Eine eigenartige Praktik hatte sich da der Vater ausgedacht. Jedes Mal wenn sein Sohn etwas Böses tat, schlug er einen Nagel in ein Brett. Jeder konnte mit einem Blick auf das Brett nachzählen, wie oft der Sohn etwas Böses getan hatte. Wenn dann der Sohn zu dem Vater kam, um sein Vergehen zu bekennen, nahm der Vater eine Zange und zog den Nagel wieder heraus. Er hatte seinem Sohn vergeben. Doch immer noch konnte jeder sehen, wie oft der Sohn gegen die Anweisungen seiner Eltern gehandelt hatte. Zwar war die Nägel weg, zurückgeblieben aber waren dicke Löcher. Auch der Vater wurde mit jedem Blick an das Brett anhand der Löcher an die bösen Taten seines Sohnes erinnert. Das erkannte auch der Vater und spachtelte das ganze Brett zu. Zurück blieb eine weiße, ebene Fläche. Nun konnte niemand mehr nachvollziehen, wie viele Nägel einmal in dem Brett gesteckt hatten. Jeder, der das Brett anschaute, musste davon ausgehen, dass der Sohn noch nie etwas Böses getan hatte – er war gerechtfertigt.

Diese kleine Geschichte verdeutlicht etwas, was Gott getan hat. Jeder, der im Glauben  das Werk des Herrn Jesus für sich in Anspruch genommen hat und seine Sünden vor Gott bekannt hat, hat auch Vergebung seiner Sünden empfangen. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu uns gerecht, dass er sie uns vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9). Gott hat gleichermaßen jeden „Nagel“ im Brett unseres Lebens entfernt. Wir dürfen sicher sein, dass kein Gericht mehr kommen wird, weil Gott uns alle unsere Sünden vergeben hat (vgl. Eph 1,7). Vergebung ist ein Akt der Gnade, die aber stets auf der Grundlage der Gerechtigkeit geschehen muss, oder, wie der Apostel Paulus es schreibt: Gnade muss durch Gerechtigkeit herrschen (Röm 5,21). Anders als der Vater in unserer Geschichte kann Gott nicht einfach so vergeben, das wäre ungerecht. Doch der Herr Jesus hat bereits die Strafe für unsere Sünden erlitten und die gerechten Forderungen Gottes in Bezug auf die Sünde erfüllt. So ist die gerechte Grundlage gelegt, und Gott kann uns jetzt gerechterweise in dem Herrn Jesus vergeben, denn Gott ist gerecht und straft nicht zweimal.

Aber Gott hat eben nicht nur „die Nägel herausgezogen“, sondern er hat auch „alle Löcher zugespachtelt“. Da ist nichts mehr, was an unsere Sünden erinnert. Als gerechtfertigte Sünder dürfen wir vor ihm stehen (Röm 5,1; 3,26). Gott sieht uns so, als ob wir niemals eine Sünde begangen haben. Das geht viel weiter als Vergebung. Ein Sünder, der Vergebung erfahren hat, muss sich nicht mehr vor einer Strafe fürchten, denn sie wurde ihm erlassen, doch er steht immer noch als ein Sünder da. Das macht eine ungestörte und freudige Gemeinschaft mit Gott unmöglich. Doch als ein Gerechter ist das anders. Alles, was jemals eine freudige Gemeinschaft mit Gott trüben könnte, wurde grundsätzlich und absolut aus dem Weg geräumt.

Gepriesen sei Gott, der uns nicht einfach die Sünden vergibt, sondern uns in dieselbe Stellung wie sein Sohn stellt und uns in ihm alles gibt, was er an Segnungen zu geben hat.