Es ist bemerkenswert: In Philipper 3 beschreibt der Apostel Paulus, welche natürlichen Vorzüge er von Haus aus hatte und was für ein überragender Jude er gewesen war. Was das Gesetz anging, so konnte Paulus von sich sagen, dass er für untadelig erfunden worden war. Es gab kein Gesetz, das der damalige Saulus – äußerlich gesehen – nicht erfüllt und das ihn verurteilt hätte (vgl. Phil 3,6). Und auch was seinen Eifer anging, so fand sich unter den Pharisäern keiner, der ihm gleich war. Er besaß für einen Juden sehr erstrebenswerte Dinge, auf die er stolz gewesen war – sie waren für ihn Gewinn.

Doch dann begegnet ihm der verherrlichte Herr und plötzlich verdreht sich alles in das Gegenteil: Was vorher erstrebenswert und Gewinn war, wird nun als Verlust und Dreck angesehen. Warum gab Paulus alle seine Vorzüge auf, die ihm sicherlich doch ein angenehmes Leben und eine steile Karriere bereitet hätten? Die Antwort ist: „um Christi willen“ und „wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu“! (vgl. Phil 3,7.8) Die Person des verherrlichten Herrn war für ihn Ursache und Motivation, diesen drastischen Wechsel vorzunehmen

Die Ereignisse im Leben des jungen Saulus haben eine eindringliche Botschaft an uns:

  1. Die Dinge diess Lebens müssen in Beziehung zu Christus gebracht werden. Zuvor gab es im Leben des Saulus Dinge, die für einen natürlichen Menschen erstrebenswert sind und ihn mit Stolz erfüllen. Niemals wäre Saulus auf die Idee gekommen, diese Dinge einfach aufzugeben. Doch dann begegnet ihm der Herr und Saulus beginnt, alles im Licht Gottes zu sehen. Er setzt alles in Beziehung zu Christus – und erachtet es alles für Verlust und Dreck. Es mag auch in unserem Leben Dinge geben, die uns erstrebenswert erscheinen. Doch das ist immer eine Frage des Maßstabes. Der natürliche Mensch mag sich an ihnen erfreuen. Die Welt mag sie als ihr höchstes Gut haben. Doch in welchem Licht erscheinen die Dinge, wenn wir sie in Beziehung mit Christus setzten?
  2. Unser Herz muss mit der Herrlichkeit der Person unseres Herrn erfüllt sein – erst dann werden wir die Kraft besitzen, die scheinbar so erstrebenswerten Dinge in unserem Leben den rechten Platz zu zuwiesen. Vielleicht empfinden wir, dass es Dinge in unserem Leben gibt, die wir besser aufgeben sollten, weil sie den Vergleich mit Christus nicht standhalten und uns von einem Ihm hingegeben Leben abhalten. Vielleicht üben wir uns in Verzicht und Aufgabe, um dann Christus besser zu erkennen und ihm besser zu dienen. Doch beachten wir, dass die Reihenfolge bei Saulus eine andere ist. Schon bei seiner Bekehrung war seine erste Frage: „Wer bist du, Herr?“, und erst die zweite Frage: „Was soll ich tun, Herr?“ (vgl. Apg 22,8.10). Saulus gab nicht alles auf, damit er Christus finden würde, sondern weil er Christus gefunden hatte und von Ihm ergriffen war! Die Person des Herrn Jesus hatte sein Herz erfüllt, und so war es für ihn nicht schwierig, die alten Dinge aufzugeben.

Wie wir unser Leben leben, hängt davon ab, welche Anziehungskraft die Dinge auf uns haben. Und das ist gleichzeitig eine Frage, womit wir uns mehr beschäftigen – mit den scheinbar so erstrebenswerten Dinge dieser Erde oder mit der Herrlichkeit der Person Christi. Niemals wird es ein Vakuum in unserem Herzen geben: Je mehr wir uns mit den Dingen dieser Erde beschäftigen, desto größer wird ihre Anziehungskraft auf uns sein. Und je mehr wir uns mit Christus beschäftigen, desto größer wird seine Anziehungskraft auf uns und die Zuneigung unseres Herzen sein. Die Dinge dieser Erde werden dann ganz automatisch verdrängt werden. So war es bei Saulus – so wird es auch bei uns sein.

Lasst uns doch mehr mit IHM beschäftigt sein, an dem der Vater sein ganzes Wohlgefallen hat und an dem alles lieblich ist (vgl. Lied der Lieder 5,16). Es wird uns weder träge noch fruchtleer sein lassen.