. Es ist gar nicht möglich, an den Erlöser zu glauben und den Schöpfer zu missachten.

Also Philosophie ist Betrug, sie hat anstelle von Offenbarungen, wie sie uns geschenkt sind, nur Spekulationen. Und die Menschen werden damit betrogen. Und die Kolosser, weil sie nicht mehr zufrieden waren mit ihrem hochgelobten Herrn, neigten ihr Ohr dorthin. Und dann ist der nächste Schritt bald da, das Aufgeben von Christus nur noch eine Frage der Zeit! Und Philosophie ist eitler Betrug; eitel in dem einen Sinn, weil er verlockend wirkt und intellektuelle Selbstbestätigung verspricht. Aber das ist eine Falle, sie ist hohl, leer, ohne Wahrheit, aber verlockend. Philosophen sind blinde Leiter von Blinden (Mt 15,14), beide werden in die Grube fallen. Und die gefährlichste Art der Philosophie ist nicht die aggressive Philosophie, die sagt, dass Gott tot ist und wir Menschen Gott sind, sondern die christliche Philosophie, die sich verbindet mit der Theologie. Die großen christlichen Kirchen bauen alles auf dieser christlichen Philosophie auf. Und daraus ergibt sich die erschütternde Gefahr, dass diese Religion der schlimmste Feind des Glaubens ist, weil jemand, der eine Religion verfolgt, der Meinung ist, dass er auf dem richtigen Weg ist.

Kennzeichnend für die Philosophie ist, dass sie nach den Überlieferungen der Menschen, nach den Elementen der Welt ist, d.h. dadurch ist sie gekennzeichnet, sie entspricht ihnen, sie ist den Menschen und der Welt angepasst. Und dann stellt Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes dem Irrtum die Wahrheit gegenüber. Er zeigt, wonach sie nicht ist, nämlich nicht nach Christus. Wenn wir irgend etwas suchen, worin wir wachsen wollen, dann kann das nur Christus sein. Er ist die Lösung für alle Fragen. Als in Tagen des Elisas die Hungersnot da war, ging einer von den Söhnen der Propheten auf dem Feld wilde Koloquinten. Das wollen wir einmal wir vergleichen mit der Philosophie in diesem Vers. Und dieser junge Mann brachte das, was er gesammelt hatte, nicht zu Elisa, sondern er zerschnitt diese Ranke ganz fein dosiert in den Kochtopf. Und dann war der Tod im Topf; das ist das Ergebnis des Wirkens der Philosophie. Aber dagegen gab es ein Hilfsmittel: es wurde Mehl hineingetan, ein Bild von der vollkommenen Menscheheit des Herrn Jesus (2. Kön 4,38–41). Christus ist die Antwort auf alle Fragen, Er löst alle Probleme, und in Ihm haben wir für Zeit und Ewigkeit genug!


[1] Philosophie ist eine Denkmethode, die nach dem letzten Sinn, den Ursprüngen des Denkens und Seins, dem Wesen der Welt, der Stellung des Menschen im Universum fragt. Ihre großen Themen sind: 1. Wer ist Gott? 2. Wer ist der Mensch? 3. Was ist der Sinn des Lebens?

[2] Anthroposophie; eigtl. Menschenweisheit; Lehre, nach der der Mensch höhere seelische Fähigkeiten entwickeln und dadurch übersinnliche Erkenntnisse erlangen kann.

[3] Eine ganz alte Methode, die sagt, dass der Verstand nach ganz geregelten, wissenschaftlichen Grundsätzen arbeiten muss, damit jeder andere das nachvollziehen kann.