„Und als Daniel erfuhr, dass die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus. Und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte“ (Daniel 6,11).

Eine unsinnige, verheerende Nachricht geht durch das Medo-Persische Reich: 30 Tage lang darf niemand etwas von Menschen oder irgendeinem Gott erbitten, sondern nur von Darius dem Meder allein. Daniel lässt sich davon nicht beirren und pflegt weiterhin eine intensive Gebetsgemeinschaft mit Gott. Wie er das tat, ist lehrreich für uns.

Obergemach 

Daniel hatte eine Ort, wo er Ruhe haben konnte. So einen Ort brauchen auch wir. Nicht nur der Hund, sondern auch das tragbare Telefon und das Handy müssen da draußen bleiben. Auch den Kindern sollte die Möglichkeit gegeben werden, in Ruhe beten zu können.

Offene Fenster

Daniel machte es nichts aus, wenn andere sehen konnten, dass er betet. Ist das bei uns auch so? Oder blicken wir im Restaurant nur kurz verschämt unter uns, damit niemand etwas bemerkt, während das Tischgebet zu Hause nicht inbrünstig genug sein kann?

Nach Jerusalem  

Für einen Israeliten war mit dieser „Gebetsrichtung“ eine besondere Verheißung verbunden (2. Chr 6,38–40; 7, 14–15), die wir natürlich nicht haben. Dennoch gibt auch uns Gottes Wort Verheißungen im Blick auf das Gebet, die wir dankbar in Anspruch nehmen dürfen. Ich erinnerte nur mal an Matthäus 18,19–20.

Dreimal am Tag  

Meistens beten wir nur morgens und abends. Aber wäre es auch nicht schön, wenn wir es einrichten könnten, auch mittags zu beten? So machte es auch David (Ps 55,18).

Kniete auf seine Knie  

Diese Doppelung ist natürlich keine stilistische Schwäche, sondern zeigt, dass das mit Hinknien keine Sache ist, die man einfach übersehen kann. Auch wir sollten das Beten auf den Knien kennen (wenn es die Gesundheit zulässt).

Betete und lobpries   

Daniel begab sich in Lebensgefahr, als er dieses Gebet sprach. Und sicher wird er diese Extremsituation vor seinen Gott gebracht haben. Und dennoch nutzte er auch jetzt die Gelegenheit zum Lobpreis, zum Danken. Wir sollen eben unsere Anliegen mit Danksagung vor Gott kundwerden lassen (Philipper 4).

Wie er vordem getan hatte

Daniel hatte eine Gewohnheit und die behielt er bei. Wir dürfen übrigens nicht schlecht über Gewohnheiten denken. Die entscheidende Frage ist: Tun wir etwas nach einer Gewohnheit (das ist oft gut) oder tun wir etwas aus Gewohnheit (das ist schlecht, denn das ist der Grund unseres Handeln einfach die Gewohnheit). Daniel provozierte nicht, indem er jetzt sechsmal am Tag oder so betete; er zog aber auch nicht den Schwanz ein, sondern er verwirklichte, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen.