Unsere Kraft, Gott zu erkennen und unsere Kraft für Gott zu zeugen

Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist (1. Kor 2,14). Auch die Wissenschaft kann es nicht erforschen. Es kann nur geistlich erfasst werden. Ein Blinder kennt von sich selbst aus nicht die schönen Farben der Blumen – er hat nicht die Fähigkeit, diese Anmut in den Werken Gottes wahrzunehmen. Unsere Kraft, die göttlichen Dinge zu erkennen liegt in dem Besitz des Geistes Gottes in uns, der wie Augen für unsere Seele ist. Die Weisheit Gottes ist für den natürlichen Menschen Torheit. „Wie geschrieben steht: ‚Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben‘“(1. Kor 2,9–10). Der einfachste Gläubige auf der Erde kennt, weil er den Geist Gottes in sich hat, mehr von den Dingen Gottes als der weiseste Mensch, der den Geist nicht hat, so wie der ein ungebildeter aber mit Augenlicht gesegneter Mensch, besser weiß, was Farbe ist, als alle gebildeten Blinden zusammen. Der natürliche Mensch mag zwar zu Gericht sitzen über das Wort Gottes und das Wesen Gottes, doch für den Christen gleicht sein Stolz dem eines Gremiums tauber Männer, die ihre Meinung zu Musik abgeben. Und so kommt es, dass die „Widersprüche der fälschlich sogenannten Kenntnis“ (1. Tim 6,20) den Gläubigen, der Herzenskenntnis über Christus besitzt, unberührt und unbeweglich lassen, weil er in sich eine Kraft hat, die ihn Gott erkennen lässt.

Der Gläubige kann aufrichtig sagen: „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe“ (1. Joh 4,16). Der Ungläubige kennt weder den Sohn noch den Vater, der ihn gesandt hat, noch die Liebe. „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Wir wollen uns daher fragen, ob wir diese gesegnete Kenntnis besitzen. Wir leben in Tage, in denen man sich der Kenntnis rühmt, doch allein die wahre Herzenskenntnis Gottes wird uns in der Zeit stützen und in der Ewigkeit nützen. Jesus sprach angesichts religiöser Anmaßung von seiner Kenntnis seines Vaters, diese Kenntnis war seine beständige Freude auf seinem einsamen und missverstandenen Pfad hier unten, und solche, in denen der Geist des Sohnes wohnt, haben durch Gnade in gewissem Maß dieselbe Kenntnis.

Die Kraft zum Zeugnis für Gott ist auch die Kraft seines Geistes. Knechte Gottes sind nur Gefäße seiner Kraft, der Schatz der Erkenntnis Gottes ist in irdenen Gefäßen aufbewahrt, damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns (2. Kor 4,7). Und wenn wir diese Tatsache praktisch verwirklichen, geht Kraft von uns aus. Es ist eine Wahrheit, die ernstes Gebet erfordert, um überhaupt ausgelebt zu werden. Die Wahrheit theoretisch zu besitzen, heißt nicht auch danach zu handeln. Wir mögen anerkennen, dass es nicht durch Macht, und nicht durch Kraft, sondern durch seinen Geist ist, und uns doch auf fleischliche Dinge stützen und zu weltlichen Kräften und fleischlichen Mitteln unsere Zuflucht nehmen und so den Geist Gottes davon abhalten, uns als Gefäße zur Ehre Gottes zu gebrauchen.

Sobald das Fleisch beginnt sich zu behaupten, wird der Geist betrübt. Der Apostel sagte, dass seine Rede in „in Erweisung des Geistes und der Kraft“ war (1. Kor 2,4), und dass er „nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist“ redete (1. Kor 2,13). Und an einer anderen Stelle: „Unser Evangelium war nicht bei euch im Wort allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist“ (1. Thes 1,5). In Tagen großer Unabhängigkeit von Gott tun wir gut daran, unsere Herzen zu prüfen, ob wir wirklich glauben, was wir zu glauben vorgeben, dass der Heiligen Geist unsere Kraft zum Zeugnis für Gott ist, und auch die Mittel, die wir anwenden und die Prinzipien, die uns in unserem Dienst für Gott leiten, zu erwägen.