Schon in Vers 4 hat Paulus von der Liebe Gottes geschrieben, die durch den Heiligen Geist in unseren Herzen ausgegossen ist. Es ist das Bemühen des Heiligen Geistes, unser subjektives Empfinden der Liebe Gottes zu vertiefen. In den Versen sechs und acht jedoch beginnt der Apostel Paulus damit, die Art der Liebe Gottes als eine objektive Tatsache vorzustellen, die für uns und außerhalb von uns geschehen ist. In Kontrast dazu stellt er die Art der Liebe der Menschen, mit der wir hier beginnen wollen.

Die Art der Liebe von Menschen

Liebe braucht immer eine Motivation, eine Antriebskraft. Wenn wir Menschen unsere Liebe gegenüber jemand erweisen, dann liegt die Motivation dazu außerhalb von uns. Der Mensch liebt von Natur aus, weil er etwas Liebenswürdiges in dem anderen sieht, seien es bestimmte Eigenschaften oder Charakterzüge, die sich dann auch in Worten und Taten uns gegenüber zeigen. Zwei grundlegende Eigenschaften stellt Paulus in Vers 7 vor: Gerechtigkeit und Güte. Jemand, der gerecht handelt, tut dies nach Schuldigkeit, er gibt jedem genau das, was ihm zusteht, aber nicht mehr. Der Gütige hingegen geht darüber hinaus und gibt mehr. Das ist dann nicht mehr gerecht, aber gütig. Gerechtigkeit an sich ist zwar etwas, was wir schätzen und hochachten, wohl kaum aber etwas, das, im Gegensatz zur Güte, menschliche Liebe hervorruft.

Die Art der Liebe Gottes

Wie anders aber liebt Gott. Seine Liebe hat er darin bewiesen, dass „er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16). „Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden“ (1. Joh 2,2). Den einzigartigen, vielgeliebten Sohn gab er für Menschen hin. Weniger wollte er nicht geben, mehr konnte er nicht geben. Er gab ihn, damit Christus zur bestimmten Zeit für uns am Kreuz sein Leben geben würde. Was für eine Liebe! Noch größer wird uns diese Liebe, wenn wir sehen, wer der Gegenstand dieser Liebe ist.

Die Gegenstände, denen Gott seine Liebe erweist

Als Gott in Christus seine Liebe zu uns erwiesen hat, waren wir weder durch Gerechtigkeit noch durch Güte gekennzeichnet. Im Gegenteil: Unsere Verdorbenheit hatte sich bereits im vollen Maß erwiesen. Insgesamt stellt Paulus vier Merkmale vor: Wir waren …

  • kraftlos. Wir waren ohne Kraft, ein Leben nach den Gedanken Gottes zu leben.
  • gottlos. Wir lebten willentlich und wissentlich ohne Gott. Gott wurde aus dem Leben ausgeschlossen. Wir fragten nicht nach seinen Gedanken und seinem Willen. Unser Leben war durch Ungehorsam und Eigenwillen gekennzeichnet.
  • Sünder. Durch so ein Leben haben wir uns als Sünder erwiesen. Wir taten nur, was böse und sündig in den Augen Gottes war.
  • Feinde Gottes. Das drückt unseren aktiven und offenen Widerstand gegen Gott aus.

Im digitalen 21. Jahrhundert mag der Mensch befürchten, dass er immer „gläsener“ wird und bestimmte Institutionen immer mehr über ihn wissen. Bei Gott war das immer schon so. In seinem Licht bleibt nichts verborgen. Er kennt den Menschen durch und durch und beurteilt ihn nach seinem heiligen und gerechten Maßstab. Hätte Gott nicht alles Recht gehabt, uns ausnahmslos zu verdammen? Und doch erweist Gott seine bedingungslose Liebe. In seiner Liebe ist er einen Weg gegangen, auf dem er auf einer gerechten Grundlage in Gnade mit uns verfahren konnte.

Die Liebe Gottes …

Gottes Liebe zu uns war da schon aktiv, als wir Sünder und Feinde Gottes waren. Absolut nichts Liebenswürdiges war in uns zu finden. Doch Gott liebt, weil er selbst die Liebe ist (1. Joh 4,8). Diese Art der Liebe ist Gott wesenseigen – es ist seine Liebe (V. 8). So zu lieben, wie Gott liebt, dazu ist nur Gott selbst fähig. Wenn Menschen auch eine Motivation außerhalb von sich brauchen und lieben, weil sie etwas Liebenswürdiges gefunden haben, so hat Gott keine andere Motivation als sich selbst und liebt, obwohl er nichts Liebenswürdiges findet.

 … macht reich

Und wozu hat diese Liebe uns jetzt gemacht? Wenn wir kraftlos waren, unfähig, ein Leben nach den Gedanken Gottes zu leben, so gibt Gott uns nun durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt, die Kraft dazu. Wir lebten unser Leben ohne Gott und somit auch fern von Gott. Doch durch das Blut des Herrn Jesus sind wir nahe gebracht worden und dürfen jetzt ein Leben mit Gott in seiner Gemeinschaft leben. Da wir Sünder waren, lag der ganze Zorn Gottes auf uns. Doch nun sind wir gerechtfertigte Sünder und stehen in Gottes Gunst. Standen wir einst Gott als Feinde gegenüber, so hat er uns nun zu Kindern Gottes gemacht. Näher konnte Gott uns nicht zu sich bringen.