Es scheint mir, als habe der heilige Schreiber dieses Briefes, der uns die Herrlichkeit der Versammlung Gottes in Christus zeigt, das Geheimnis von Christus und der Versammlung in Herrlichkeit, an jenen Tempel gedacht, der in Ephesus gestanden hat, den Tempel der Göttin Diana, so nannten die Römer diese Gottheit (die Griechen nannten sie Artemis). Dieser Tempel war eins der sieben Weltwunder, 140 × 70 m an Ausdehnung, ein gewaltiger Bau. 127 große Säulen aus reinstem Marmor von je 20 m Höhe trugen dieses mächtige Bauwerk. 200 Jahre ist an diesem Tempel der Artemis gebaut worden, aber dieser Tempel hatte keinen Bestand. Im Jahr 262 n. Chr. wurde der Tempel der Diana dem Erdboden gleich gemacht. Aber, Geliebte, die Versammlung des lebendigen Gottes besteht in Ewigkeit, und selbst des Hades Pforten, hat der Herr Jesus einmal gesagt, werden dieses Bauwerk, diesen geistlichen Bau, diese Behausung Gottes im Geiste, nicht überwältigen.

Wir haben mit dem Epheserbrief vielleicht das tiefste Dokument des Neuen Testaments überhaupt vor uns. Und nichts ist ihm vergleichbar, obwohl alles Gottes Wort ist und alles notwendig ist. Aber in keinem Brief des Neuen Testaments schauen wir so unmittelbar in das Herz Gottes wie hier, und keiner der Briefe zeigt uns so den Ratschluss Gottes, der von Ewigkeit her besteht.

Wenn wir den Römerbrief einmal daneben stellen, nur um den Charakter dieses Briefes ein wenig mehr zu zeigen, dann finden wir dort das Heil in Christus. Das ist übrigens der Punkt, mit dem wir alle anfangen müssen, weil wir alle von Natur sündige Menschen sind. Das Heil ist das, was wir als Erstes brauchten. Der Römerbrief zeigt uns den verantwortlichen Menschen und wie das Evangelium diesen Anforderungen gerecht wird für den, der an Christus, den Inhalt des Evangeliums, glaubt. Aber dieser Brief kennt nichts von Verantwortlichkeit. Er redet von etwas, was existiert, bevor es überhaupt eine Verantwortung gab, bevor die Welt war. Aber wir brauchen dieses Element, wir brauchen dieses Heil in Christus, es ist eine Seite des Evangeliums.

Der Epheserbrief redet überhaupt nicht von Verantwortung. Warum nicht? Weil er nicht nur die höchsten Gedanken Gottes zeigt, sondern auch den tiefsten Zustand des Menschen. Der Mensch ist tot, tot in Sünden und Vergehungen. Einen Toten kannst du für nichts verantwortlich machen. Was willst Du mit dem Toten anfangen? Er ist tot. Und wir werden finden, dass dieser Brief zuerst zeigt, dass wir Leben bekommen und damit berührt er stark den Apostel Johannes. Aber darauf gehe ich später ein.

Dieser Brief redet nicht von Verantwortung, aber er redet von dem Ratschluss Gottes, und das ist die zweite Seite des Evangeliums. Wir können diese beiden Seiten nicht trennen voneinander, sie gehören zusammen. Aber wir müssen sie unterscheiden. Es geht einerseits darum, was Gott für mich getan hat in Christus Jesus. Und das ist überaus beglückend. Auf der anderen Seite geht es darum, was Gott für sich tut. Und das ist der Blickwinkel in diesem Buch. Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir in unseren Tagen heute gerade das Studium dieses Briefes nötig haben. Es gibt kaum etwas, das mich so sehr zu trennen und hochzuheben vermag über die Umstände heute und über unsere Probleme wie gerade dieser Brief. Wir haben ihn nötig, damit wir wieder lernen, dass die Versammlung Gottes etwas Himmlisches ist, dass sie einen himmlischen Ursprung, eine himmlische Bestimmung und eine himmlische Zukunft hat. Das haben wir nötig zu lernen und wir lernen es nirgends so gut, wie hier, wo die Versammlung in ihrem höchsten Charakter gezeigt wird.

Wir wollen uns jetzt mal den einzelnen Versen zuwenden. Paulus stellt sich zunächst vor. Man muss übrigens bemerken, dass Paulus, als er diesen Brief schrieb, im Gefängnis zu Rom war. Es ist einer der Briefe, der davon Zeugnis gibt, wie Gott den Zorn des Menschen übertrifft mit seiner Herrlichkeit und Gnade. Paulus, dieses gesegnete Werkzeug, war äußerlich gebunden, aber das Wort Gottes war nicht gebunden.

Paulus war ein Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen. Ich möchte jetzt bei dem Willen Gottes einen Moment stehen bleiben. In diesem Brief geht alles aus dem Willen Gottes hervor. Alles. Und in Kapitel 1 haben wir viermal diesen Willen Gottes. Aber ehe ich die Stellen aufzeige, möchte ich versuchen, das Großartige zu zeigen, dass Gott einen Willen hat, geliebte Brüder und Schwestern, für seinen Sohn in erster Linie, aber auch für uns. Er hat einen Willen. Was wäre, wenn er keinen hätte? Wir haben uns so an diese Herrlichkeit gewöhnt, dass wir gar nicht mehr fragen, ob es auch anders sein könnte. Es hat mich einmal zutiefst berührt, wenn ich an Hebräer 10 denke, wo es heißt, dass der Herr Jesus gekommen ist, um den Willen Gottes zu tun. Und dann heißt es später in dem Kapitel: „Durch welchen Willen wir geheiligt sind, durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Da hat jemand einen Willen gehabt, geliebte Freunde, und der Wille richtete sich auf dich und mich. Das kann ich nicht fassen! Das kann wohl keiner fassen. Gott hatte vor aller Zeit einen ausgeprägten Willen, den wir auch Ratschluss nennen können, aber „Wille“ drückt mehr aus, dass er das will, was er tut. Und dass er es auch ausführt, ist gar keine Frage. Danken wir Gott, meine Geliebten, danken wir Gott mehr dafür, dass er diesen Willen hat in Bezug auf Christus und uns.

Durch diesen Willen war der Apostel Paulus ein Apostel Jesu Christi geworden. Doch ich lasse das eben nochmal einen Moment stehen, um schnell die anderen Stellen zu zeigen, wo es um den Willen Gottes geht. In Vers 5 heißt es, dass er alles tut „nach dem Wohlgefallen seines Willens“. Das ist die zweite Stelle. In Vers 9 neun spricht er von „dem Geheimnis seines Willens“ Und dann in Vers 11 noch einmal, dass er alles wirkt „nach dem Rat seines Willens“.

Nun durch diesen Willen war der Verfolger der Versammlung, Saulus von Tarsus, zu dem Apostel Jesu Christi geworden, um dieses wunderbare Geheimnis, von dem wir noch sprechen möchten, zuerst selbst offenbart zu bekommen und es dann weiterzugeben. Es ist der große Dienst, der dem Apostel Paulus in erster Linie anvertraut war. Welch eine Gnade, geliebte Geschwister, von einem Verfolger der Versammlung durch Gottes Willen zu einem Werkzeug seiner Gnade zu werden. Ich möchte noch ganz kurz bemerken: Wenn Paulus seine Apostelschaft vorstellt, dann tut er das nicht nur dann, wenn die Wahrheit in Gefahr stand. Er tat es auch dann, wenn die Größe der Mitteilungen das Gewicht eines Apostels nötig machte. Hier haben wir nicht den Fall, dass Probleme da waren. Hier haben wir den Fall, dass die übermäßige Tiefe dessen, was ihm anvertraut war, apostolisch bezeugt wurde. Und das ist ein Segen bis heute für uns.

[Es handelt sich bei dieser Serie um niedergeschriebene Vorträge.]