Von der erlösenden Liebe gibt es in 3. Mose 25 ein schönes Bild.

Der Fall eines Israeliten wird vorgestellt, der tiefer und tiefer in die Armut sinkt, bis er sich schließlich einem Fremden verkauft und ein Sklave wird; denn im damaligen Gesetz gab es die Pflicht, dass Schulden bezahlt werden mussten, und wenn der Schuldner nichts hatte, womit er sie bezahlen konnte, wurde er selbst verkauft. Das Gesetz Gottes ließ den Grundsatz nicht zu, dass ein Mann frei ausgehen konnte, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte. Ebenso wenig lässt das Evangelium die Entschuldigung der Unfähigkeit gelten. Es gibt in der göttlichen Gerechtigkeit kein Insolvenzgericht, wo die Sünden des Menschen abgewickelt werden könnten, denn Gott wird keine Entschuldigungen annehmen wie: „Ich wurde verleitet; ich hatte Pech und bin deshalb verdorben.“ Das Gesetz Gottes besteht auf dem Buchstaben und es kann dem Einspruch der menschlichen Schwachheit nicht stattgeben. Doch wenn auch das Gesetz streng war, ließ es doch Raum für die erlösende Liebe; obwohl die Schuld des Schuldners bis zum letzten Penny bezahlt werden musste, hatte die Gnade doch Vorsorge für seine Erlösung getroffen: „So soll, nachdem er sich verkauft hat, Lösungsrecht für ihn sein; einer von seinen Brüdern mag ihn lösen. Entweder sein Onkel oder der Sohn seines Onkels mag ihn lösen, oder einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlecht mag ihn lösen; oder hat seine Hand etwas erworben, so mag er sich selbst lösen“ (3. Mo 25,48.49). Das Gesetz hielt seine Rechte aufrecht, während die Gnade ihre Rechte behauptete.

Die Selbsterlösung steht völlig außer Frage. Für jede Sünde muss Sühnung getan werden, und wir sind von Natur unter die Sünde verkauft und sind Sklaven der Sünde. Wir haben überhaupt keine Kraft, die Zahl unserer täglichen Sünden zu reduzieren, geschweige denn uns einen Vorrat an guten Taten anzulegen, um uns die Freiheit von vergangenen Sünden zu sichern.

Unsere Erlösung muss von jemand anderem kommen, und zwar von einem, der nicht wie wir Sklave der Sünde ist. Unser Erlöser muss reich sein, und zwar reich in der Vollkommenheit seiner Person und in der Liebe seines Herzens – reich in den Augen Gottes, reich an Liebe zu den Menschen. Um unser Erlöser zu werden, wurde der Herr unser Verwandter, und nachdem er Mensch geworden war, kaufte er uns in der freiwilligen Liebe seines Herzens aus der Knechtschaft frei. Er bezahlte für uns mit dem Preis seines eigenen kostbaren Blutes. Wir gehören nicht mehr uns selbst; wir sind um einen Preis erkauft.

Die erlösende Liebe Jesu muss das beständige Thema unserer Herzen sein. Wie jene arme Sklavin, die ein reicher Fremder loskaufte und dann zu ihrem Erstaunen in die Freiheit entließ, möchten auch wir rufen: „Er erlöste mich, er erlöste mich.“ Sie wurde eine willige Dienerin ihres Erlösers. Es kam ihr nicht fremd vor, ihr Leben in den Dienst ihres barmherzigen Befreiers zu stellen. Und sicher werden auch wir die unendliche Gnade unseres Erlösers schätzen und uns in seinen Dienst stellen, indem wir rufen: „Er erlöste mich.“