Wir wollen uns Römer 7 anhand des Bildes von einem Kranken anschauen. Wir sehen seine Schmerzen, seine Symptome, seine Krankheit, seinen Arzt und seine Befreiung.

Seine Schmerzen:

Schmerz ist zwar nicht Krankheit, aber wenn wir irgendwo im Körper Schmerzen haben, dann zeigt das, dass irgendetwas im Körper verletzt oder nicht gesund ist. Nicht jeder klagt über die Schmerzen der Erfahrung aus Römer 7. Es gibt viele Gläubige, die die dort beschriebenen Schmerzen noch nie empfunden haben, und solche Gläubige werden mit der Beschreibung dieser Schmerzen kaum etwas anfangen können. Denn bei dieser geistlichen Erfahrung muss man selbst gründlich durch die Leiden hindurchgegangen sein, wenn man solche verstehen will, die darunter leiden. Daher erleben wir bei manchen, die nciht selbst durch solche tiefen und entleerenden Erfahrungen gegangen sind, dass sie ihre Hörer wieder zu den eigenen Anstrengungen und zur Gesetzlichkeit zurückführe, indem sie der bedrängten Seele sagen: „Du kannst und du musst glauben.“ Solche Belehrung führt nicht zu Christus als dem Heiland und der Stärke für sein Volk. Wieder andere wollen ihre Zuhörer glauben machen, dass ein Leben der Zweifel und Ängste, Klagen und Knechtschaft, Jammer und Elend, das einzig wahre Christentum sei! Der Grund dafür liegt auf der Hand. Solche Lehrer haben selbst keine Ahnung von gesundem Christentum und von Befreiung, und können daher nur in Schmerz und Leid Anzeichen wahren Lebens finden. Zweifellos können wir sagen, dass jemand nicht tot ist, wenn wir seine Schreie hören, doch solche Beweise von Leben zeigen Krankheit oder Verletzung an, und es wäre eine Beleidigung Gottes und seines Evangeliums, wenn wir solche Lebenszeichen als wahres Christentum anerkennen würden. Der Evangelist sollte wie ein Arzt sein, der nicht nur etwas von Krankheit versteht, weil er den menschlichen Körper studiert hat, oder der weiß, welche Medizin er verschreiben muss, weil er etwas über Arzneimittel und deren Wirkung gelesen hat, sondern der selbst krank war und die Medizin selbst eingenommen hat, die er verschreibt.

Wer an der Seelenkrankheit von Römer 7 leidet, kann nicht anders als schreien. Denn es ist solch ein schrecklicher Seelenschmerz, dass er unmöglich still sein kann. Durch seinen schmerzvollen Ausruf: „Ich elender Mensch“, verrät der Kranke sofort seinen geistlichen Aufenthaltsort.

Die Symptome

Die Symptome werden folgendermaßen beschrieben: „Was ich vollbringe, erkenne ich nicht; denn nicht was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus ... das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich“ (Röm 7,15+19). Zehnmal schreit der Leidende in diesen zwei kurzen Versen aus: „ich“. Es bedarf nicht vieler Worte einem Menschen, der ausruft: „Ich“ leide, zu beweisen, was das Ich ist. Er beklagt nicht nur böse Dinge, die er getan hat, sondern das Elend seines Herzenszustands; dass er gar keine Kraft über sich selbst hat; dass in ihm eine Kraft ist, die gegen ihn ist; und dass diese Kraft das eigene „Ich“ ist. Er hasst die Dinge, die er tut. Was er zu tun wünscht, kann er nicht tun. Kennt unser Leser solche Symptome in seiner eigenen Seele? Wenn das sein augenblicklicher Kummer ist, ist er noch nicht befreit. Wenn er das noch nie empfunden hat, schätzt er die Befreiung nicht.