Bei der Beschäftigung mit den Thessalonicherbriefen wird gern darauf verwiesen, dass die Thessalonicher in nur drei Wochen sich bekehrt und eine ganze Menge gelernt hätten. So wussten sie schon ganz gut über den Antichristen Bescheid, obwohl ihnen nicht alle Einzelheiten klar waren (siehe 2. Thes 2,5).

Auf die Anzahl der drei Wochen kommt man aufgrund dieser Stelle:

„Nach seiner Gewohnheit aber ging Paulus zu ihnen hinein und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften ... Und einige von ihnen glaubten ... Die Juden aber wurden eifersüchtig und nahmen einige böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; und sie traten vor das Haus Jasons und suchten sie vor das Volk zu führen ...“ (Apg 17,2–5).

Christian Briem schreibt im Hinblick auf diese Verse in seiner Auslegungsreihe über die Apostelgeschichte:

„Wir wissen nicht, wie viel Zeit nach den drei Sabbaten verstrich, ehe die Juden in der geschilderten Weise gegen die Brüder aktiv wurden. Bezeichnenderweise fehlt hier jede Zeitangabe. Das lässt Raum für den Gedanken, dass Paulus und Silas noch für eine geraume Zeit dort gearbeitet haben und nicht sofort vertrieben wurden. Gewisse Hinweise aus den Briefen bestärken uns in diesem Eindruck.

In seinem Brief an die Gläubigen in Philippi erwähnt Paulus, dass sie ihm im Anfang des Evangeliums, als er in Thessalonich war, einmal und zweimal eine Gabe für seine Bedürfnisse gesandt hatten (Phil 4,15.16). Wenn wir allein bedenken, dass die beiden Städte gut 140 km auseinanderlagen, so setzt das doch eine Zeitspanne von mindestens einigen Wochen zwischen der ersten und der zweiten Sendung voraus.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Erinnerung an die „Mühe und Beschwerde“, die Paulus und Silas in Thessalonich für ihren Lebensunterhalt auf sich genommen hatten. Um niemand von ihnen beschwerlich zu fallen, hatten sie Nacht und Tag in ihrem irdischen Beruf gearbeitet (1. Thes 2,9; 2. Thes 3,8). Weist nicht auch dieser Sachverhalt auf einen längeren Zeitraum ihres Weilens dort hin? Außerdem zeigen die beiden Thessalonicherbriefe, welch eine Fülle an christlicher Belehrung den Gläubigen damals mündlich zuteil wurde. Dass dies alles in gerade einmal drei Wochen geschehen sein soll, ist kaum vorstellbar.“

Wir haben große Achtung vor der geistlichen Kraft der Thessalonicher, jedoch wollen wir nüchtern bleiben und nicht erwarten, dass man sich innerhalb von Tagen wesentliche Teile der christlichen Wahrheit aneignen kann. Pflanzen, begießen und wachsen braucht eine gewisse Zeit.