Urija, der Hethiter

Die Geschichte von David und Bathseba verbinden wir mit einem Tiefpunkt in der Geschichte Davids, mit Ehebruch und Mord, aber auch mit Bekenntnis und Vergebung. Doch eine Person gerät dabei vielleicht etwas in den Hintergrund: Urija, der Hethiter, der Mann Bathsebas. Wenn wir auch nicht viel über ihn wissen, so ist das wenige doch sehr lehrreich.

Der Hethiter

Wir kennen Urija nicht ohne seinen Beinamen „der Hethiter“. Er trägt ihn, wie wir heute unseren Nachnamen tragen. Wenn Gottes Wort eine Person so permanent mit einem Beinamen oder einer Beifügung versieht, dann geschieht das nicht ohne Grund. Denke an Judas Iskariot, der siebenmal mit dem Zusatz „der ihn überlieferte“ genannt wird.

Die Hethiter waren Bewohner Kanaans. Es waren Götzendiener, deren Bosheit so groß war, dass Gott den ganzen Volksstamm durch sein Volk Israel ausrotten lassen wollte (5. Mo 20,16.17). Aus diesem todgeweihten Volk stammte Urija, auch wenn er offensichtlich aus einer Familie kam, die den Herrn, den Gott Israels kannte und liebte. Sonst hätten seine Eltern ihm nicht einen Namen gegeben, der „mein Licht ist Jah (o. der Herr)“ bedeutet. Mit dem Beinamen „der Hethiter“ will Gottes Wort anscheinend die Gnade Gottes hervorheben, die in der Lage ist, auch solche zu retten, die weit weg von Gott sind. Dieselbe Gnade hat auch dich und mich gerettet!

Der Held Davids

Dass Urija nicht aus Israel stammte, hinderte ihn nicht daran, seine ganze Energie für die Sache Gottes einzusetzen. In 2. Samuel 23,39 wird er unter den 37 besten Männern Davids genannt, und aus 1. Chronika 11,41 wissen wir, dass er ein „Held des Heeres“, also ein tüchtiger Soldat war. Sein Herz schlug für David und für die Sache des Königs.

Besonders deutlich wird seine Einstellung als Kämpfer Gottes, als David ihn nach Hause zu seiner Frau schicken will, um seine Sünde mit Bathseba zu vertuschen. Urija sieht das Volk im Kampf mit den Feinden und will nicht nach Hause zurückkehren. Er sieht seinen Platz bei den Knechten Davids und widersteht dem verlockenden Angebot, sich einen schönen Tag mit seiner Frau zu machen. Was für ein Mahnruf an den, der gerade in Sünde gefallen war, weil er als der König Israels „zur Zeit, wenn die Könige ausziehen“, „von seinem Lager aufstand und auf dem Dach des Königshauses umherging“. Was für ein Appell auch an uns, die wir oft die Bequemlichkeit dem Dienst für den Herrn vorziehen!

Urija ist sogar bereit, an vorderster Front mitzukämpfen, auch wenn er als erfahrener Soldat sicher weiß, dass das seinen Tod bedeuten kann. Das ist wahrer Eifer für den Herrn. Damit gehört er zu denen, die für das Volk Gottes „ihren eigenen Hals preisgeben“ (Röm 16,4).

„Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“ (1. Joh 3,16). Ein hoher Maßstab! Aber Gottes Wort gibt uns keinen geringeren.

Der echte Nachfolger Davids

Aus der früheren Geschichte Davids wissen wir, dass er bei allen seinen Kämpfen ein großes Ziel verfolgte: eine Ruhestätte für die Bundeslade zu finden. Er wollte den Ort finden, von dem Gott gesagt hatte, dass Er seinen Namen dort wohnen lassen wollte. Mit einem Schwur hatte er sich verpflichtet, erst dann „auf das Lager seines Bettes“ zu steigen, wenn er „Wohnungen für den Mächtigen Jakobs“ gefunden hätte (Ps 132,2–5; vgl. 2. Sam 7,2).

Urija war hierin ein echter Schüler Davids. Die Lade, der Thron Gottes, stand für ihn an erster Stelle (2. Sam 11,11). Solange sie (und damit Gott) noch in „Hütten“ wohnte, wollte er sich kein angenehmes Leben machen. Solange Gott nicht ruhte, wollte auch er nicht ruhen. Wieder ein unbewusster, aber von Gott zugelassener Tadel in Richtung David.

Auch heute gibt es eine Wohnung, ein Haus Gottes. Gott wohnt in der Versammlung (Gemeinde), die aus allen wahren Gläubigen besteht. Wie sieht es mit unserem Eifer für dieses Haus aus? Liegen uns unsere Geschwister am Herzen? Setzen wir uns für die Versammlung ein? Oder liegt uns mehr an einem angenehmen Leben?

Seine Ehe mit Bathseba

Urija hatte sich eine Frau genommen, deren Familie – wie wir annehmen dürfen – auch zu den Vertrauten Davids gehörte. Ihr Großvater Ahitophel war Geheimrat Davids und ihr Vater Eliam gehörte wie Urija zu den Helden Davids (vgl. 2. Sam 11,3; 23,34). Wie gerne wird Eliam seine Tochter einem Mann gegeben haben, dessen Herz genauso für David schlug wie sein eigenes.

Und für junge Kämpfer Gottes gibt es keine bessere Empfehlung, als sich eine Frau zu suchen, die die Liebe zum Herrn teilt und die ihren Mann auch für die Arbeit im Werk des Herrn „freistellt“. Natürlich können wir nicht mit Sicherheit sagen, wie Bathseba zu dem Eifer ihres Mannes stand. Aber wir wollen doch wohlwollend annehmen, dass ihre Klage um Urija (2. Sam 11,26) echt war und sie eine gute Ehe mit ihm geführt hatte.

Mein Licht ist der Herr

Das ist die Bedeutung des Namens Urija. Und das zeigt sich auch in seinem Leben. Das Licht Gottes schien auf seinen Weg, machte ihn furchtlos im Kampf und erhielt ihm ein klares Urteil, trotz des verlockenden Angebots des Königs und trotz der zwischenzeitlichen Benommenheit durch Alkohol1, so dass er sich von dem Weg Gottes und von dem Eifer für Ihn und sein Haus nicht abbringen ließ. Damit ist er in diesem Augenblick seinem König moralisch weit überlegen, der dem Thema „Der Herr ist mein Licht“ einmal einen ganzen Psalm gewidmet hatte (Ps 27), zur Zeit der Begegnung mit Urija jedoch in moralischer Finsternis lebte.

Das Licht Gottes schien aus dem Leben Urijas hervor und machte ihn zu einem unbewussten, stillen Prediger an David. Und auch für uns ist Urija sicher in manchem ein nachahmenswertes Vorbild, das vielleicht auch unser Herz und Gewissen anspricht.

1Gegen die er sich aufgrund seiner Stellung als Untergebener Davids wahrscheinlich gar nicht wehren konnte.