Die Empfänger dieses Briefes, die Gläubigen in Kolossä, befanden sich in einer schwierigen Situation. Sie gehörten einerseits zu den wenigen Versammlungen, die einen so hohen geistlichen Zustand besaßen, dass der Heilige Geist ihnen viele Dinge offenbart hat, die Er anderen nicht offenbaren konnte. Sie kannten die ganzen Herrlichkeiten des Herrn Jesus, sie waren sich der Stellung der Versammlung auf Erden bewusst, wie sonst höchstens vielleicht nur noch die Gläubigen in Ephesus oder Philippi. Und doch waren sie überhaupt nicht sicher vor den Gefahren dieser Welt. Und das ist eine Lektion, die man sich gar nicht tief genug einprägen kann, dass kein Maß an Erkenntnis uns davor bewahrt, weltlich zu sein! Je mehr Erkenntnis wir haben, desto grausiger ist die Weltförmigkeit, weil es immer weniger zueinander passt. Die Kolosser hatten große Kenntnis, aber sie hatten den Herrn aus den Augen verloren; sie standen in der Gefahr, nicht das Haupt – den Herrn Jesus – festzuhalten.

Nachdem der Apostel ihnen erst die ganze Herrlichkeit des Herrn Jesus in Kapitel 1 vorgestellt hatte, um ihnen noch einmal den Wert und Reichtum dessen, was sie in dem verherrlichten und zur Rechten Gottes sitzenden Christus besaßen, bewusst zu machen, muss er daraufhin in Kapitel 2 mit den Warnungen vor den Dingen beginnen, durch die sie in Gefahr standen, das Haupt nicht festzuhalten. Es waren nicht die unmoralischen Dinge, die heute sehr ausgedehnt für uns alle auch eine Gefahr darstellen, sondern bei den Kolossern waren es hochkultivierte Dinge entweder religiöser Art aus dem Judentum oder philisophischer Art durch griechische oder heidnische Einflüsse. Und das hatte diese geistig und intellektuell hochstehenden Kolosser in ihren Bann gezogen. Deshalb muss der Apostel ihnen in den vorhergehenden Versen sagen, dass Gott alle diese Dinge in dem Herrn Jesus am Kreuz verurteilt hat. Also das, womit sich die Kolosser beschäftigten oder beschäftigen wollten, das hatte Gott sichtbar am Kreuz verurteilt.

Aber der Apostel führt auch noch einen zweiten Grund an. Er sagt, dass nicht nur Gott das alles im Gericht verurteilt hat, sondern er sagt den Kolossern – und damit auch uns – dass auch wir gestorben sind. Die Sache ist tot, mit der ihr euch beschäftigen wollt, aber ihr seid dieser Sache gegenüber auch tot, denn ihr seid mit einer geistlichen Beschneidung beschnitten worden, das ist der Tod, der Tod Christi auf uns angewandt.

Damit zeigt der Apostel aus zweierlei Sicht die Unmöglichkeit und Sinnlosigkeit, sich mit toten und irdischen, weltlichen Elementen abzugeben: einmal standen die Dinge unter dem Gericht Gottes, und zweitens waren sie selbst diesen Dingen gestorben. Es ist eine absolut unsinnige Sache, sich als Toter mit toten Sachen zu beschäftigen. Damit stellt man alles das, was Gott in Christus getan hat, auf den Kopf! Es geht also in den folgenden Versen nicht um irgendein Verbot, sondern es ist die Darlegung der völligen Unsinnigkeit, etwas zu betreiben, worunter Gott einen endgültigen Schlussstrich gezogen hat.

Bis Kol 2,5 hatte der Apostel die äußere Ordnung bei den Kolossern festgestellt, und die war gut. Aber in seiner Weisheit sah er auch, dass sie in ihrem Inneren in großer Gefahr waren. Darum sagt er dann in Vers 8: „Gebt Acht“! Und was er jetzt als Gefahr vorstellt, ist sehr gravierend, es zerstört die ganze christliche Wahrheit und ist deshalb so ernst.

„Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (Vers 20)

Und wenn wir jetzt zu Vers 20 kommen, dann kommt dieser Ausdruck gestorben und in Kap 3,1 auferweckt. Dabei geht es um die Veränderung des Bodens, auf dem sie standen. Sie standen nicht mehr auf dem Boden dieser Welt, sie waren gestorben. Und sie sind mit Christus auferweckt, auf ein neues Terrain gestellt. Das ist eine sehr wichtige Aussage auch für uns. Wir müssen wissen, dass wir nicht mehr auf dem Boden dieser Welt stehen, sondern auf dem Boden der neuen Schöpfung.

Ein anderer Gegensatz kommt dann in Kap 3,3, wo wir auch als gestorben gesehen werden und dann unser Leben mit dem Christus verborgen in Gott. Mit Christus gestorben und mit Christus auferweckt ist ein Unterschied des Bodens, auf dem wir stehen. Wir stehen jetzt nicht mehr auf dem Boden der Welt, sondern wir sind mit Christus auferweckt und stehen auf einem ganz neuen Boden. Und dann sind wir auch gestorben und haben dieses wunderbare Leben bekommen; da geht es nicht mehr um den neuen Boden, auf dem wir stehen, sondern um das neue Leben, das wir empfangen haben und das mit dem Christus in Gott verborgen ist. Diesen Unterschied müssen wir beachten, damit wir diese Verse gut verstehen.

Das Wort wenn hier und in Kap 3,1 gibt eine erfüllte Bedingung an; man könnte auch übersetzen: „da ihr…“, oder: „weil ihr…“. Wir haben hier also die Tatsache vorgestellt, dass wir mit Christus den Elementen der Welt gestorben sind, und wir wollen uns mit ganzem Ernst die Schlussfolgerung dieser Tatsache vor unsere Herzen stellen. Bruder Darby hat einmal gesagt: „Wenn die Welt merkt, dass wir ihre Dinge noch brauchen, um glücklich zu sein, dann haben wir jede Zeugnis-Kraft gegenüber der Welt verloren“. In Kol 3, 4 und 3, 13 kommt das Wort wenn dann in jeweils einer anderen Bedeutung vor; in Kap 3,4 ist es eine zeitliche Bedingung und bedeutet, dass die Sache an sich sicher ist, nur der Zeitpunkt wird offengelassen. In Kap 3,13 bedeutet es so viel wie: „gesetzt den Fall, dass…“.

Es scheint, dass der Apostel hier jetzt die Konsequenzen zieht aus der grundsätzlichen Veränderung, die wir als Christen erlebt haben. Offenbar spielt er auf Vers 11 an, wo wir gesehen haben, dass der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist, und dass ein Glaubensblick hin auf Ihn genügt, um das Fleisch in seiner Gesamtheit abzutun. Das ist ein Zustand, der in dem Moment Wirklichkeit wird, wo Christus zum Gegenstand des Glaubens geworden ist, bei unserer Bekehrung. Das Ausziehen des Leibes des Fleisches (Vers 11) hat uns der Herr geschenkt in dem Moment, wo wir an Ihn geglaubt haben. Wir haben das in dem Augenblick damals sicher nicht verstanden, aber Gott zeigt, dass es so war. Nicht nur ist Christus gestorben und ist auferstanden, sondern wir sind mit Ihm gestorben, mit Ihm begraben, mit Ihm auferweckt worden! Das ist eine ganz gewaltige Stellung. Stellung übrigens und Zustand zugleich, es ist tatsächlich beides.

Wir würden unseren ganzen christlichen Wandel viel besser verstehen, wenn wir erkennen, wie eng wir mit Christus verbunden sind. Immer mit Ihm; Sein Weg ist mein Weg, Sein Platz ist mein Platz, Seine Stellung ist meine Stellung. Christus ist den Elementen der Welt gestorben, und dann sind auch wir es mit Ihm! Einige Stellen zeigen uns diese bestehende innige Verbindung mit Ihm:

  • wir sind mit Ihm gekreuzigt (Röm 6,6),
  • wir sind mit Ihm gestorben (Kol 2,20; Röm 6,8),
  • wir sind mit Ihm gleichgemacht worden, einsgemacht in der Gleichheit Seines Tode (Röm 6,5),
  • wir sind mit Ihm begraben worden (Röm 6,4; Kol 2,12),
  • wir sind mit Ihm auferweckt worden (Kol 3,1),
  • mit Ihm lebendig gemacht (Kol 2,13),
  • wir leben mit Ihm (Röm 6,8),
  • unser jetziges Leben ist mit Ihm verborgen in Gott (Kol 3,3),
  • mit Ihm ist uns auch alles geschenkt worden (Röm 8,32),
  • wir sind mit Ihm ein Geist (1. Kor 6,17),
  • und auch in der Zukunft werden wir zusammen mit Ihm leben (1. Thes 5,10),
  • wir werden mit Ihm offenbar werden (Kol 3,4).

Machen uns diese Tatsachen nicht unendlich glücklich? Wenn wir das erfassen, gibt es uns einen unvorstellbaren Segen und Genuss! Dann sinnen wir auch nicht mehr auf das, was auf der Erde ist; dann ist uns unsere engste Verbindung so groß und wertvoll, dass wir suchen, was droben ist, wo der Christus ist.

Der Apostel kommt also sowohl in Vers 20 ff. und dann auch in Kap 3,1 ff.  auf die grundsätzliche Sache von Kap 2,11+12 zurück und zieht jetzt Schlussfolgerungen daraus für unseren Weg. Und diese Schlussfolgerungen sind außerordentlich wichtig auch für unsere Tage. In Vers 20 ist es ganz offensichtlich die Philosophie, die er schon in Vers 8 als Elemente der Welt bezeichnet hatte. Er kommt darauf zurück, denn auch das Asketentum ist nichts Geringeres als Philosophie. Es gibt eine berüchtigte jüdische Sekte, die den Leib als böse ansieht, so wie später die Stoiker. Sie drangsalieren und züchtigen ihren Leib und wollen über asketische Bemühungen einen Grad der Heiligkeit erreichen.

Und da sagt der Apostel: Ihr seid doch den Elementen der Welt gestorben. Elemente meint Grundsätze oder Grundbestandteile nicht nur der materiellen Schöpfung (2. Pet 3,10+12), sondern auch die Grundbestandteile eines philosophischen Systems, des Lehrgerippes dieser Welt. Und deshalb ist es auffällig, dass wir nicht nur der Welt gestorben sind, sondern gerade diesen Grundsätzen der Welt.

In Röm 6,2 sind wir der Sünde gestorben; es ist der Dativ der Beziehung, d.h. wenn es um unsere Beziehung zur Sünde geht, dann sind wir ihr gestorben. Das ist eine Tatsache, nicht nur ein schöner Wunsch. Wir sind in den Augen Gottes gestorben. Die Sünde lebt, aber wir sind ihr gestorben. Nach Röm 7,6 sind wir dem Gesetz gestorben; das Gesetz ist nicht tot, aber wir sind ihm gestorben. Hier haben wir nun ein Gestorben-Sein den Elementen der Welt gegenüber. Die Welt ist auch immer noch sehr rege und sehr lebendig, sie hat ihre Grundsätze und ihre Elemente und rühmt sie; aber wir sind, was unsere Beziehung zu ihr betrifft, auch der Welt gestorben.

Der Satz: „als lebtet ihr noch in der Welt“ ist erschütternd. Bei Gott ist alles Gegenwart, und die Kreuzigung Seines Sohnes ist, als wäre sie erst gestern gewesen. Für uns ist die Kreuzigung des Herrn Jesus durch die Welt weit weit weg, fast 2000 Jahre her. Wenn wir mehr sehen würden, dass die Welt Christus heute ganz genauso behandeln würde, als wäre es gestern gewesen, ist es dann denkbar, dass wir noch in der Welt leben, dass wir die Grundsätze der Welt wieder aufnehmen?

„Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht! (Dinge, die alle zur Zerstörung durch den Gebrauch bestimmt sind), nach den Geboten und Lehren der Menschen (die zwar einen Schein von Weisheit haben, in eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes, und nicht in einer gewissen Ehre), zur Befriedigung des Fleisches“ (Vers 21–23)

Und wenn das in Vers 20 warnend vorgestellt wird, dann werden jetzt Dinge angesprochen, die dem natürlichen Menschen so liegen; das ist Askese; das ist etwas Sichtbares, etwas für das Fleisch, und der Apostel verurteilt es in aller Entschiedenheit.

„Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht“ sind keine Ermahnungen an uns, sondern es ist das, was die Philosophen sagen, um zur Askese zu verleiten, es ist gerade der Inhalt des Asketentums. Der Apostel verurteilt geradezu diese Aufforderungen der Philosophen. „Lehren der Menschen“ sind selbst auferlegte Regeln, nach denen sie vorgehen. Es geschieht auch immer kontrolliert, es ist immer auch ein Fünkchen Wahrheit darin enthalten. Sie legen gleichsam die Axt an die Früchte, die der Mensch hervorbringt, Gott aber legt die Axt an die Wurzel. Und Er sagt: „Ihr seid gestorben“; was eure Beziehung zur Welt angeht, seid ihr tot! Wie kann man da noch Satzungen haben, die sich an das Leben hier in der Welt richten? Die Satzungen der religiösen und philosophischen Menschen richten sich an Lebende in dieser Welt – wir sind tot, wir sind Fremdkörper in der Welt. Die ganze Welt liegt in dem Bösen (1. Joh 5,19). Es ist interessant, dass die Lehren der Menschen dieser Welt fast immer negativer Art sind, verneinende Aufforderungen beinhalten, so auch hier. Das Positive des Christentums kennen sie nicht.

Also durch die Lehren der Menschen wird das Fleisch begrenzt. Auch viele Gläubige haben versucht, das Fleisch durch Anordnungen von Menschen zu regulieren – und sie sind immer wieder gescheitert, immer wieder schaffen sie es nicht. Deshalb stellt Gott uns hier erst einmal vor, was die Elemente der Welt sind, mit denen wir nichts zu tun haben. Es ist ein eigenwilliger, selbst auferlegter, freiwilliger Gottesdienst. Aber kommen wir dadurch Gott näher? Es ist etwas besonders Schlimmes, wenn hier Dinge als Gottesdienst bezeichnet werden, die Gott einfach nicht angeordnet hat und die geradezu im Widerspruch zu Seinen Gedanken sind. Wir finden viele Beispiele gerade auch im AT, wo Gott Gericht geübt hat bei eigenwilligem Gottesdienst (3. Mo 10; 1. Sam 13 u.a.).

Wenn jemand so streng gegen sich ist, so könnte man fast ein wenig Respekt vor ihm haben. Manchmal wird der Apostel Paulus als ein Beispiel solchen Verhaltens angeführt, wenn er in 1. Kor 9,27 sagt, dass er seinen Leib zerschlägt und ihn in Knechtschaft führt. Manche Ausleger deuten diese Stelle als ein Beispiel dafür, dass Paulus eben auch seinen Körper bekämpft habe. Aber das hat er absolut nicht; er hat nur in seiner Hingabe im Dienst für den Herrn nicht gestattet, dass der Körper seine Anrechte anmeldete und über die des Heiligen Geistes stellte. Das zeigt eine Selbstzucht, eine Energie in der Hingabe an den Herrn; Paulus gestatttete dem Körper nicht, die Leitung zu übernehmen. Es gibt übrigens keinen Dienst für den Herrn ohne Verzicht; aber 1. Kor 9,27 hat absolut nichts zu tun mit Kol 2,20–23.

In diesem gelesenen Abschnitt kommen zwei Schwerpunkte vor uns: wir sind mit dem Christus gestorben, und wir sind mit dem Christus auferweckt worden. Das ist bei unserer Bekehrung Wirklichkeit geworden, aber es hat auch praktische Auswirkungen. Im Blick auf unser Gestorben-Sein bezüglich der Askese sind es drei Auswirkungen.

  • Zuerst hat das Asketentum hat keinerlei Einflüsse auf unser geistliches Leben, denn die Speisen werden durch den Gebrauch, das Essen, zerstört. Es hat also keinerlei geistliche Ergebnisse für uns. Gott hat die Nahrungsmittel dazu bestimmt, dass wir sie gebrauchen sollen, sie essen sollen, und dadurch werden sie zerstört.
  • Zweitens kann man durch dieses Asketentum, wenn es auch einen Schein von Weisheit hat, keine höhere Geistlichkeit erreichen. Es gibt eine Art von Vegetarismus, die sagt, Adam und Eva haben vegetarisch gelebt, und wenn wir das heute auch wieder machen, kommen wir auch wieder in diesen paradisischen Zustand zurück, in dem sie sich befunden haben. Dadurch bekommt die Askese tatsächlich einen religiösen Anstrich, auch einen Schein von Weisheit, denn es scheint ja auch gesund zu sein, gewisse Fette nicht zu essen. Wenn man sich davon abhängig macht oder dem auch teilweise unterwirft, dann kommen wir in die gleiche Richtung hinein. Der Herr sagt: Alles ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird (1. Tim 4,3+4).
  • Und drittens gibt man dem Leib durch das Asketentum nicht die Ehre, die ihm zukommt. Gott gibt unserem Körper Ehre, er ist der Tempel des Heiligen Geistes, Er wird die Leiber der Entschlafenen auferwecken. Und wir entziehen unserem Körper diese Ehre, die Gott ihm geben will, wenn wir ihn geringschätzig behandeln und uns der Askese hingeben. Die entgegengesetzte Gefahr ist natürlich, wenn wir unseren Leib überbetonen und ihn wie einen Götzen behandeln und alles für ihn gemacht wird in jeder Hinsicht (z.B. Gourmet-Tempel, Wellness-Oasen). Wir müssen beide Gefahren sehen und ausgewogen bleiben. Wenn wir uns bewusst enthalten, mißachten wir das, was Gott in der Schöpfung gewollt hat. Gott will nicht, dass wir den Leib verachten, sondern ihm die Stellung zuerkennen, die Gott ihm gegeben hat. Wir wollen vorsichtig sein, nicht alle Trends dieser Welt einfach mitzumachen. Lasst uns festhalten, dass wir nicht mehr in der Welt leben.

Askese ist sehr verführerisch, es stellt den Menschen vor als einen, der verzichten kann, und sie hat das Ziel, das zu einer Religion zu machen, die zu einer höheren Position beiträgt. Man könnte beeindruckt sein von solchen Menschen, aber der Nachsatz macht klar, wozu die Askese eigentlich dient: zur Befriedigung des Fleisches. Die Askese erweckt einen Anschein von Demut, aber es ist keine wirkliche Demut, im Gegenteil ist es tatsächlich Hochmut.

Wir dürfen in diesem Vers den Unterschied zwischen Leib und Fleisch nicht miteinander verwechseln. Wenn es um die Befriedigung des Fleisches geht, dann ist damit das eigene Ich, die alte Natur gemeint; während es bei dem Leib um den menschlichen Körper geht. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib, so hat Gott uns gemacht (1. Thes 5,23). Der Körper hat eine Bedeutung, Gott hat ihn uns gegeben, und deshalb müssen wir auch mit dieser Gabe Gottes verantwortlich umgehen. In unserem Körper wohnt der Heilige Geist (1. Kor 6,19), und gerade deswegen werden unsere sterblichen Leiber auferweckt werden (Röm 8,11). Unsere Leiber sind in der Tat sterblich, weil die Sünde in uns wohnt, aber der Leib wird nicht eine Beute des Todes bleiben. Unser Leib der Niedrigkeit wird umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21).

Zwei, drei Kardinalpunkte als Zusammenfassung des zweiten Kapitels wollen wir uns noch einmal vorstellen:

  • in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Vers 9)
  • wir sind in Ihm vollendet (Vers 10)
  • wir müssen das Haupt festhalten (Vers 19)

Das sind die Punkte, die wir gesehen haben. Der Herr möge uns helfen, dass wir die Vortrefflichkeit der Person unseres Herrn wieder mehr vor uns haben, dass wir unsere gesegnete Beziehung in Ihm mehr kennen und durch den Glauben verwirklichen, und dass wir festhalten, dass jede Segnung von Ihm, dem Haupt kommt!