„Die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ (Hebräer 5,14).

Gott möchte, dass wir das Gute und das Böse erkennen und richtig einordnen können. Der Hohepriester Eli vermochte leider beides nicht. Es mangelte ihm an geistlichem Unterscheidungsvermögen:

Das Gute nicht erkannt  

„Und es geschah, als sie [Hanna] lange vor dem Herrn betete, dass Eli ihren Mund beobachtete. Hanna aber redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme wurde nicht gehört; und Eli hielt sie für eine Betrunkene. Und Eli sprach zu ihr: Bis wann willst du dich wie eine Betrunkene gebärden? Tu deinen Wein von dir“ (1. Samuel 1,12.13)

Hanna war eine Frau bitteren Gemüts, die ihren ganzes Herz vor Gott ausschütte. Eli beobachtete ihren Mund, der sich lange Zeit bewegte, ohne dass ein Wort gehört wurde. Seine Schlussfolgerung: Die Frau muss einen in der Krone haben. Deshalb wies er sie zurecht. Und das völlig zu unrecht.

Vielleicht haben auch wir schon das Verhalten eines Bruders oder einer Schwester gesehen, das uns merkwürdig erschien. Beispiel: Wir sehen einen Bruder, der uns als geistlich bekannt sein sollte, aus einem etwas zwielichtigen Wirtshaus hinausgehen. Wenn wir nun dazu neigen, rasch etwas Böses zu vermuten (natürlich nur bei den anderen), dann kommen wir auch rasch zu einem falschen Urteil und sagen vielleicht: „Der Bruder predigt so schön, aber jetzt sehe ich mal, was wirklich dahinter steckt!“ Das behält man dann auch nicht für sich … bis herauskommt, dass dieser Bruder dem Besitzer des Lokals einen Bibel geschenkt hat …

Wie viel Schaden ist schon im Volk Gottes angerichtet worden, weil man das Gute böse genannt hat! Hier in 1. Samuel 1 ist nur deshalb nichts „passiert“, weil Hanna sehr demütig reagiert hat. Aber das macht eben auch nicht jeder.

Das Böse nicht erkannt 

„Und Elia war sehr alt; und er hörte alles, was seine Söhne ganz Israel taten, und dass sie bei den Frauen lagen, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Und er sprach zu ihnen: Warum tut ihr solche Dinge? Denn ich höre diese eure böse Handlungen vom ganzen Volk. Nicht so meine Söhne“ Nicht gut ist das Gerücht, das ich höre!“ (1. Samuel 2,22–24).

Die Söhne Elis waren nichtswürdige Männer, die sich schrecklich versündigten. Das ganze Volk wusste das. Ihr Vater, der Hohepriester, auch. Aber mir scheint, dass er vor dem ganzen Ernst der Lage doch bewusst seine Augen verschlossen hat. Darum spricht er auch davon, dass er ein Gerücht über seine Söhne gehört habe. Und so fiel seine Reaktion viel zu halbherzig aus.

Auch wir mögen beispielsweise über einen Bruder, den wir schätzen, Dinge hören, die uns nicht sonderlich schmecken. Dann sagen wir vielleicht: „Es wird viel geredet, man muss nicht alles glauben.Wird schon nicht so schlimm sein.“ Es ist zwar wahr, das viel geredet wird. Und  Paulus sagt im Blick auf die Korinther, dass er nur zum Teil glaube, was er über sie gehört habe. Vorsicht ist also schon recht. Aber Blauäugigkeit bestimmt nicht. Wir müssen einfach den Tatsachen ins Auge sehen – und die entsprechenden Konsequenzen ziehen.