Bevor der prophetischen Teil der Offenbarung beginnt, wendet sich der Herr durch Johannes an die sieben Versammlungen in Asien mit dem Wunsch: „Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind“ (Off 1,4). So wird den Christen, bevor die Prophezeiungen anfangen, ihre Stellung vorgestellt, damit will ich mich jetzt beschäftigen.

Ein Wunsch Gottes

Der ewige Geist spricht hier nicht in dem Charakter des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, weil Er von dem, was Gott auf der Erde tun wird, spricht; Er spricht eher der jüdischen Form entsprechend – Jehova/Jahwe/HERR auf seinem Thron, und nicht ein Vater in der Mitte seiner Familie (siehe Eph 1 und 4). Der Heilige Geist wird uns nicht in Seiner Einheit, sondern in der Vielfältigkeit Seiner Vollkommenheit vorgestellt; das heißt, dargestellt in der Offenbarung Seiner selbst, in dem, was Er ist und was Er tut (Off 4,5; 5,6). Schließlich wird von dem Herrn Jesus gesprochen, von dem, was Er auf der Erde war, und was Er als Mittler sein wird, der gekommen ist, und der kommen wird.

Die Adressaten des Wunsches

Der Gruß in Offenbarung 1,4 unterscheidet sich ein wenig von denen, die wir am Anfang der Briefe des Neuen Testamentes finden (Röm 1,7; 1. Kor 1,3; 2. Kor 1,2; Gal 1,3; Eph 1,2; Phil 1,2; Kol 1,2; 1. Thes 1,1; 2. Thes 1,2; 1. Tim 1,2; 2. Tim 1,2; Tit 1,4; Phlm 1,3; 1. Pet 1,2; 2. Pet 1,2; 2. Joh 1,3); dennoch enthält er „Gnade und Frieden.“ Wenn ein solcher Gruß in den Briefen an Einzelpersonen (zum Beispiel an Timotheus oder die auserwählte Frau) gerichtet ist, wird häufig noch „Barmherzigkeit“ hinzugefügt. Wenn wir einen Christen als Einzelperson betrachten, ist es notwendig, ihm Barmherzigkeit zu wünschen; aber die Versammlung ist, aus der Sicht des Heiligen Geistes, vollkommen und angenommen vor Gott, nachdem sie Gnade empfangen hat. Es kommt immer darauf an, die Versammlung so zu sehen, wie Gott sie sieht, – nämlich in ihren Segnungen – und dafür zu beten, dass sie diese genießt: „Johannes den sieben Versammlungen, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen“ (Off 1,4–7).

Drei kennzeichnende Punkte

Drei Dinge werden uns in diesen Versen vorgestellt:
(1) Der Wunsch von Gnade und Frieden, und die Beschreibung der Person, in deren Namen dieser Wunsch ausgesprochen wird – Jesus Christus , „der treue Zeuge „, usw.
(2) In Vers 5 und 6 finden wir die Antwort der Kirche, in dem Moment, in dem Christus vor Jehova/Jahwe genannt – die Antwort auf die Vorstellung dessen, der uns geliebt hat.
(3) In Vers 7 finden wir nicht die Herzensantwort der Kirche, sondern die Offenbarung der Erkenntnis, welche die Kirche in Bezug auf die Welt besitzt. Das Thema hier ist nicht der Glaube, der das Herz durch das Wissen, was er in dem Herrn Jesus besitzt, mit Freude erfüllt. Denn es gibt zwei Arten des Wissens: Die eine, welche die Herzensantwort der Kirche in Bezug auf sie selbst hervorbringt, und die andere in Bezug auf das, was sie in der Welt besitzt.

Der Herr Jesus in drei Charakteren

Der Herr Jesus wird uns in hier Offenbarung 1,5 in drei Charakteren vorgestellt: Er ist „der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde“. Er hat die letztgenannte Machtstellung noch nicht eingenommen. Er hat Gott vollkommen offenbart (Kol 1,5); Er ist Sieger über den Tod (2. Tim 1,10); Er hat alle Macht, was auch heute auf der Erde schon wahr ist (1. Tim 6,15), aber Vers 7 gibt eine Antwort darauf, wann Er diesen Charakter vollständig offenbaren wird: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben...“

Die Antwort der Kirche ...

Ich möchte gerne ein wenig ausführlicher auf die Antwort der Kirche in den Versen 5 und 6 eingehen: „Dem, der uns liebt...“ Beachten wir die Wirkung dieses Gedankens, und was der Herr Jesus für das Herz der Gläubigen und der ganzen Kirche ist!

... folgt unmittelbar

Es gibt nichts, was sie hindert, sofort eine Antwort des Lobes und des Dankes vorzubringen. In dem Moment, in dem die Kirche in der Gegenwart dieser Gnade des Herrn Jesus gefunden wird, gibt es nichts anders mehr als Lob.

... ist ungehindert

Dann gibt es kein Überlegen, kein Zögern, keinen Zweifel, noch Schwierigkeiten. Das einzige, was der Glaube zu tun hat, sobald die Gnade des Herrn Jesus an die Ohren der Kirche kommt, ist es sofort zu sagen: „Dem, der uns liebt ... sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Es ist die natürliche und notwendige Antwort des Heiligen Geistes in unseren Herzen, und die Offenbarung dessen, was Christus ist.

... entsprechend unserem praktischen Zustand?

Zu oft brauchen unsere Herzen leider erst viele Vorbereitungen, um auf das Lob eingestimmt zu werden. In diesen Versen finden wir nichts dergleichen. Es ist die Wirkung, die der Heilige Geist in einem Herzen hervorrufen muss, das sich in einem gesunden Zustand befindet, sei es das Herz eines Gläubigen, oder das der Versammlung insgesamt; weil Er, sobald wir geglaubt haben, dass Gott die Kirche in Christus betrachtet, die individuellen Umstände beiseite stellt. Christus ist da. Die Gegenwart Christi blendet jede andere Sache aus: Wir sind berechtigt, alles andere vergessen, auch uns und unseren Zustand.

... entsprechend unserer Stellung!

Ich will damit ganz und gar nicht sagen, dass die Umstände des Einzelnen an ihrer Stelle nichts sind; aber das Wesentliche ist es, ein Christ zu sein, und es ist notwendig, in dieser Berufung, jeden Tag neue Fortschritte zu machen. Der Christ ist vollkommen von seinen Sünden gewaschen, gereinigt und in der Lage, den Herrn Jesus zu genießen; er ist alles, was der Herr Jesus wollte, dass er sein sollte, und in Ihm ein Teilhaber der Freude und des Friedens sowie von dem, was Er für uns erworben hat, und von allem, was wir in Ihm sind. Und wenn es um die Kirche Gottes geht, um die Anbetung oder die Verehrung, die wir Ihm bringen, dann blenden wir, in unserer Eigenschaft als Christen, unsere Umstände und das Fleisch in uns aus, um als Christen durch den Geist, alles das zu genießen, was Christus für uns ist.

Für Kinder Gottes ist es sehr wichtig, ihre Stellung richtig zu erfassen. Wenn hier gesagt wird, dass Er „der treue Zeuge“ ist, wäre es nicht die vorrangige Reaktion zu bekennen, dass wir nicht so treue Zeugen gewesen sind, wie wir es sein sollten. Sondern die erste Reaktion sollte sein, dass wir daran denken, dass Er es ist, der uns von unseren Sünden gewaschen hat. Ich bin berechtigt, nur an den Herrn Jesus zu denken, nur daran, was Er für mich getan hat. Ich bin berechtigt, darin meinen Platz zu haben.

Wenn ich in meiner Kammer alleine vor Gott bin, ist es notwendig, dass ich mich selbst beurteile. Dort kann ich zu mir sagen: „Du hast nicht verstanden, dass du ein König und ein Priester bist!“, und der Heilige Geist bewirkt, dass ich meinen Zustand untersuche. Aber zusammen mit anderen Christen, in meiner Eigenschaft als Christ, bin dort ich dort, um das zu genießen, was der Herr Jesus mich berechtigt zu genießen – alle Dinge, die Er für die bereitet hat, die an Ihn glauben. Zwar kann mein individueller Zustand mich daran hindern, die ganze Fülle der Gnade Jesu so zu genießen, wie ich sie genießen sollte. Es ist möglich, dass ich mehr oder weniger unfähig bin, meine Stellung zu genießen, aber ändert nichts an meiner Stellung an sich; es ist nur umso schlimmer für mich, wenn ich das nicht genieße, worauf ich ein Anrecht habe.

So wichtig wie es ist, uns selbst zu richten, so wichtig ist es, auch an alle unsere Vorrechte in Christus zu denken; das ist es, was Kraft gibt, alles zu opfern; das ist es, was reinigt, was heiligt. Die Fülle der Segnungen des Christen stärkt ihn, sich von einer Vielzahl von Dingen dieser Welt fern zu halten.

... auf die Offenbarung Seiner Person

Wenn wir die himmlischen Dinge verstanden haben, können wir sofort sagen: „Dem, der uns liebt ...“ Der Christ denkt nicht mehr an Einzelheiten seines Zustandes, sondern an Den, „der uns liebt.“ In der Gegenwart des Herrn kann es nichts für Gott geben, außer Lob und Anbetung: „ Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht.“ Der Christ erinnert sich daran, was Christus für ihn ist. Ein Christ mag manchmal sagen: „Ich bin nicht in einem Zustand, in dem ich loben kann“; er kann zwar mehr oder weniger in der Lage sein, es gut zu tun, aber er ist immer in einem Zustand, es tun zu können. Wenn ein Mensch, der gesündigt hat, sich in der Mitte seiner Brüder befindet, kann er durch Beschämung niedergedrückt sein, aber er ist in der Lage, und sollte es immer sein, in doppelter Hinsicht die Gnade ihm gegenüber zu loben, denn Christus kommt einer sündigen Seele immer entgegen. Das Lob mag zwar verändert sein, aber loben kann er immer.

Auch in dem Fall, wenn ein Christ sich in Umständen befindet, in denen der Vater ihn aus Liebe züchtigen muss, gibt es ein gewisses Hindernis, seine Freiheit des Geistes fröhlich zu genießen; trotz alledem kann er, weil Christus alles für ihn getan hat, Ihn immer loben.

Ein himmlischer Lobgesang

Das, was die Sache noch bemerkenswerter macht, ist, dass dieses Lied im Himmel gesungen wir. Beachten wir, was in Offenbarung 5,9 zu Demjenigen gesagt wird, „der auf dem Thron saß“ (Off 5,1). Diejenigen, die anfangen diesen Lobpreis, „ein neues Lied“, zu singen, drücken aus: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation, und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht...!“ Offensichtlich besteht zwischen diesem Lobpreis und dem von Offenbarung 1,5f. ein kleiner Unterschied. Im Himmel singen sie zweifellos besser als auf der Erde; aber es ist beinahe dasselbe Lied.

Der Gegenstand des Lobes

Es gibt im Himmel keinen anderen Gegenstand des Lobes als auf der Erde; das Blut Christi hat die gleiche Wirksamkeit auf Erden wie im Himmel: Das, wofür sie Gott loben, ist auch für uns ebenso wahr. Ihre Harfen sind besser gestimmt als unsere, aber ihr Lied ist das gleiche.

Nun, die Kraft und die Herrlichkeit des Herrn Jesus (Der alles vollendet hat) sind dort, der Geist, der Ihn unseren Seelen offenbart, bringt Lob und Anbetung hervor: – Jene Opfer, die Gott durch Jesus Christus angenehm sind (1. Pet 2,5), sind die Antwort auf das, was der Geist unseren Herzen zeigt. Wenn der Heilige Geist unseren Herzen offenbart, was Christus getan hat, wissen wir, dass wir loben sollten. Was können wir sonst auch tun? Alles, was der Heilige Geist in uns hervorbringen kann, ist Dankbarkeit, Anbetung, und Lob.

Ich spreche vom Heiligen Geist im Herzen des Gläubigen. Beachten wir die drei genannten Dinge, und die unmittelbare Wirkung der Offenbarung des Herrn Jesus. Er spricht von einer einfachen Gewissheit Seiner Liebe. Man kann sich selbst Gedanken darüber machen, und sich doch Seiner Liebe nicht sicher sein; aber wenn es uns geschenkt würde, Ihn zu sehen, könnten wir dann zweifeln? Hat jemand, der Ihm auf der Erde begegnet ist, etwas anderes als Liebe an Ihm gefunden? Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Heb 13,8). Unsere Sicht auf Ihn kann verdeckt sein, aber wir wissen, dass Er Liebe ist (vgl. 1. Joh 4,8.16). Wenn ich mich nur vorbehaltlos für das einsetzte, was Er ist, Er ist Liebe.

Der uns liebt

Er kam nicht, um zu richten (Joh 3,17; 12,47). Wenn ich daran denke, was Christus ist, denke ich daran, dass Er Liebe ist. Wenn ich mir das Erdenleben des Herrn Jesus anschaue, kann ich sehen, was Er getan hat, aber es ist unmöglich, einen einzigen Hinweis darauf zu finden, dass Er nicht liebte; und die Wahrheit des Wortes, dass Er niemanden hinausstößt, der zu Ihm kommt (Joh 6,37), fand in Seinem Leben ihre vollständige Erfüllung. Keiner kann sagen: „Ich bin zu Ihm gekommen, aber Er wollte mich nicht.“ Der Sohn hat keinen von denen zurückgewiesen, die der Vater Ihm gab; und hier ist der größte Beweis der Demut des Herrn Jesus, dass Er alle, die der Vater Ihm gab, sammelte und aufnahm. Wäre keine Liebe in Ihm gewesen, wäre Er nie in dieser Stellung gewesen; Sein vollkommener Gehorsam und Seine unendliche unvergleichliche Liebe, stellten Ihn dorthin; aber nicht einen hat Er zurückgewiesen, weil Er nicht seinen Willen tat, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hat (Joh 5,30; 6,38). Er kann uns nicht zurückweisen. Unseren Unglauben kennend, kam Er, um den Willen Seines Vaters zu tun, und den Vater während der ganzen Dauer Seines Dienstes zu verherrlichen; und Er muss diejenigen, die kommen, aufnehmen.

Möge Gott uns Gnade geben, über den Herrn Jesus nachzudenken! Gewiss muss die Seele sich selbst in Seinem wahren Licht erkennen; aber das ist die Vorbereitung, um Ihn genießen zu können; denn es ist so schwer für den Menschen, sich selbst als abscheulich und sündhaft zu betrachten, und Gott lässt eine Seele manchmal für eine Weile in Zweifeln; aber trotzdem hat Er uns geliebt hat und das erste, was das Herz besitzen muss, ist die Überzeugung, dass Gott uns, trotz unseres großen Elends, Seine Liebe zu uns bekannt macht, und, wenn wir dahin gekommen sind, werden wir sie genießen, und nichts anderes sagen, als: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut ... Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

... und uns von unseren Sünden gewaschen hat

Er hat uns gewaschen; eine Seele mag eine unvollkommene Kenntnis ihrer Rettung haben; sie ist noch nicht befreit, aber Liebe kann da sein, auch wenn sie nicht weiß, dass sie gerettet ist. Die arme Frau in Lukas 7,36–50, die eine Sünderin war, zu dem Herrn Jesus kam, weinte und nicht zu sprechen wagte, wurde von dem Herrn Jesus angezogen; sie äußert Ihm gegenüber eine Zuneigung, die sie leitete; ihr Herz war vollständig zerschmolzen, und sie wagte es nicht, sich selbst zu äußern. Der Herr Jesus hatte das alles verstanden und sie hatte das Herz Gottes besser verstanden als Simon, der nicht einmal einen Tropfen Wasser verschwenden wollte, um die Füße des Herrn Jesus zu waschen, noch ein wenig Öl, um Sein Haupt zu salben. Aber die Frau versteht das Herz Gottes, nicht die Auswirkungen Seiner Liebe, aber die Liebe Gottes im Herrn Jesus; aber auch der Herr Jesus sagte: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt“ (Lk 7,47). Aber sie wusste es noch nicht. Diese Frau hatte verstanden, dass Liebe im Herrn Jesus ist; sie war auch über ihre Sünden betrübt; aber als der Herr Jesus zu ihr sprach, hätte sie sagen können: „Er hat mich geliebt.“ Und wir können auch sagen: „Er liebte uns und hat uns in Seinem Blut gewaschen.“

... und uns gemacht hat

Es gibt aber noch mehr; das ist das, was Er aus uns gemacht hat: „zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“ (Off 1,6). Schau auf Ihn, den Gegenstand unserer Lieder! Es ist Christus; aber wenn wir auf Ihn schauen, sehen wir, zu was Er uns vor Gott, Seinem Vater, gemacht hat. Es liegt etwas sehr Anrührendes in den Gedanken und den Ratschlüssen der Liebe. Die Liebe will, dass die Geliebten dieselben Segnungen der Herrlichkeit genießen, wie Derjenige, Der liebt. Christus ist König und Priester von Gott aus (Heb 7,1–3.17), in größter Nähe zu Gott, und zwar als König und Priester, Der Macht und zugleich Zugang zu besitzt. Nun, weil Er uns liebt, will Er, uns in die gleiche Position des Segens stellen, die Er einnimmt, und durch den Glauben sind wir schon dort. Es wäre etwas unvollständig an Seiner Liebe gewesen, wenn Er dies nicht getan hätte; und da Er uns zu Königen und Priestern gemacht hat, ist das Thema unseres Lobes nicht unklar, und was durch den Geist aus dem Herzen kommen sollte ist Lob und Anbetung. Man kann gut oder schlecht, hoch oder tief singen, entsprechend dem eigenen Seelenzustand, aber es ist ein Lied, das ohne einen Wermutstropfen gesungen werden sollte.

Der treue Zeuge – das Fundament unserer Stellung

Betrachten wir, worauf diese Stellung gegründet ist. Sie ist auf Jesus Christus geründet, Welcher „der treue Zeuge“ ist. Es ist immer Christus, auf Gottes Seite, der etwas ist. Es ist der treue Zeuge und wir brauchen Ihn. Wie könnte eine aufrichtige Seele sonst Kenntnis von sich selbst haben? Sie ist im Allgemeinen mit sich selbst beschäftigt. Sie sagt, ich bin dies, bin ich das; sie findet eine gewisse Unsicherheit darüber, was sie wirklich ist, als ob Gott es nicht wüsste. Wenn sie genügend Weisheit hätte, würde es sie mit sich selbst zu Ende gekommen sein; sie würde wissen, dass in ihr nichts Gutes zu finden ist; sie würde auf das Gericht Christi verweisen.

Christus wusste wohl, wer Petrus war, als er zu Ihm sagte: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8). Ja, Er wusste es genau. Nun, es war Petrus, der es nicht wusste; es war einfach nur ein Rest von Stolz; und die Seele, die diese Dinge in sich selbst sucht, ist genau in der gleichen Lage, und erwartet nicht, sich selbst im Dreck zu finden. Aber wenn eine Seele sich in diesem Zustand des völligen Verderbens erkannt hat, hat sie Gott durchforscht: Seine Liebe ist da.

Aber wir brauchen einen „treuen Zeugen.“ Wir sehen Gott zwar in der Natur, aber all dieses Wissen führt den Menschen nicht zu Gott. Der Mensch hat alles verdorben. Die Spuren Gottes, des Architekten der Schöpfung, sind da; aber die Schöpfung ist eine Ruine. Alles ist entgegen Seinem Sinn; alles verschlechtert sich. Die Wege der Vorsehung sind unbegreiflich. Eine Seele, die sich unter der Züchtigung befindet, versteht nichts. Es ist „ein und dasselbe Geschick für den Gerechten und den Gottlosen“ (Pred 9,2); es ist immer ein Rätsel für sie, bis Gott richtet. Die Gewissheit, was Gott ist, kann nicht in dieser unerklärlichen Vorsehung gefunden werden. Der Sünder, der Mensch, braucht etwas; dann erscheint Jesus. Ist der Herr Jesus ausreichend als Zeuge? Fehlte es Ihm an Heiligkeit? War Er nicht eifersüchtig genug um die Herrlichkeit Gottes bemüht? Könnte eine arme Seele mehr sein, als es der Herr Jesus war, immer heilig, immer ein Eiferer für die Ehre Seines Vaters. Er, der von Gott Selbst, in die Mitte der Sünder kam, war voller Liebe. Unmöglich ist irgendwo mehr Liebe und Gnade, als in Ihm zu finden; unmöglich, etwas anderes als den treuen Zeugen zu finden. Man kann Ihm vertrauen, denn es gibt keine Unsicherheit in Bezug auf Sein Zeugnis. Er ist der treue Zeuge. Gott konnte sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; 17,5; 2. Pet 1,17).

Ich habe den treuen Zeugen gefunden, und dadurch, dass ich Ihn annehme, verherrliche ich Gott und danke Ihm. Wenn wir zum Herrn Jesus kommen, verlassen wir alles: das ist die praktische Wirkung. Wir bleiben in der Wahrheit, wir haben Gott gefunden, wie wir sind: das heißt, in welchem Zustand der Sünde sich eine Seele auch befinden mag, gibt es keine Schuld mehr (vgl. Ps 32). So wie diese Seele ist, so ist sie selbst auch vor Gott, wie Er ist; Er ist nicht ein Gott, der betrogen wurde, sondern der Eine, Der in Seinem treuen Zeugen, als die Sünde überströmend wurde geworden ist, bewirkte, dass die Gnade überreichlicher wurde (Röm 5,20).

Unmöglich, dass der Herr Jesus nicht das Licht für jede sündige Seele sein sollte, was auch immer ihr Zustand ist. Er ist der wahre und treue Zeuge; und das ist kostbar, dass Er das Licht ist, das in die Welt kommend, jeden Menschen, erleuchtet (Joh 1,9), in welchem Zustand dieser Mensch sich auch befinden mag. Christus ist Liebe; je größer meine Sündenschuld ist, desto mehr brauche ich Ihn.

Der Erstgeborene aus den Toten**

** Anmerkung: Die englische Darby-Translation übersetzt den griechischen Ausdruck ho prōtotokos tōn nekrōn hier mit „the firstborn from the dead“ (= der Erstgeborene aus den Toten, vgl. Kol 1,18), gibt aber auch an, dass man hier „the firstborn of the dead“ (= der Erstgeborene der Toten) übersetzen kann.

Darüber hinaus sagt das Herz, das Verständnis in den Wegen Gottes hat: Christus ist der Erstgeborene aus den Toten. Der Teufel, der die Macht des Todes hat (Heb 2,14), konnte Ihn nicht halten, auch nicht der Zorn Gottes, da Er auch in Bezug auf Seine Gerechtigkeit, in Seinem Tod, verherrlicht wurde; und die gleiche Gerechtigkeit hat Ihn erhöht und zeugte von Ihm (vgl. Apg 2,33; 5,31). Hierin liegt der Grund unserer Freude, dass der Herr Jesus, als Mensch, die Folgen der Sünde, und Seine Macht über alle Folgen der Sünde offenbart. Er starb nicht nur, sondern ist der Erstgeborene aus den Toten, und das Haupt der Kirche, die Sein Leib ist (Kol 1,18). Er hat durch Seinen Tod und Seine Auferstehung offenbart, dass Er die Macht hat, uns aufzuerwecken. Er ist das Haupt des Leibes. So ist Er für uns, der Erstgeborene und der treue Zeuge; und für die Welt, der Fürst der Könige der Erde. Als solcher wird Er dann all Seine Macht und Seine Rechte offenbaren und zur Schau stellen, auch gegenüber denjenigen, die Ihn verleugnet haben.

Er ist der treue Zeuge in Bezug auf unsere Sünden, und es ist unser Glück, dass Er sie nicht für uns verborgen hat. Die Phantasie der Menschen neigt zu der Überzeugung, dass es notwendig ist, zu diesem Zeugnis, von unserer Seite bestimmte Gefühle hinzuzufügen; und viele gute Redner schätzen diesen Gedanken, und quälen die Seele; aber das ist keineswegs so. Menschen stellen sich vor, dass es einen Prozess gibt, ich weiß nicht welchen, der an ihnen stattfinden müsste. Das ist keineswegs so. Wir müssen durch Gnade zuerst daran denken, dass der Herr Jesus die Wahrheit ist, und alle passenden Gefühle kommen nachher; unmöglich, dass es passende Gefühle ohne Glauben gibt. Wenn Sündenerkenntnis nicht da ist, stellt der Mensch sich vor, dass es in ihm etwas Gutes gibt. Die Sündenerkenntnis kommt durch Glauben, nicht durch den Verstand; sie kommt durch die Wirksamkeit des Werkes Christi. Ich will ein Beispiel hierfür geben: Als Petrus in Apostelgeschichte 3 zu den Juden predigte, sprach er zu ihnen: „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet ... den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet“ (Apg 3,14–15). Wenn sie ihm nicht geglaubt hätten, hätten sie nicht gesagt: „Was sollen wir tun, Brüder“ (Apg 2,37)? Wenn der Glaube nicht in ihrem Herzen gewesen wäre, hätte sie nicht geglaubt, dass sie selbst verloren sind; als sie an den Herrn Jesus glaubten, folgten daraus tausend Dinge. Ihr Friede floss aus ihren Glauben an die Wirksamkeit des Werkes des Herrn Jesus hervor, das die Apostel ihnen, als Antwort auf diesen Ruf vorgestellt hatten.

Es mag fromme Gefühle geben, aber ohne Glauben werden sie ohne Ergebnisse bleiben. Aber die Gewissheit des Heils ist eine Folge, die Gott mir durch das Werk Christi offenbart. Wenn Gott zu mir sagt: „Du hast den Urheber des Lebens getötet“, weiß ich, dass genau auf diese Weise alle meine Sünden weggewaschen sind. Wenn Gott mir sagt: „Das ist, was ich getan habe, ich habe alle deine Sünden durch die Sünde, die Du mit der Tötung des Urhebers des Lebens begangen hast, abgewaschen“, kann nur Glaube mich in die Lage versetzen, dies zu begreifen. Das Herz quält sich, während die Sache ist einfach ist. Man muss das Zeugnis, das Gott von Seinem Sohn gegeben hat, glauben. Und diese Liebe, die grenzenlos ist, den Herrn, der der treue Zeuge ist, wollen wir als Solchen aufnehmen und als das Bild des lebendigen Gottes (Kol 1,15), der immer Liebe ist.