Die Moabiterin Ruth heiratete einen Juden. Das war zweifellos nicht in Übereinstimmung mit dem Gesetz, sondern ein offenbarer Vorstoß … Aber die Schrift – und das ist bewunderswert – erklärt deartige Verstöße in der Regel nicht; entschuldigen tut sie sie niemals. Die Schrift setzt voraus, dass wir Gott vertrauen, und dass niemand solche Fälle benutzt, um das als etwas Erlaubtes darzustellen. Die Tatsache wird einfach berichtet und unserem geistlichen Urteil, das sich auf die allgemeinen Aussagen des Wortes Gottes stützt, überlassen.
Es gibt nichts, was mehr das göttliche Wort kennzeichnet als das. Wenn dagegen die Quelle menschlich ist – und in einer Sache kann das Böse nicht geleugnet oder verborgen werden, so wird man finden, dass eine Entschuldigung präsentiert oder die Sache gemildert wird. Das Ergebnis wird so sein, dass man sich unter dem Niveau eines wirklichen inspirierten Textes befindet.
In der Schrift findet man, im Gegensatz dazu, Gottes Wege in Liebe, Heiligkeit und Gerechtigkeit und folglich ist es auch nicht nötig, das Entschuldigungen geliefert werden. Etwas anderes zu erwarten, bedeutet völlig zu vergessen, dass die Schrift nicht das Werk der Schreiber, sondern das Wort Gottes ist. Diese Art des Unglauben ist die Wurzel für 99% der Schwierigkeiten, die man gewöhnlich (mit Schriftstellen) hat.
[Übersetzt aus: Lectures Introductery, Early Historical Books. Die „Lectures Introductery” sind entstanden aus Vorträgen, die W. Kelly in London gehalten hat. Diese Vorträge wurden mitstenographiert und später, nur leicht bearbeitet, als Bücher herausgegeben. Diese Bücher sind keine Vers-für-Vers-Auslegung, aber man bekommt durch sie einen guten Überblick und ein Gespür für die rote Linie und außerdem werden viele wichtige christliche Grundsätze behandelt. Erhältlich bei: www.csv-verlag.de]
Anmerkung: Das ist ein wichtiger Gedanke, den ich noch etwas erweitern möchte. Manches mal wird in Bezug auf diverse Ereignisse in der Bibel gesagt: Gottes Wort spricht dazu kein Urteil aus, also dürfen wir das auch nicht tun. Doch das stimmt so nicht. Ein schlagendes Beispiel sind die Kapitel in Richter 17 – 21, die offenbar von sündigen Taten nur so strotzen, ohne dass Gott das mit einem Wort direkt verurteilt.