„Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch, und wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch geheiligt.“ (Offenbarung 22,11)

Wie ist dieser Vers zu verstehen? Manche beziehen diese Aussage auf die Zeit nach der Entrückung. Doch dürfte es kaum eine prophetische Beschreibung moralischer Zustände in der Drangsalszeit sein, da ab Kapitel 22,6 in der Offenbarung der prophetische Boden verlassen wird – es wird keine Weissagung mehr gegeben.

Es geht doch um die Gegenwart: Wer unrecht tun will, mag unrecht tun. Gott wird nichts daran ändern. Und wer heilig lebt, sei noch geheiligt. Gott greift nicht sichtbar ein. Er zwingt niemand. Unkraut und Weizen wachsen jetzt nebeneinander. Es wird aber der Tag kommen, an dem die Konsequenzen der Taten gesehen werden und dann wird einem jeden vergolten werden, wie der nächste Vers deutlich macht (vgl. auch Mal 3,18).

Offenbarung 22,6 stellt also den Menschen unter Verantwortung. Natürlich will er niemals zum Bösestun ermutigen. Das wollte der Apostel Paulus auch nicht, als er 1. Korinther 14,38 schrieb: „Wenn jemand unwissend ist, so sei er unwissend“.