Jonathan ist in vieler Hinsicht eine Person, von der wir viel lernen können. Er war ein Gläubiger, bei dem sich ein bedingungsloses Vertrauen auf den Herrn zeigte, als er allein mit seinem Waffenträger gegen die Philister antrat. Er tat das in dem vollen Bewusstsein, dass es „für den HERRN kein Hindernis gibt, durch viele zu erretten oder durch wenige“ (1. Sam 14,6). In der Kraft Gottes überwand er den Feind, und das Volk urteilt später zu Recht, dass er „mit Gott gehandelt“ hat (1. Sam 14,45).

Auch seine Liebe zu David ist nachahmenswert und ein schönes Vorbild von der Liebe eines hingegebenen Gläubigen zu Christus. Nach dem Kampf Davids gegen Goliath legte er alles, was ihn als Soldaten und Königssohn auszeichnete (Oberkleid, Waffenrock, Schwert, Bogen und Gürtel) zu den Füßen Davids nieder. Das ist eine schöne Illustration dessen, was Paulus an die Philipper schreibt: „Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne“ (Phil 3,7.8).

Kein Zweifel: Jonathans Herz schlug für David. Und doch mangelte es bei ihm an einer entscheidenden Stelle: Er hat seine Verbindung zu seinem Vater Saul, der David „alle Tage Feind“ war, nie aufgegeben. Diese unselige Verbindung führte bei Jonathan

1. zu Leichtgläubigkeit (1. Sam 19,6.7): Gerne will er dem Schwur Sauls Glauben schenken, dass David nicht getötet wird.

2. zu Kurzsichtigkeit (1. Sam 20,2): Saul hat sich offensichtlich vorgenommen, David zu töten, aber Jonathan will es immer noch nicht wahrhaben. Er unterschätzt die Gefährlichkeit Sauls völlig.

3. zu Unsicherheit: Immer neue Bündnisse schließt er mit David. Die fehlende Trennung von den Feinden Davids raubt ihm die Gewissheit der Liebe Davids.

4. zum Verlust der Gemeinschaft Davids: Wenn Jonathan mit Saul am Tisch sitzt, bleibt Davids Platz leer (1. Sam 20,25). Sie treffen sich zwar immer wieder kurz, aber nie geht Jonathan mit David, sondern er kehrt immer wieder zu seinem Vater zurück.

5. zum Verlust der Belohnung an der Seite Davids: Er wollte der Zweite nach David sein (1. Sam 23,17), aber als David auf den Königsthron kommt, ist Jonathan schon mit seinem Vater Saul im Kampf umgekommen.

Fast wehmütig klingt es in dem Klagelied Davids, wenn er singt: „Saul und Jonathan, … sind auch in ihrem Tod nicht getrennt“ (2. Sam 1,23). Tragisches Ende eines Mannes, den echte Liebe mit David verband! Spricht uns das nicht alle an?

Und David? An seiner Liebe hat sich nichts verändert. Kaum zu glauben, dass er die Liebe Jonathans, der ihn doch letztlich immer wieder im Stich gelassen hatte, so geschätzt hat. Zeigt uns das nicht etwas von dem Herzen des Herrn Jesus?

Lasst uns die Liebe Jonathans nachahmen, aber gleichzeitig auch eine klare Trennungslinie zwischen uns und der Welt ziehen, damit wir nicht „ihrer Sünden teilhaftig werden“ (Off 18,4).