In 1. Johannes 2,7–8 finden wir eine Aussage, die sich irgendwie widersprüchlich anhört: „Nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot … Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot.“ Schreibt Johannes nun ein altes oder ein neues Gebot? Handelt es sich um dieselbe Sache?

Der zweifache Zweck des ersten Johannesbriefes wirft Licht auf diese Frage. Johannes richtet sich einerseits gegen Verführer und Irrlehrer, die behaupteten, neue, höhere Erkenntnisse zu besitzen. Sie wollten das Christentum weiterentwickeln.

Für solche nennt Johannes, das, was er schreibt, ein altes Gebot. Er schreibt ja über das ewige Leben. Dieses Leben hat sich „von Anfang an“ vollkommen in dem Herrn Jesus offenbart. Johannes konnte in diesem Sinn gar nichts Neues schreiben. Alles, was er jetzt über das ewige Leben schrieb, hatte sich bereits ganz am Anfang des Christentums in dem Herrn Jesus völlig gezeigt und war deshalb „alt“. Alles Neue (und dazu gehörte die „höhere“ Erkenntnis dieser Verführer) war nicht „alt“,entsprach nicht dem, was sie „von Anfang an gehört hatten“, und wurde dadurch als falsch entlarvt.

Andererseits möchte Johannes durch seinen Brief die wahren Kinder Gottes befestigen und ihren Herzen das Vorrecht groß machen, dass sie jetzt dieses ewige Leben, die göttliche Natur, besitzen. Ihnen schreibt Johannes, dass es ein neues Gebot ist. Nicht das ewige Leben ist neu, aber neu ist „das, was wahr ist in ihm und in euch“. Neu ist, dass das ewige Leben, das von Anfang an in dem Herrn Jesus war, jetzt auch in uns ist. Kostbare Tatsache: Sein Leben ist auch unser Leben!

Jetzt bleibt nur noch zu klären, warum Johannes das, was er über das ewige Leben schreibt, nicht eine „Wahrheit“ oder „Segnung“, sondern ein „Gebot“ nennt. Es ist Gottes Wille, dass sich das ewige Leben in unserem Leben offenbart, wie es sich in dem Herrn Jesus offenbart hat. Wir sind „schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh 2,6). Und da gibt uns Johannes zwei unmissverständliche Kriterien, wie sich das ewige Leben in unserem täglichen Glaubensleben zeigen soll: Gehorsam und Bruderliebe (vgl. 1. Joh 2,5; 4,12)!