Alle Menschen sind Sünder und können deswegen niemals die Herrlichkeit Gottes erreichen (Röm 3,23; 7,7f). Wenn wir den vollkommenen Maßstab Gottes, das Gesetz, einmal an uns halten, dann erkennen wir unsere Sünden sehr schnell. Das Gesetz überführt uns alle, es lässt uns völlig schuldig dastehen (vgl. Röm 3,19.20). „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer..., da ist keiner der Gutes tut, da ist auch nicht einer“ (Röm 3,10.11) ist das Urteil eines heiligen Gottes. Daher ist nun die ganze Welt dem Gericht verfallen (Röm 3,19). Gott ist vollkommen gerecht, wenn er gemäß seiner Heiligkeit jeden Sünder verdammt und richtet. Nichts anderes als das ewige Gericht haben wir verdient. Jeder, der einmal vor Gott dem Richert erscheinen wird, wird sagen müssen: „Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte“ (Off 16,7).

Aber Gott hat hier keinen Punkt gemacht. Jeder, der im Glauben an den Herrn Jesus, den Gott dargestellt hat als ein Sühnmittel (Röm 3,25), kommt, wird „umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade“ (Röm 3,24). Gott selbst ist es, der rechtfertigt (Röm 8,33), der sozusagen unsere beschmutzten und befleckten Kleider auszieht und uns strahlend weiße Kleider anzieht und uns so als Gerechte vor sich hinstellt, als ob wir niemals gesündigt hätten. So sind wir passend für seine heilige Gegenwart geworden.

Ist Gott ungerecht, wenn er so handelt? Wenn ein inhaftierter Gefangener begnadigt wird, dann geht das bei uns Menschen immer auf Kosten der Gerechtigkeit. Statt das volle Maß der Strafe für sein kriminelles Handeln zu tragen, wird die Haftzeit verkürzt oder erlassen. Das hat der Gefangene nicht verdient, es ist reine Gnade. Gnade und Gerechtigkeit sind daher für uns zwei entgegengesetzte Prinzipien – entweder das eine oder das andere. Doch so handelt nicht Gott. Gott kann Sünde nicht übersehen oder das Strafmaß einfach mindern. Der Lohn der Sünde ist und bleibt der Tod (Röm 6,23). Und doch ist er ein „Heiland Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden“ (1. Tim 2,3). Für uns ein unüberwindbares Dilemma – aber Gott hat einen wunderbaren Weg gefunden.

Wenn Gott in Gnade handelt, dann kann das nur auf einer gerechten Grundlage geschehen. Und genau das sehen wir, wenn wir zum Kreuz schauen, an dem der Herr Jesus Sühnung für unsere Sünden getan hat (1. Joh 2,2). Indem Gott seinen eigenen Sohn am Kreuz gerichtet hat, hat er nun eine gerechte Grundlage den zu rechtfertigen, „der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm 3,26). Für einen solchen ist das gerechte Gericht bereits ausgeführt und wird ihm durch den Glauben zugerechnet. Gott ist nun völlig gerecht wenn er auf ein Bekenntnis eines Sünders dessen Sünden vergibt (1. Joh 1,9) und ihn rechtfertigt (Röm 3,26).

Was ist nun das Ergebnis der Rechtfertigung für uns?

  1. Was unsere Sünden angeht, so haben wir Frieden mit Gott.
  2. Was unser gegenwärtiges Leben angeht, so haben wir täglich freien Zugang zu Gottes Gnade.
  3. Und was Zukunft angeht, so dürfen wir uns auf die Herrlichkeit Gottes freuen (vgl. Röm 5,1.2).

Das ist der Gott den wir kennen dürfen. Haben wir das verdient? Nein! Wir hatten nur die ewige Verdammnis verdient. Wenn Gott uns nun durch den Glauben gerechtfertigt hat, dann ist das reine Gnade – aber eine Gnade aufgrund von Gerechtigkeit. Das Kreuz ist somit zu der schönsten Darstellung sowohl Gottes Gerechtigkeit als auch Gottes Liebe geworden. Ihm sei ewig Dank dafür!