Der erste Abschnitt in Hebräer 2 gehört eigentlich noch zu Kapitel 1. In Hebräer 1 steht die Vorzüglichkeit des Sohnes Gottes gegenüber den Engeln vor uns. In den ersten Versen von Hebräer 2 lesen wir von der Vorzüglichkeit des durch den Herrn geredeten Wortes gegenüber dem Wort, das durch die Engel angeordnet wurde. Die Engel hatten das Gesetz Moses verkündigt (vgl. Apg 7,38.53; Gal 3,19). Diese Anordnung war fest, und sie zu übertreten war eine ernste Sache. Jede Übertretung und jeder Ungehorsam empfingen gerechte Vergeltung. Es war also nicht falsch, dass die Juden dieses durch Engel angeordnete Gesetz als besonderen Vorzug empfanden. Es enthielt Gottes heilige und gerechte Anforderungen an den Menschen. Und es war keine kleine Sache, es zu missachten.
Doch dann kam der Sohn Gottes. Er kam nicht, um das Gesetz zu verändern, sondern um den Menschen von dem Fluch des Gesetzes zu befreien. Das Gesetz hatte gezeigt, wie absolut verdorben der Mensch ist. Gott musste seinen Sohn senden, um auf ihn den ganzen Fluch zu legen. Das Gesetz ist durch Mose geworden, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Um unserer Übertretungen willen war er verwundet. Der Herr hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeiten. Er wurde mit unserer Sünde beladen, damit wir von jeder Sünde gereinigt würden. Was für eine große Errettung! Die Größe dieser Errettung misst sich an der Vollkommenheit seines vollbrachten Werkes und an der Würde seiner herrlichen Person, wie sie in Kapitel 1 vor uns stand.
Diese Person ist Gottes Weg zu Errettung. Daneben oder darüber hinaus gibt es nichts. Und wenn schon die Übertretung des Gesetzes gerechte Vergeltung empfing, wie viel mehr die Vernachlässigung dieser großen Errettung. Es ist letztlich nichts anderes als die Missachtung der Person des Erretters. Was kann die Ablehnung dieser vollkommenen Offenbarung des Wesens Gottes anderes bedeuten als Gericht?
Das ist eine ernste Warnung an alle, die einmal seine Person anerkannt haben, ihn aber jetzt missachten. Solche Warnungen finden wir öfters im Hebräerbrief. Wir müssen erkennen, dass sie nicht dazu gedacht sind, wahre Kinder Gottes zu verunsichern. Aber zu dem Empfängerkreis des Briefes zählten auch solche, die sich nur äußerlich dem Christentum angeschlossen hatten. Und wenn es schon für solche, die unter dem Druck der Verfolgung zu ihrer alten Religion zurückkehren wollten, kein Entfliehen mehr gab, wie viel weniger für solche, die sich in unseren Tagen zu Christus bekennen und ihn doch letztlich missachten, und zwar nicht indem sie etwa zum Judentum zurückkehren (obwohl wir so etwas auch heute finden), sondern indem sie sich ihre eigene Religion komplett ohne Gott und ohne Christus aufbauen.