Darauf schrieb der König Darius an alle Völker, Völkerschaften und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten: Friede euch in Fülle! Von mir wird Befehl gegeben, dass man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs bebe und sich vor dem Gott Daniels fürchte; denn er ist der lebendige Gott und besteht ewig, und sein Reich wird nie zerstört werden, und seine Herrschaft währt bis ans Ende; der da rettet und befreit und Zeichen und Wunder tut im Himmel und auf der Erde: Denn er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet“ (Daniel 6,26–28).

Die Reaktionen der Repräsentanten der ersten beiden Weltreiche in den Kapiteln 2 bis 6 sind bemerkenswert: In Daniel 2 nach der Deutung des Traumes spricht Nebukadnezar einen Lobpreis aus; in Daniell 3 nach der Rettung der drei Freunde Daniels aus dem Feuerofen spricht er wieder einen Lobpreis aus; in Daniel 4 nach seiner Wiedereinsetzung in seine Stellung als König folgt wieder ein echter Lobpreis Gottes; in Daniel 5 bei Belsazar finden wir gar nichts in dieser Richtung, nur Gericht. Und hier in Daniel 6 bei Darius wieder ein Lobpreis.

Darius wendet sich hier an alle Völker, Völkerschaften und Sprachen, der gleiche Kreis, wie er in Daniel 7,14 im Blick auf die Herrschaft des Herrn, des Menschen Sohn, genannt wird. Wir müssen trotz dieser Anordnung des Königs Darius aber festhalten, dass er keine persönliche, lebendige Beziehung zu Gott hatte! Er spricht immer noch von dem Gott Daniels und ruft zur Furcht dieses Gottes auf. Er nennt Ihn zwar den lebendigen Gott, aber das scheint mehr eine Bewunderung der Tatsache zu sein, dass es einen Gott gibt, der Diener hat, die angesichts solcher Bedrohungen treu an Ihm festhalten.

In der Beschreibung dieses Gottes bringt Darius – ein weltlicher Herrscher aus dem Heidentum – in einer seltenen Fülle und Anhäufung bemerkenswerte Dinge zum Ausdruck, die die Herrlichkeit dieses Gottes herausstellen sollen:

  • Er ist der lebendige Gott: Er ist der Gott, der die Quelle des Lebens ist, der Leben gibt und der Leben bewahrt und Leben nimmt (vgl. Jer 10,10); von dem Herrn Jesus wird gesagt, dass Er der Sohn des lebendigen Gottes ist (Mt 16,16), das zeigt das Fundament der Versammlung Gottes.
  • Er besteht ewig: Dieser Gott ist nicht ein Gott, der auf irgendeine Zeit beschränkt werden kann.
  • Sein Reich wird nie zerstört werden: das große babylonische Weltreich ist zerstört worden, aber Sein Reich kann nicht zerstört werden.
  • Seine Herrschaft währt bis ans Ende: Es gibt niemanden, der Ihm nachfolgt (Jes 41,4; 44,6), Er ist der Erste und der Letzte.
  • Er rettet und befreit: Das hat Gott bei Daniel bewiesen, Er ist der Handelnde; es gibt keinen anderen Gott, der auf solche Weise zu erretten vermag (Dan 3,29).
  • Er gibt Zeichen und Wunder: Nur Gott kann solche Zeichen und Wunder tun, und zwar im Himmel und auf der Erde; der Bereich der Autorität Gottes ist nicht auf die Erde beschränkt.

Es ist wirklich erschütternd, dass dieser Darius, der solche Dinge über Gott sagt, nicht von seinem Gott sprechen kann! Daniel kannte und genoss eine persönliche Beziehung zu diesem Gott, aber für Darius bleibt es der Gott Daniels.

Darius kannte ja nur den konkreten Fall der Rettung Daniels durch Gott. Ein einzelner Mann war gerettet worden, und doch zieht dieser König die allgemeine Schlussfolgerung daraus, dass dieser Gott ein rettender Gott ist. Haben wir das nicht auch alle erfahren (Tit 3,4.5; 2. Kor 1,10; Kol 1,13; 2. Tim 1,9 u.a.)?

Und dieser Daniel hatte Gelingen unter der Regierung des Darius und unter der Regierung Kores, des Persers“ (Daniel 6,29).

Auch in dem Leben Josephs lesen wir mehrmals davon, dass er Gelingen hatte (1. Mo 39,3.23). Auch er war in seinem Leben wegen des Hasses seiner eigenen Brüder durch tiefe Nöte und Leiden gegangen. Aber ob ein Leben letztlich von Gelingen gekennzeichnet ist, entscheidet Gott und nicht die Machenschaften der Menschen!

Wir hatten schon gesehen, dass Darius der Meder parallel zu Kores dem Perser regiert hatte. Kores war es gewesen, der schon viele Jahre vorher mit Namen von Gott angekündigt wurde als der, der es den Juden wieder gestatten würde, in ihr Land zurückzukehren, und der von Gott bezeichnet wird als Sein Hirte und der, der all Sein Wohlgefallen ausführt, als Sein Gesalbter und als der, den der Herr liebt (Jes 44,28; 45,1; 48,14). Sind das nicht alles auch Hinweise auf den Herrn Jesus, den wahren Kores? Mit diesem Ausblick endet der geschichtliche Teil des Buches Daniel.