Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten (Tit 1,1.2).

Gleich in den ersten Worten des Titusbriefes werden die großen Umrisse oder Grenzlinien des Christentums hervorgehoben. Der Glaube der Auserwählten, die Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, die Verheißung des ewigen Lebens, ehe die Welt war, und die Offenbarung des Wortes Gottes durch die Predigt bilden die Einleitung des Briefes.

Diese Einleitung ist nicht ohne Wichtigkeit. Ihr Inhalt wird Titus durch den Apostel als der besondere Gegenstand des Dienstes des Apostels und als das Kennzeichen seiner Apostelschaft vorgestellt. Dieser Dienst bestand nicht in einer Darstellung des Judentums, sondern in der Offenbarung eines Lebens und einer Verheißung des Lebens, die in Christus, dem Gegenstand des göttlichen Ratschlusses, bestand, ehe die Welt war. Demgemäß wurde der Glaube auch nicht in dem Bekenntnis der Juden gefunden, sondern in den durch die Gnade zur Erkenntnis der Wahrheit gebrachten Auserwählten. Der wahre christliche Glaube war „der Glaube der Auserwählten“. Das ist eine wichtige Wahrheit, die den Glauben in der Welt kennzeichnet. Andere mögen wohl diesen Glauben als ein System annehmen; aber der Glaube an und für sich ist der Glaube der Auserwählten.

Das war unter den Juden nicht der Fall; das öffentliche Bekenntnis ihrer Lehre und das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes gehörten jedem Israeliten von Geburt. Aber mögen auch andere Anspruch darauf erheben, den christlichen Glauben zu haben, er ist und bleibt der Glaube der Auserwählten. Dieser Glaube ist nach seiner Natur etwas, was die menschliche Natur weder annehmen noch fassen kann; sie findet vielmehr einen Stein des Anstoßes in ihm. Er offenbart eine Verbindung mit Gott, die der Natur nicht nur unbegreiflich, sondern auch anmaßend und unerträglich erscheint, während die Auserwählten die Freude ihrer Seele, das Licht ihres Geistes und den Ruhepunkt ihres Herzens darin finden. Der Glaube setzt sie mit Gott in eine Verbindung, in der sie alles finden, was ihr Herz wünschen kann, was aber ganz und gar von dem abhängt, was Gott ist; und das ist es, was der Gläubige begehrt. Es ist eine persönliche Verbindung mit Gott selbst. Deshalb ist der christliche Glaube der Glaube der Auserwählten Gottes und darum ist er auch da für die Heiden sowohl wie für die Juden.

Dieser Glaube der Auserwählten Gottes hat, indem er mit Gott selbst in Verbindung steht, einen vertraulichen Charakter. Der Glaube ruht in Ihm und kennt das Geheimnis seines ewigen Ratschlusses – jene Liebe, die die Auserwählten zu Gegenständen seines Ratschlusses machte. An diesen Glauben aber knüpft sich noch ein anderer Charakterzug, nämlich das Bekenntnis der offenbarten Wahrheit, durch die Gott sich bekannt macht und die Unterwerfung des Geistes des Menschen sowie die Huldigung seines Herzens beansprucht. Diese Wahrheit bringt die Seele in ein wahres Verhältnis zu Gott. Es ist „die Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“. Das Bekenntnis der Wahrheit vor den Menschen ist deshalb ein wichtiger Charakterzug des Christentums und des Christen. Mit dem Glauben der Auserwählten im Herzen, dem persönlichen Glauben an Gott und an das Geheimnis seiner Liebe verbindet sich das Bekenntnis der Wahrheit.