„Und er nehme eine Pfanne voll Feuerkohlen vom Altar, vor dem HERRN, und seine beiden Hände voll wohlriechenden, kleingestoßenen Räucherwerks, und bringe es innerhalb des Vorhangs. Und er lege das Räucherwerk auf das Feuer vor Jahwe, damit die Wolke des Räucherwerks den Deckel bedecke, der auf dem Zeugnis ist, und er nicht sterbe. Und er nehme von dem Blut des Stieres und sprenge mit seinem Finger auf die Vorderseite des Deckels gegen Osten; und vor den Deckel soll er von dem Blut siebenmal sprengen mit seinem Finger. Und er schlachte den Bock des Sündopfers, der für das Volk ist, und bringe sein Blut innerhalb des Vorhangs, und tue mit seinem Blut, so wie er mit dem Blut des Stieres getan hat, und sprenge es auf den Deckel und vor den Deckel.“ 3. Mose 16,12–15

Wer in einem Bibelquiz eine Frage stellen möchte, die kaum jemand beantworten kann, obwohl sie sich sehr einfach anhört, ist mit folgender Frage gut beraten:

Wie oft ging der Hohepriester zur Zeit des Alten Testaments in das Allerheiligste hinein?

Die prompte Antwort dürfte lauten: einmal am Großen Versöhnungstag. Das ist auch nicht verkehrt, wie Hebräer 9,7 zeigt. Aber konkret ging der Hohepriester tatsächlich viermal in das Allerheiligste hinein – auch wenn es eine Handlung ist, was der Schreiber des Hebräerbriefs auch offensichtlich meint.  Dass er viermal hineinging, wird deutlich, wenn wir den angeführten Abschnitt sorgfältig lesen:

1.) Der Hohepriester ging mit der Pfanne voll Feuerkohlen vom Altar in das Allerheiligste hinein und stellte dort die Pfanne ab.

2.) Daraufhin nahm er seine beiden Hände (und da er beide Hände benutzte, muss der Gang mit der Pfanne ein separater gewesen sein) voll Räuchwerks und brachte es innerhalb des Vorhangs.

3.) Anschließend nahm er das Blut des Stieres, der für ihn und sein Haus geschlachtet wurde, und brachte es in das Allerheiligste und sprengte das Blut auf und vor den Sühndeckel der Bundeslade.

4.) Zum Schluss nahm er das Blut des Bockes, der für das Volk geschlachtet wurde, und tat mit ihm das, was er auch mit dem Blut des Stieres getan hatte.

„Genau lesen“ ist gerade in 3. Mose 16 angesagt. Denn sonst kommt man rasch durcheinander; ganz abgesehen davon, dass man auch Zeit benötigt, um über die vorbildliche Bedeutung nachzusinnen. Einen Bericht über historische Ereignisse (Könige, Chronika ....) mag man etwas schneller (nicht: hastig) lesen, aber bei den Opfervorschriften funktioniert das nicht. Jedenfalls nicht, wenn man einen inneren Gewinn haben will. Nachfolgend noch stichpunktartig das, was in 3. Mose 16 beschrieben wird. Das kann beim Studieren eine Hilfe sein:

Junger Stier (Sündopfer) Widder (Brandopfer) [Familie]     

2 Ziegenböcke (Sündopfer) Widder (Brandopfer) [Volk]

1. Junger Stier (SO) für Familie schlachten. Pfanne mit feurigen Kohlen in das Allerheiligste bringen. Dann beide Hände voll wohlriechenden Räucherwerks. Blut in das Allerheiligste. Einmal auf die Lade und siebenmal auf den Boden sprengen.

2. Lose über die zwei Ziegenböcke werfen.

3. Bock für das Volk schlachten. Blut hineinbringen und so tun, wie er es mit dem Jungstier tat.

4. Blut von Stier und Ziegenbock wird auf die Hörner des ehernen Altars getan und siebenmal auf ihn gesprengt.

5. Aaron legt beide Hände auf den lebendigen Ziegenbock und bekennt alle Ungerechtigkeit Israels. Ein bereitstehender Mann führt den Bock zur Wüste.

6. Aaron geht in das Zelt der Zusammenkunft (Heiligtum) und legt seine Kleider von Linnen dort nieder. Geht zum ehernen Waschbecken und wäscht sich gründlich. Zieht seine normalen Kleider an.

7. Die beiden Widder (BO) werden geopfert. Das Fett des Sündopfers auf dem Altar geräuchert.

8. Das Fleisch der Sündopfer wird außerhalb des Lagers verbrannt.