Wie Israel zu Gott gebracht wurde

Die Barmherzigkeit Gottes gegenüber Israel erschöpfte sich nicht darin, dass er das Blut an ihren Türpfosten sah und vorüberging. Sie erschöpfte sich nicht darin, dass er sie vor dem Gericht errettete, sondern er brachte sie aus dem Land Ägypten und aus der Knechtschaft heraus. Und sie erkannten dies sehr wohl, denn auf der wüsten Seite des Roten Meeres erhoben sie ihre Stimmen in einem mächtigen Chor und sangen: „Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst hast, hast es durch deine Stärke geführt zu deiner heiligen Wohnung“ (2. Mo 15,13). Sie waren nicht mehr in Ägypten oder von Ägypten, sondern vollkommen frei von Ägypten. Und durch Glauben sahen sie sich durch die Stärke des Herrn zu seiner heiligen Wohnung geleitet.

Wie oft hören wir eine neubekehrte Seele von sich selbst so sprechen, als ob sie vom Gericht befreit wäre, um in den Himmel zu gehen. Doch noch sind wir nicht zum Himmel gebracht, aber wir sind bereits zu Gott gebracht.

In der Seele wird eine moralische Veränderung bewirkt, wenn sie erkannt hat, dass sie zu Gott gebracht worden ist

Eine wunderbare Ruhe für die Seele liegt in der Tatsache, dass wir zu Gott gebracht sind. Wenn wir das erkennen, öffnet sich ein neuer Blick auf die geistlichen Dinge vor uns. Ohne Zweifel sah Israel die gute Botschaft Gottes von dem Standpunkt der Felsen auf der kanaanitischen Seite des Roten Meeres aus betrachtet ganz anders als damals, als sie mit umgürteten Lenden in ihren Häusern in Ägypten warteten und das Passah aßen. Sie sangen auf der anderen Seite des Roten Meeres (wir lesen nicht von einem Lied in Ägypten), und es ist ein herrlicher Gesang; so herrlich, dass Gott in seinem Buch keinen anderen Lobgesang von menschlichen Lippen vor diesem aufgezeichnet hat. Nach diesem Triumphgesang der Erlösung hören wir von zahlreichen Liedern, schön und lieblich, siegreich und verlockend; manche von Menschen auf der Erde gesungen und manche von Menschen im Himmel; Zeitlieder und Ewigkeitslieder, doch nicht einer vor dieser gewaltigen Äußerung der vollkommenen Erlösung. Und was in Bezug auf die Bibel wahr ist, ist auch wahr in Bezug auf unser Leben. Es gibt kein wirkliches Lob Gottes aus dem Herzen des Menschen, das dem Lobgesang der vollkommenen Erlösung vorangeht.

Israel hatte geseufzt und geschrien auf der ägyptischen Seite des Meeres. Sie dachten, Gott hätte sie an die Grenzen ihres Landes voller Mühe gebracht, um ihnen am Meer ein gewaltiges Grab zu bereiten. Doch das Grab, dass sie fürchteten, war für ihre Feinde; für sie selbst weist das Tor zur Freiheit. „Fürchtet euch nicht, steht und seht die Rettung des Herrn.“ Sie standen. Und sie sahen seine Rettung. „Die Wasser waren ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.“ Sie gingen auf dem Trockenen mitten durch das Meer. Die Wagen und Heere des Pharao wurden in diese Wasser geworfen – die Auserlesenen seiner Wagenkämpfer versanken. „Die Fluten bedeckten sie, sie sind hinuntergefahren in die Tiefen wie ein Stein.“

Satan mag verfolgen – er mag uns das Fürchten lehren –, wie es Pharao am Roten Meer tat. Doch so wie am Meer die Macht des Pharao für immer gebrochen wurde, so findet die Macht Satans in der Auferstehung Christi ihr ewiges Ende. Gottes Volk ist gerettet und die Errettung Gottes ist gewaltig. Der Herr ist auferstanden. Er ist durch den Tod für uns gegangen, dennoch wird der Tod den Feind überwinden. Die Kraft des Feindes verschwindet am Grab Christi. Auferstehungsboden kann er nicht erreichen. Das Blut des Lammes Gottes ist unsere Erlösung; die Auferstehung Christi ist unsere Freiheit. Beides ist unser; und in Ihm, der starb und auferstand, sind wir mit Gott versöhnt. „Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus“ (2. Kor 5,18). Sein Grab ist unser Tor zur Freiheit. Die Mächte der Finsternis können den Gläubigen nicht über die Grenzen des Grabes Jesu hinaus verfolgen. Wir wurden erlöst, während wir in der Welt sind; doch wir sind jetzt schon aus ihrem Gericht herausgenommen; wir sind in Christus zu Gott gebracht.