Die Frage nach der Souveränität Gottes und was das für die Errettung von Sündern bedeutet, hat schon viele Gemüter bewegt. Man kann zwei große Strömungen unterscheiden:

1.) Gott bestimmt zum Heil und zur Verdammnis. Das war unter anderem die Lehre Calvins.

2.) Gott bestimmt gar nichts, sondern die Entscheidung liegt allein beim Menschen. Das war unter anderem die Lehre von Arminius.

Doch beide Lehren werfen Fragen auf:

  • Die Calvinisten beschränken die Liebe Gottes und das Sühnungswerk Christi auf die Auserwählten. Dass man damit in Widerspruch mit der Schrift kommt, liegt auf der Hand. Es sei hier nur mal an 1. Timotheus 2,4 erinnert. Und wozu werden überhaupt alle Menschen aufgefordert, von dem Wasser des Lebens zu trinken, wenn sie doch dazu bestimmt sind, ewig in der Hölle zu dürsten? Es klingt nicht überzeugend, was Luther sagte: „Das ist die höchste Stufe des Glaubens – zu glauben, dass der gütig ist, der so wenige selig macht und so viele verdammt.“
  • Die Arminianer müssen die Auserwählung umdeuten und meinen, dass Gott lediglich gewusst habe, dass die Menschen sich bekehren würden. Doch der Grund für die Auserwählung ist nicht Buße, sondern das ist die Folge. Und was würden wir davon halten, wenn die UNO bestimmen würde, dass morgen die Sonne aufgeht, weil sie weiß, dass die Sonne dies tun wird? Das wäre doch unsinnig. Und die in 1. Petrus 1,2 genannte „Vorkenntnis Gottes“ ist nicht die Vorkenntnis über Personen, sondern von Personen. Gottes Kenntnis über Personen ist unbeschränkt, seine Vorkenntnis von Personen reduziert sich auf die Auserwählten (vgl. mit Amos 3,2, wo wir dasselbe Prinzip finden).

Beide Lehren sind menschliche Überlegungen und Denksysteme. Viele meinen, dass man sich entweder für das eine System oder für das andere System entscheiden müsste. Doch genau das ist nicht wahr. Die Wahrheit Gottes lässt sich nicht in ein menschliches System zwängen. Und man beobachtet auch oft, dass heute jemand ein überzeugter Ariminianer ist und morgen ein entschiedener Calvinist – ein Indiz für ein „menschliches Denksystem“.

Tatsache ist, dass Gott in seiner Unumschränkheit auserwählt und gehandelt hat (Röm 8; Eph 1 etc.). Tatsache ist auch, dass der Mensch verantwortlich ist und darum auch nicht zur Verdammnis bestimmt sein kann. Und beides gilt zu hundert Prozent. Das kriegen wir mit der Vernunft nicht zusammen, aber nur auf diese Weise glauben wir alles, was die Schrift sagt (vgl. Lk 24,25). Und gerade das wollen und sollen tun.