Wenn wir wissen, dass eine bestimmte Situation sehr viel Ärger, Trauer und Schmerz bringen wird, dann versuchen wir mit allen Mitteln, erst überhaupt gar nicht in diese Situation hineinzukommen. Und selbst wenn es unversehens doch so kommt, dann tun wir alles in unserer Kraft Stehende, um so schnell wie möglich aus der Misere herauszukommen. Wie anders war es doch bei dem Herrn Jesus: Er wusste alles, was über ihn kommen würde und unternahm doch nichts, um es zu verhindern – auch dann nicht, als er mitten im Leid war.

Der Herr Jesus wusste genau, welche körperlichen Leiden von Seiten der Menschen über ihn kommen würden. Dass man ihn ins Gesicht schlagen, bespucken, geißeln, mit einer Dornenkrone krönen und schließlich an ein Kreuz nageln würde. Für uns sind diese Begriffe so bekannt, doch können wir uns diese Schmerzen vorstellen? Bei den Dornen handelte es sich nicht um kleine zerbrechliche Rosendornen, sondern um lange, spitze und stabile Dornen, die sich mit jedem Schlag auf seinen Kopf tiefer unter die Kopfhaut bohrten. Bei der Geißelung wurden extra kleine Eisen- oder Knochenstücke eingebunden – das erhöhte den Schmerz zusätzlich. Bei jedem Schlag platzten innerlich Blutgefäße auf, bis schließlich die Haut platzte. Treffend schreibt der Psalmist prophetisch über den Herrn Jesus: „Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben lang gezogen ihre Furchen“ (Ps 129,3). Und trotz all der Schmerzen, die der Herr schon erduldet hatte, zögerte man nicht, auch bei der Kreuzigung die Schmerzen möglichst zu erhöhen. Man verwendete keine glatten und sauberen Baumarktnägel, sondern grob geschmiedete Nägel, die sehr wahrscheinlich nicht durch die Handflächen, sondern durch die Handgelenke geschlagen wurden – ausgerechnet dort, wo viele Nervenbündel liegen.  Das alles wusste der Herr Jesus und doch ging er!

 Selbst als der Herr am Kreuz hing, verspottete und verhöhnte man ihn:

  1. Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40). Dass Jesus am Kreuz hing, war für die Menschen der sichere Beweis, dass er nicht der Sohn Gottes sein könnte.
  2. Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten“ (Mt 27,42). Hätte er seinen Vater nicht bitten können und dieser hätte ihm zwölf Legionen Engel gesandt, die ihn sofort befreit hätten? Hätte er in seiner Schöpferallmacht nicht allem ein Ende setzen können? Ja, das hätte er tun können. Doch er schwieg, nur um in noch tiefere Leiden zu kommen.
  3. Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn begehrt“ (Mt 27,43). Was für ein Hohn für den, der von sich selbst sagen konnte, dass er allezeit „das ihm Wohlgefällige“ tat (Joh 8,30).

Auch um diese psychischen Leiden wusste er Herr Jesus und doch ging er!

Wenn auch die Leiden und Schmerzen, die Menschen ihm zufügten, schon unbeschreiblich schlimm waren, so standen die schrecklichsten Leiden in dem Gericht Gottes der Sünde wegen noch vor ihm. Wir mögen ein klein wenig mitempfinden können, was der Herr Jesus an körperlichen und psychischen Leiden von den Menschen ertragen mussten. Doch hier müssen unsere Empfindungen völlig zurückbleiben. Unser ganzes Denken und Empfinden ist von der Sünde verseucht. Aber hier steht der vor uns, der Sünde nicht tat (1. Pet 2,22), der Sünde nicht kannte (2. Kor 5,21) und in dem keine Sünde war (1. Joh 3,5). Und ausgerechnet dieser geht in das gerechte Gericht eines heiligen Gottes über die Sünde. Ausgerechnet dieser wird gerichtet, als ob er der Ursprung aller Sünde sei. Der Herr Jesus selbst hatte diesen Kelch aus der Hand des Vaters genommen (Joh 18,11). Er wusste im vollen Umfang, was diese Leiden bedeuten würden, und doch ging er!

Wenn wir die Leiden des Herrn Jesus anschauen und wie er sie erduldet hat, dann ist das sehr bewegend. Doch was am meisten bewegt, ist, dass der Herr Jesus nicht nur wusste, was er erleiden würde und warum er es erleiden würde, sondern vor allem, für wen er alles dies erleiden würde. Jedes Kind Gottes kennt sich selbst am besten und weiß, zu welchen Sünden es fähig ist. Auch der Herr Jesus wusste um jede einzelne Sünde und doch ging er! Für dich. Für mich.

Wie groß muss die Liebe unseres Herrn sein. Eine Liebe wie Feuergluten, die weder durch den Hass der Menschen noch durch die Leiden des Gerichtes Gottes ausgelöscht werden konnten. Anbetungswürdiger Herr!