Der Apostel Paulus kann in seinem zweiten Brief an Timotheus ihn als sein geliebtes Kind anreden. Welch ein Trost, dass es in den Tagen des Niedergangs solche gibt, denen gegenüber wir unsere Zuneigung ausdrücken und denen wir im Vertrauen unser Herz ausschütten können. Bei Timotheus zeigten sich zwei besondere Merkmale, die die Liebe und das Vertrauen des Paulus hervorriefen. Erstens gedachte der Apostel seiner Tränen, und zweitens erinnerte er sich seines ungeheuchelten Glaubens. Die Tränen des Timotheus bewiesen, dass er ein Mann von geistlicher Tiefe und Mitgefühl war, der den elenden und angeschlagenen Zustand des christlichen Zeugnisses fühlte. Sein ungeheuchelter Glaube machte klar, dass er fähig war, sich im Gehorsam gegenüber Gott und im Vertrauen zu Ihm über all das Böse zu erheben.

Timotheus mochte eine schüchterne Natur haben und in Gefahr stehen, vom Bösen, das in die Versammlung eindrang, überwältigt zu werden. Da er sich jedoch durch Tränen und Glauben auszeichnete, war der Apostel ermuntert, ihn zu belehren und zu ermahnen. Er wusste, dass Timotheus Voraussetzungen besaß, die ihn befähigen würden, den Aufforderungen nachzukommen.

Heute ist es nicht anders. Die Belehrungen dieses zu Herzen gehenden Briefes werden wenig Widerhall finden, es sei denn, dass Tränen und Glauben vorhanden sind – Tränen, die von einem empfindsamen Herzen reden, das über die Not im Volk Gottes trauern kann; und Glauben, der den Pfad der Absonderung nach Gottes Gedanken inmitten des Niedergangs beschreitet.

Paulus freute sich, in seinen Gebeten an diesen Mann der Tränen und des Glaubens zu denken. Welch eine Ermunterung für jeden Gläubigen, dessen Herz durch den traurigen Zustand des Volkes Gottes gebrochen ist, wenn er weiß, dass es treue und hingebungsvolle Gläubige gibt, die im Gebet seiner gedenken. Es ist die Treue, die in den Tagen des Abfalls die Herzen durch das Band der göttlichen Liebe miteinander verbindet.