Der Braut im Hohenlied wurde einmal die Frage gestellt: „Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten?“ (Hld 5,9). Als hätte sie nur auf diese Frage gewartet, sprudelt es aus ihr hervor. Einen Vorzug nach dem anderen zählt sie auf, um schließlich zu dem Ergebnis zu kommen: alles an ihm ist lieblich.

Der Geliebte ist ein Bild von Christus. Er ist auch unser Geliebter, und wir lieben ihn weil er uns zuerst geliebt hat. Doch können wir auch so viele Vorzüge von unserem himmlischen Bräutigam aufzählen? Anhand der Beschreibung aus dem Mund der Braut im Hohenlied (Kap. 5,10–16) wollen wir uns mit einigen Vollkommenheiten unseres geliebten Herrn beschäftigen. Es sind erhabene Gedanken, die geeignet sind uns zur Bewunderung seiner anbetungswürdigen Person zu führen.

1. Die Vollkommenheit seines Vorrangs

„Mein Geliebter ist weiß und rot, ausgezeichnet vor Zehntausenden.“

Buchstäblich sprechen die weiße und rote Gesichtsfarbe von Frische und Schönheit. Wir sehen hierin ein Bild von dem moralischen Vorrang des Herrn Jesus. Er ist „schöner als die Menschensöhne“ (Ps 45,3). Äußerlich hatte er keine Gestalt und keine Pracht und doch offenbart sich in ihm eine moralische Schönheit, die auf der Erde kein zweites Mal zu finden ist.

Neben der buchstäblichen Bedeutung darf man bei dem Weiß sicher auch an seine vollkommene Reinheit denken. Sein ganzes Wesen war geprägt von der Abwesenheit der Sünde. Kein Gedanke, kein Wort und keine Tat die nicht am Platz gewesen wären. Von allen Zeugnissen des Wortes Gottes über seine Sündlosigkeit geht uns vielleicht der Ausspruch des Räubers, der mit ihm gekreuzigt war, am meisten zu Herzen: „Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan“ (Lk 23,41). Sein ganzes Leben war ein Speisopfer für Gott, das aus reinstem Feinmehl bestand.

Das Rot erinnert vielleicht auch an sein Blut, an seine Hingabe bis zum Tod. Auf dieser Erde gibt es nichts Größeres, nichts Erhabeneres, nichts Kostbareres als sein Opfer am Kreuz. Größere Liebe kann es nicht geben als die, mit der er „uns geliebt hat und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung (weiß) und Schlachtopfer (rot), Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2).

Aber Christus hat nicht nur moralisch den Vorrang, sondern auch in seiner Stellung. Er ist ausgezeichnet vor Zehntausenden. Das Wort ausgezeichnet müsste eigentlich „ein erhobenes Panier“ übersetzt werden. In welcher Beziehung wir ihn auch sehen, er überragt alles bei weitem. Kommt er als Schöpfer in seine Schöpfung? Er ist der „Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15). Beginnt er als der Auferstandene die neue Schöpfung? Er ist der „Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18). Wird er als der Sohn wieder in den Erdkreis eingeführt, um sein Reich aufzurichten? Auch dort ist er der Erstgeborene (Heb 1,6). Schämt er sich nicht, uns seine Brüder zu nennen? Dann ist er doch der „Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29).

Ob moralisch oder stellungsmäßig, in allem hat er den Vorrang. Wir dürfen zu ihm aufblicken und ihm sagen: Herr Jesus, du bist der Schönste, du bist der Höchste, du bist der Vollkommene, du bist mein Heiland.

David war „rötlich, dazu schön von Augen und von gutem Aussehen“ (1. Sam 16,12). Mein Geliebter ist weiß und rot, schöner als die Menschensöhne. Zu David wurde gesagt: „Du bist wie Zehntausend von uns“ (2. Sam 18,3). Aber mein Heiland ist ausgezeichnet vor Zehntausenden.