Beim Lesen des Buches Hiob ist man geneigt, sich auf die Seite der drei Freunde zu schlagen. Doch an dieser Stelle wollen wir einmal eine Lanze für Hiob brechen. Wir wollen seine Fehler nicht entschuldigen. Gott wollte ihn dahin bringen, seine Selbstgerechtigkeit aufzugeben. Und doch schimmern aus den Klagen Hiobs immer wieder Strahlen seines Glaubens hervor, die wir nicht übersehen sollten. Dazu einige Beispiele:

In Hiob 9,33 vermisst Hiob einen Schiedsmann. Er sieht den Mittler noch nicht, aber in seinem Herzen ist schon etwas, was sich nach diesem Mittler sehnt.

In Hiob 14,14 fragt Hiob: „Wenn ein Mann stirbt, wird er wieder leben?“ Ein Strahl der Hoffnung auf Auferstehung bricht durch.

In Hiob 16,19 weckt der Glaube Hiobs in ihm die Gewissheit, dass er einen Zeugen hat, einen Mittler, nachdem er in Kapitel 9 noch suchte. Und nicht nur das, sondern er weiß auch, dass dieser Zeuge im Himmel ist, dass Gott selbst sein Mittler ist.

In Hiob 19,25–27 finden wir dann die wohl schönste Glaubensaussage des ganzen Buches. Die drei vorgenannten Hoffnungsstrahlen verbinden sich zu einem hellen Licht des Glaubens: „Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen; und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde ich aus meinem Fleisch Gott anschauen, den ich selbst mir anschauen, und den meine Augen sehen werden.“ Erlösung, Auferstehung, Gott als persönlichen Besitz – Dinge, die Gott Hiob durch Glauben verstehen ließ, obwohl er sie erst viel später völlig offenbarte. Ohne ihn zu kennen, ergreift der Glaube Hiobs hier Christus selbst. Weiter kann auch unser Glaube nicht gehen.

Gewiss, Hiob war noch nicht da, wo Gott ihn haben wollte. Aber es ist doch sehr tröstlich, zu sehen, dass Gott Hiob mitten in der Prüfung Momente des Glaubens und der Hoffnung schenkt, schon bevor seine Stimme aus dem Himmel ihn wieder in völligen Einklang mit seinen Gedanken bringt.