Jesaja beschreibt den Herrn prophetisch als einen Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut. Diese Leiden haben den Weg des Herrn Jesus über diese Erde gekennzeichnet. Leiden von den Führern des Volkes, dem Volk selbst und auch von seinen Jüngern. Auch wir erfahren Leiden in unserem Leben. Dennoch müssen wir einige wichtige Unterscheidungen machen:

  1. Es gab Leiden im Leben des Herrn Jesus, die auch wir heute erfahren können. Es sind Leiden, die der Herr Jesus von den Menschen erfahren hat: Leiden der Gerechtigkeit und Leiden um des Namens Gottes willen (vgl. Mt 5; 1. Pet 2,14). Die Menschen haben den Herrn für das, was er war, und für seine Taten – die immer in Abhängigkeit und im Gehorsam zu Gott waren – gehasst. Wenn wir an das Leben des Herrn denken, wie viel Leiden dieser Art musste er auf sich nehmen. Es war reine, göttliche Liebe, die ihn diesen Weg gehen ließ – Liebe zu seinem Gott und Vater und Liebe zu uns verlorenen Sünden. „Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets Gebet. Und sie haben mir Böses für Gutes erwiesen und Hass für meine Liebe“ (Ps 109,4.5). Wenn wir in gleicher Weise in Abhängigkeit und Gehorsam, in praktischer Gerechtigkeit leben, und uns zu dem Herrn Jesus bekennen, dann werden auch wir Anteil an diesen Leiden haben.
  2. Es gibt Leiden in unserem Leben, die hat der Herr niemals kennen gelernt – Leiden als eine Konsequenz eigener Sünde. Diese Leiden erfahren wir leider oft in unserem Leben, obwohl das nicht sein sollte. Doch der Herr Jesus konnte von sich sagen, dass er allezeit das tat, was dem Vater wohlgefällig war (Joh 8,29). Der Herr Jesus kannte Sünde nicht (2. Kor 5,21), tat keine Sünde (1. Pet 2,22), und in ihm war keine Sünde (1. Joh 3,5). Er war der Heilige, der Gerechte. Gerade weil das so ist, hätte der Herr Jesus die nächste Form der Leiden niemals erfahren müssen – und doch hat er sie auf sich genommen.
  3. Der Herr Jesus hat nicht nur aus der Hand der Menschen der Gerechtigkeit willen gelitten, sondern auch aus der Hand Gottes der Sünde wegen. Diese letzte Form der Leiden finden wir allein bei dem Herrn Jesus. „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm“ (2. Kor 5,21). „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5). Dort am Kreuz wurde Er zur Sünde gemacht, als ob er der Ursprung jeder Sünde sei. Dort hat Gott Ihn gemäß Seiner Heiligkeit, Seiner Gerechtigkeit, Seiner Majestät Ihn den ganzen Zorn, das ganze Gericht treffen lassen. „Es ist schrecklich in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Heb 10,31). „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten“ (1. Pet 3,18). Was muss es für den Herrn Jesus in seinem heiligen Empfinden im Bezug auf die Sünde bedeutet haben, derartig leiden zu müssen. Welche Seelennot kommt in seinem Worten „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Ps 22,1; Mt 27,46) zum Ausdruck. In Ihm gab es dazu keinen Anlass, das Gott ihn verließ. Aber jedes Kind Gottes kann die Antwort auf die Frage Christi am Kreuz geben: Es waren meine unzähligen Sünden, die Ihm diese Leiden brachten. Jede meiner sündigen Gedanken, meiner sündigen Taten und meiner sündigen Worte wurde dort am Ihm abgerechnet. Weil Er nicht wollte, dass ich verloren gehen, kam Er und ging für mich in das Gericht.

Gerade weil der Herr diese Leiden auf sich genommen hat, weil er sich zur Sünde machen lassen hat, werde ich diese Leiden niemals erdulden müssen. Der Herr sagte einmal zu Petrus: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh 18,11). Das war der Kelch des Gerichtes Gottes über die Sünde, und er hat ihn getrunken – bis auf den letzten Tropfen. John Nelson Darby schreibt: „Was Christus in Seinem Verlassensein von Gott als Folge der Sünde erduldete, das hat er ganz allein gelitten; und zwar, wenn es um uns geht, genau zu dem Zweck, dass wir niemals auch nur einen Tropfen von diesem furchtbaren, bitteren und für uns untragbaren Kelch schmecken sollten. Würden wir davon trinken müssen, könnte wie es nur als verurteilte Sünder tun.“