Der Judasbrief ist ein Endzeitbrief. Er spricht viel von Menschen, die als Christen bekannt sind und sich unter Gläubigen bewegen, ohne jedoch errettet zu sein. Ihr schlechtes Verhalten ist erschreckend und ihr böser Einfluss deutlich spürbar. Judas zeigt aber auch, wie wahre Christen sich in einer bösen Zeit bewähren und ein Leben zur Ehre Gottes führen können.

Der Schreiber des Judasbriefes war sehr wahrscheinlich einer der Brüder des Herrn. Judas nennt sich jedoch nicht Bruder Christi, sondern Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus (Jud 1; vgl. Gal 1,19). Judas hatte den Wunsch, etwas über das gemeinsame Heil der Christen zu schreiben, aber er sah die Notwendigkeit, Christen zum Kampf für die Glaubenswahrheit aufzufordern (Jud 3). Sein kurzer Brief ist ein deutlicher Appell, unbeirrt für die göttliche Wahrheit einzutreten.

Judas zeigt, dass es in der Christenheit zwei große Gruppen gibt: falsche (unechte) Christen und wahre (echte) Christen. Der Judasbrief stellt einerseits vor, wie falsche Christen leben, und ermahnt uns andererseits, wie wir als wahre Christen leben sollen. Sehen wir uns an, was Judas über diese beiden Gruppen zu sagen hat.

Die falschen Christen

Schon lange ist festgelegt, dass Menschen, die so gottlos wie diese falsche Christen leben, einmal gerichtet werden (Jud 4). Aber dieses Gericht, von dem bereits Henoch vor mehr als 3000 Jahren gesprochen hatte, wird erst ausgeführt, wenn der Herr in Macht und Herrlichkeit mit seinen Heiligen erscheinen wird (Jud 14.15). Bis dahin wird also das Böse inmitten der Christenheit bleiben und durch keine Erweckung oder Reformation wirklich beseitigt werden. Der Herr selbst wird jedoch bald mit den gottlosen Gottesbekennern im Gericht handeln.

Judas beschreibt die schlechten Eigenschaften und bösen Aktivitäten der falschen Christen mit unmissverständlichen, eindrucksvollen Worten:

  • Sie haben sich unter die Gläubigen geschlichen (Jud 4).
  • Sie legitimieren ihre Ausschweifungen mit dem völlig verfehlten Verweis auf die Gnade Gottes (Jud 4).
  • Sie ignorieren den Gebieter Jesus Christus (Jud 4).
  • Sie leben in schrecklicher Unmoral (Jud 7).
  • Sie praktizieren unnatürliche Sexualität (Jud 7).
  • Sie leben in ihren Einbildungen und verunreinigen sich (Jud 7).
  • Sie verachten Autorität (Jud 8).
  • Sie lästern Würden und Gewalten (Jud 8).
  • Sie lästern über Dinge, die sie nicht verstehen (Jud 10).
  • Sie leben ihre Triebe ungehemmt aus (Jud 10).
  • Sie sind in ihrem ganzen Wesen gottlos (Jud 15).
  • Sie tun Werke, die gottlos sind (Jud 15).
  • Sie handeln auf eine gottlose Art und Weise (Jud 15).
  • Sie reden als gottlose Sünder harte Worte gegen Gott (Jud 15).
  • Sie murren viel (Jud 16).
  • Sie sind unzufrieden mit ihrer Lebenssituation (Jud 16).
  • Sie richten ihr Leben nach ihren bösen Wünschen aus (Jud 16).
  • Sie reden stolz (Jud 16).
  • Sie bewundern andere Menschen, wenn es ihnen Vorteile bringt (Jud 16).
  • Sie spotten über göttliche Dinge (Jud 18).
  • Sie trennen sich vom Guten (Jud 19).
  • Sie sind „natürliche“ Menschen, die den Geist Gottes nicht haben (Jud 19).

Judas vergleicht die falschen Christen mit verschiedenen Dingen aus der Natur, was ihre Charakterisierung sehr anschaulich macht. In der von ihm benutzten Bildersprache greift er dabei ein sehr breites Spektrum ab: Er spricht von Menschen, Tieren, Pflanzen, vom Meer und dem, was vom Meer verdeckt wird; sogar Vorgänge im Weltall werden zum Vergleich herangezogen:

  • Sie sind wie Klippen (Jud 12; siehe Fußnote). Ihr gefährlicher Charakter wird nur schwer erkannt. Sie pflegen mit den Gläubigen unverblümt Gemeinschaft, aber in Wahrheit sind sie dafür verantwortlich, dass andere im Glauben Schiffbruch erleiden (vgl. 1. Tim 1,19).
  • Sie sind wie selbstsüchtige Hirten, die sich selbst und nicht die Schafe weiden (Jud 12; vgl. Hes 34,2.8.10).
  • Sie sind wie Wolken, die keinen erfrischenden Regen bringen, sondern vom Wind übers Land getrieben werden (Jud 12). Ihre Worte klingen zwar verheißungsvoll, aber sie bringen keinen Segen, weil sie von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen werden (vgl. Eph 4,14).
  • Sie sind wie spätherbstliche Bäume, von denen man Frucht erwartet (Jud 12), die jedoch keine Frucht tragen, weil sowohl das Geäst als auch die aus dem Boden herausgerissenen Wurzeln verdorrt sind. Es hat sich erwiesen, dass solche Menschen keine Frucht des Geistes bringen und nicht in Christus gegründet sind. Sie sind tot für Gott, und es bleibt für sie nur das Feuer des göttlichen Gerichts.
  • Sie sind wie wilde Meereswogen, die Schlamm und Schmutz aufwühlen (Jud 13). Ihre unruhige Aktivität bringt nur Schändlichkeiten zum Vorschein.
  • Sie sind wie Kometen, an denen man sich nicht orientieren kann und die in Finsternis erlöschen (Jud 13).

Judas warnt die Gläubigen, indem er böse Personen oder Personengruppen aus dem Alten Testament vorstellt. Er betont den Abfall von einer bevorrechtigten Stellung und das darauf folgende Strafgericht:

  • Er spricht von ungläubigen Israeliten, die in der Wüste umkamen, weil sie Gott nicht vertrauen wollten (Jud 5, vgl. 4. Mo 14,22.23).
  • Er nennt die gefallenen Engeln, die ihre ursprüngliche Stellung und den Himmel verlassen haben, um sich auf perverse Art mit Menschen zu verbinden, und die Gott darum in Finsternis gebunden hat (Jud 6, vgl. 1. Mo 6,1–7).
  • Er weist hin auf die Sünder in der Gegend von Sodom und Gomorra, die aufgrund ihrer Hurerei die Strafe des ewigen Feuers erleiden (Jud 7, vgl. 1. Mo 19).
  • Er redet von Kain, der eine eigenwillige Religion auslebte und Gottes Willen ignorierte (Jud 11, vgl. 1. Mo 4).
  • Er geht auf den Irrtum Bileams ein, der die Dinge Gottes missbrauchte, um damit Geld zu verdienen (Jud 11; 4. Mo 23 – 24).
  • Abschließend spricht er vom Widerspruch Korahs, in dem die ganze Rotte umkam, weil sie unverschämte Anmaßung in religiösen Dingen zeigte und gegen Gottes Anordnung rebellierte (Jud 11, vgl. 4. Mo 16).

Diese Beispiele des Alten Testaments wendet Judas auf Christen an, die sich nur äußerlich zu Christus bekennen, ohne Leben aus Gott zu besitzen, und die sich ganz von der Wahrheit abgekehrt und die Gnade verdreht haben.

Die wahren Christen

Der moralische Verfall in der Christenheit ist erschütternd. Als wahre Christen sind wir heute von sehr vielen Menschen umgeben, die sich zwar Christen nennen, die sich aber ganz und gar nicht nach Gottes Wort ausrichten. Und dem negativen Einfluss dieser Leute können wir uns kaum entziehen. Was sollen wir Kinder Gottes nun tun? Wie uns verhalten? Was erwartet der Herr von dir und mir?

Judas zeigt ganz klar, was inmitten einer verderbten Christenheit wichtig ist. Wir sollen …

  • für das uns überlieferte Glaubensgut kämpfen (Jud 3). Wir setzen uns für die Wahrheit der Bibel ein!
  • uns an die Worte und Begebenheiten der Bibel erinnern (Jud 17; vgl. Jud 5). Wir studieren immer wieder Gottes Wort!
  • uns auf unseren allerheiligsten Glauben erbauen (Jud 20). Wir tun alles, was dazu dient, dass wir geistlich wachsen!
  • im Heiligen Geist beten (Jud 20). Wir legen selbstsüchtige Wünsche ab und setzen im Gebet die Ehre des Herrn, die der Geist Gottes stets sucht, an die erste Stelle!
  • uns in der Liebe Gottes erhalten (Jud 21). Wir machen uns immer wieder neu bewusst, dass Gott uns liebt!
  • die Barmherzigkeit unseres Herrn zum ewigen Leben erwarten (Jud 21). Wir schauen nach dem Kommen unseres Herrn aus, der uns in seiner Barmherzigkeit aus dieser verdorbenen Welt in die Heimat des ewigen Lebens führen wird!
  • die zurechtweisen, die streiten (Jud 22). Wir ermahnen diejenigen, die Wortgefechte führen, um eigene Ideen und nicht die Wahrheit zu verbreiten!
  • die Hilflosen retten (Jud 23). Wir kümmern uns um die, die in ihrem Glaubensleben in großer Gefahr sind! Wir handeln dabei entschlossen, was die anderen betrifft, und vorsichtig, was uns selbst betrifft (weil wir nicht immun gegen Sünde sind).

Schlussgedanke

Judas bezeichnet am Anfang seines Briefes die falschen Christen als „gewisse Menschen“, die sich nebeneingeschlichen haben (Jud 4), und weist in seinem Brief immer wieder auf diese „Gruppe“ hin, unter anderem mit einem „diese aber“ (Jud 10). Dann ermahnt er die wahren Christen, indem er mit einem zweimaligen „Ihr aber“ beginnt (Jud 17.20). Das Ende des Briefes leitet er nun mit einem „Dem aber“ ein – und lenkt die Blicke zu Gott selbst und seinem Wirken (Jud 24.25).

Wie passend ist das! Wenn wir an alle Ungerechtigkeit denken, von der wir gerade „am Ende der Zeit“ (Jud 18) umgeben sind, und wenn wir uns zudem klarmachen, dass das Fleisch, die alte Natur, noch in uns ist, dann wird uns mehr als mulmig zumute. Judas hat in seinem Brief zwar gezeigt, was wir tun sollen – aber werden wir das wirklich schaffen? Ist die List des Feindes nicht zu groß? Ist die Sünde nicht derart präsent, dass es uns gar nicht gelingen kann, ein Leben in Heiligkeit zu führen? Wie sollen wir denn mutig für die Glaubenswahrheit einstehen, wenn sie doch aus allen Ecken niedergeschrien wird?

Die „Geliebten“ (Jud 3.17.20) wissen: Gott ist da! Und auf diesen Gott wollen wir uns verlassen und diesen Gott wollen wir ehren. Der Brief beginnt mit dem Hinweis auf göttliche Bewahrung (Jud 1) – und so endet er auch:

„Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit untadelig darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen“ (Jud 24.25).