Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm“ (Vers 23)

Und dann kommt der Apostel auf die Einsetzung des Abendmahls zu sprechen. Wenn er es auch in einem korrigierenden Sinn tut – das, was wir jetzt erfahren und zum Teil schon lange Jahre kennen, lässt unsere Herzen doch höher schlagen. Wenn es wie hier in Korinth eine Abweichung gibt von einer göttlichen Ordnung, muss man immer ganz zum Anfang zurückkehren. Deshalb kommt der Apostel auch auf das zu sprechen, was der Herr Jesus bei der Einsetzung des Mahles gesagt hat. Wir erfahren dabei einige Details, die wir in den Evangelien so nicht finden.

Dieses wichtige Mahl des Herrn wird von vier Zeugen des Neuen Testaments beschrieben: drei sogenannte Evangelisten und Paulus. Von diesen vier Männern war nur einer Zeuge in jener Nacht – Matthäus. Alle anderen hatten es auch von dem Herrn empfangen, durch Inspiration niedergeschrieben. Dieser Umstand der Überlieferung wird übrigens von allen vier Evangelien berichtet. Der Apostel Paulus hatte es von einem verherrlichten Herrn gehört, und sein Zeugnis ist total übereinstimmend mit dem Zeugnis der Evangelisten. Paulus erhielt eine Offenbarung – eine Offenbarung nicht über die Taufe sondern über das dem Herrn gehörende Mahl. Das zeigt uns noch einmal, dass Paulus kein Diener des Reiches war; er war nicht gesandt, um zu taufen. Aber er war Diener der Versammlung (Kol 1,24+25). Und als solcher erhielt er von dem Herrn eine Offenbarung über das, was im Obersaal geschehen war. Es ist die Weise der Heiligen Schrift, zurückzugehen zu dem, was von Anfang war. Hätte es denn nicht genügt, wenn die anderen Mit-Apostel ihm davon berichtet hätten? Nein, der Herr sah es für nötig an, ihn selbst davon zu unterrichten. In 1. Joh 2,24+25 schreibt Johannes den Kindlein: „Ihr, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben“. Der Herr Jesus geht zurück bis zum Anfang und sagt Seinem Knecht direkt, was Er gesagt hatte und was geschehen war.

Paulus, der Apostel, der besonders die Wahrheit über Christus und die Versammlung verwaltete, hatte über dieses Mahl des Herrn eine Offenbarung von dem Herrn selbst empfangen. Das zeigt uns schon die Bedeutung dieser Verse, die jetzt vor uns kommen. Wir könnten uns fragen, warum Paulus über diesen Gegenstand noch einmal Belehrungen gibt, obwohl der Herr sie doch schon in den Evangelien sehr deutlich gegeben hatte. Aber wir wollen bedenken, dass wir, die Gläubigen aus den Nationen, nicht mit letzter Sicherheit wüssten, ob wir das Brot auch brechen sollten, wenn wir 1. Korinther 11 nicht hätten. Das mag ein Grund dafür sein, dass der Herr es dem Paulus noch einmal offenbart hat. Das, was Paulus jetzt sagt, hat wirklich eine göttliche Quelle. Paulus hatte öfter etwas direkt von dem Herrn empfangen, und es geht dabei immer um sehr wichtige christliche Wahrheiten. Denken wir z.B. an 1. Kor 15,3, wo es um die Auferstehung geht; oder an Eph 3,3, wo es um die Wahrheit von Christus und der Versammlung geht. Und das, was er durch Offenbarung empfangen hatte, das hat er auch überliefert. Und in dem Moment, wo er es mündlich weitergegeben hat, hat er diese empfangene Wahrheit inspiriert weitergegeben – zunächst mündlich und später dann schriftlich.

Wenn es also hier um Überlieferungen geht, dann geht es nicht um Traditionen oder um Weitergabe von Gewohnheiten, sondern um die buchstäbliche Weitergabe der empfangenen göttlichen Offenbarungen. In 2. Thes 2,15 fordert Paulus die Thessalonicher auf, die Überlieferungen zu halten, die auf zweifache Weise zu ihnen gekommen sein mochten, entweder durch Wort oder durch Brief. Von diesen Überlieferungen wollen wir nichts aufgeben, weil es einfach Gottes Wort ist! Daneben gibt es auch negative Überlieferungen. Paulus musste den Kolossern sagen, dass sie in Gefahr standen, menschlichen Überlieferungen zu folgen (Kol 2,8); und der Herr muss einmal den Pharisäern vorwerfen, dass sie sogar das Wort Gottes ungültig machten um ihrer Überlieferungen willen (Mk 7,13). Dann gibt es auch noch Überlieferungen, die weder zu der einen noch zu der anderen Art gehören; gute Gewohnheiten, die wir nicht ändern müssen, nur weil wir Reformen wollen.

Paulus beginnt damit, dass er darauf hinweist, dass der Herr dieses Mahl einsetzte in der Nacht, in der Er überliefert wurde. Das zeigt doch den feierlichen Ernst dieser Sache. Er betont den dunklen Hintergrund, auf dem der Herr Jesus Sein Mahl eingesetzt hat, und erwähnt hier die schändliche Überlieferung durch Judas Iskariot, die in derselben Nacht erfolgte und wo ein unmittelbarer zeitlicher Zusammenhang bestand. Nachdem der Herr Jesus dieses Mahl eingesetzt hatte, ging Er hinaus in den Garten Gethsemane, wo Sein Freund Judas Iskariot auftauchte und Ihn mit Küssen heuchlerischer Liebe überhäufte. Das war einer, der Seine Liebe mit Füßen getreten hatte, obwohl der Herr Jesus kurz vorher diese Zeichen Seiner Liebe gegeben hatte. Der Herr sagt einmal zu Seinen Jüngern: „Einer von euch“ (Mt 26,21)! Das hatte Ihn zutiefst erschüttert; wie schwer muss gerade das für Ihn gewesen sein. Das muss doch unsere Herzen berühren und uns dazu veranlassen, Ihm eine Antwort auf Seine Liebe zu geben. Bei einem eigenen Mahl denken wir an uns selbst, an unsere Bedürfnisse, aber bei dem Mahl des Herrn denken wir an Ihn – es ist zu Seinem Gedächtnis, wie hier zweimal betont wird.

Die Nacht der Überlieferung ist beispiellos! Wir hätten diese Nacht wahrscheinlich anders beschrieben; vielleicht hätten wir gesagt: „Die Nacht, die Seiner Kreuzigung unmittelbar vorausging“. Aber es war die Nacht, wo die schändlichste Tat, die es je gab, geschah! Das Fleisch des Judas ist nicht schlechter als unser Fleisch; und damit wir sehen, welche Treulosigkeit ein Mensch haben kann, und wie die Liebe des Herrn darüber triumphierte, geschah die Einsetzung des Mahles „in der Nacht, in der er überliefert wurde“.

Die erste Handlung des Herrn dabei ist, dass Er das Brot nahm. Wir wollen in den formalen Vorschriften ja nicht zu weit gehen, und es gibt in diesem Abschnitt ja auch wenig formale Vorschriften; aber da, wo der Herr uns im Blick auf das Äußere Hinweise gibt, wollen wir uns so nah wie möglich daran halten. Die Bedeutung der Sache macht den Ablauf davon nicht nebensächlich. Aber diese äußerlichen Aspekte sind nicht das prägendste an diesem Abschnitt.