Der Weg Abels 

In Kain sehen wir den typisch religiösen Menschen, der, ohne nach den Rechten Gottes zu fragen, auf der Grundlage seiner eigenen Werke Gott zu nahen versucht. Doch wer Gott nahen und vor Ihm bestehen möchte, der muss den einzigen Weg gehen, den ein Sünder gehen kann, um Gott zu nahen – den Weg Abels.

In Abel sehen wir einen Menschen, der verstanden hat, dass er allein auf der Grundlage eines stellvertretenden Opfers vor Gott bestehen und Ihm nahen kann. Der Glaube bewirkte in Abel, nach dem „Vorbild“ Gottes zu handeln und ein unschuldiges Tier zu nehmen und es zu töten (das hatte Gott getan, indem er dem ersten Menschenpaar Röcke von Fell machte).

Vor allem drei Dinge fallen bei Abel auf:

  1. Er brachte sein Opfer durch Glauben – das wird bei Kain nicht gesagt.
  2. Er bringt ein Opfer von den Erstlingen der Herde und von ihrem Fett – er bringt das Beste, was er hat.
  3. Bei dem Opfer Abels tritt der Tod ein. Vor allem aus diesem Grund spricht Hebräer 11 von einem „vorzüglicheren Opfer“.

Wir lesen nichts davon, dass Gott Adam und Eva über Sein Handeln eine Erklärung gegeben hätte, noch wissen wir, was Abel von seinen Eltern gelernt hatte. Aber wir wissen, dass Abel sein Opfer durch Glauben brachte. Durch Glauben erkannte Abel, dass er Gott nicht nahen konnte, ohne ein Opfer zu bringen, das den Anforderungen Gottes genügt. Er akzeptierte auch, dass nicht er, sondern Gott derjenige ist, der den Maßstab dafür setzen musste. In seinem Glauben drückte Abel aus, dass er verstanden hatte, was Gott bei seinen Eltern getan hatte, und zeigt das in seinem Opfer.

Dabei ist es interessant, dass wir weder über Kain noch über Abel lesen, dass sie eine Sünde begangen hätten, obwohl wir davon natürlich ausgehen müssen. Doch es geht hier gar nicht um eine bestimmte Sünde, nicht so sehr um den Menschen und sein Bedürfnis nach Vergebung, sondern um die Ansprüche Gottes. Wenn es jemals möglich sein sollte, dass ein sündiger Mensch Gott naht, dann mussten die Ansprüche Gottes erfüllt werden. Abel erkannte, dass ein sündiger Mensch allein auf der Grundlage eines stellvertretenden Opfers vor Gott bestehen und Ihm nahen konnte. Mit der geistlichen Erkenntnis des Glaubens handelte Abel nach dem Vorbild Gottes, brachte ein blutiges Opfer und erlangte dadurch das Zeugnis, dass er gerecht war. Gott nimmt nicht nur das Opfer Abels an, sondern erklärt ihn auf Grund seines Opfers und seines Glaubens für gerecht. Im Schatten dieses Opfers, dieses unschuldigen Tieres, das sein Leben geben musste, sieht Gott Abel und rechtfertigt ihn.

Der Unglaube mag nun fragen, was für einen Unterschied es macht, ob ein Tier oder Früchte des Erdbodens geopfert werden, ob nun der Tod eintritt oder nicht. In sich hat in der Tat keines der beiden Opfer einen Wert vor Gott (vgl. Heb 10,8). Und doch lesen wir hier, dass Abels Opfer vor Gott wohlgefällig war und dass Gott die Opfer im Volk Israel anordnet. Ein Widerspruch? Nein! In der Tat konnte kein einziges Opfer des Alten Testaments Vergebung und Rechtfertigung bewirken. Doch sie alle weisen auf „das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Heb 10,10) hin. Mit vollem Wohlgefallen blickt Gott auf dieses eine Opfer Seines Sohnes, durch das Er weit mehr verherrlicht wurde, als Er jemals verunehrt wurde. Weil Gott nun so verherrlicht wurde, kann Er jeden rechtfertigen, der sich im Glauben auf dieses Opfer beruft.

Wie viel Abel davon verstand, hat wissen wir nicht. Aber durch Glauben verstand er, dass dieses Opfer das einzige war, welches den Anforderungen Gottes entsprach. Und Gott, der in diesem Opfer das Opfer Seines Sohnes sah, konnte ihn rechtfertigen. Nicht anders ist es heute. Im Schatten des Opfers des Herrn Jesus am Kreuz kann Gott den rechtfertigen, „der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm 3,26). Die Konsequenz davon ist nun, dass Menschen durch den Herrn Jesus Christus Frieden mit Gott haben können (Röm 5,1).