Ich fange wenigstens mit einem Punkt noch an: „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt.“ Wir haben bisher gehört von der Quelle der Segnungen, von dem Charakter der Segnungen, von dem Sitz der Segnungen und von der Sicherheit der Segnungen. Jetzt hören wir im ersten Teilsatz von Vers 4 von dem Anfang der Segnungen und im zweiten Teilsatz von der Absicht der Segnungen, von dem Ziel. Er hat uns „auserwählt vor Grundlegung der Welt“. Wir lernen, dass uns unsere Segnungen in dem Herrn Jesus schon geschenkt sind vor Grundlegung der Welt. Und dann lernen wir das Ziel dieser Segnungen kennen, dass wir „heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe“. Das kann ich jetzt nicht mehr mit ganz wenigen Worten erklären. Das ist mir zu schade.
Ich werde jetzt nur anfangen mit dem einen Punkt: mit der Auserwählung. Er hat uns auserwählt für sich, das meint der griechische Ausdruck. Für sich, kann man das fassen? An sterbliche Menschen wie uns hat Gott schon gedacht. Er hat ihnen persönlich, dir und mir ganz persönlich Liebe geschenkt. Es heißt im 2. Timotheusbrief sogar, dass er uns vor ewigen Zeiten Gnade geschenkt hat. Das ist ein sehr verwandter Gedanke.
Ich habe mir übrigens abgewöhnt zu sagen: „die vergangene Ewigkeit.“ Ich bin mal von einem Bruder angesprochen worden als sich das gesagt hatte: „Kann eigentlich die Ewigkeit vergehen?“ Ich rede also nicht mehr von der vergangenen Ewigkeit. Es ist überhaupt sehr schwer darüber zu sprechen. Ich mache mal den Vorschlag, von der zurückliegenden Ewigkeit zu sprechen. Bei Gott ist alles Gegenwart. Die ganze zurückliegende Ewigkeit ist ihm präsent. Bei Gott ist alles eine ewige Gegenwart. Aber, Geliebte, ehe es eine Frage der Verantwortung gab, ehe es eine Frage von Gut und Böse gab, da hat Gott an mich gedacht. Ich war zeitlich gesehen in Adam. Du auch. Menschen in Adam waren wir. Aber Gott hat uns gesegnet in Christus, ehe es eine Zeit gab. Da bleibt unser Verstand stehen. Da können wir nur noch Gott preisen: „Ist das möglich, dass du an mich gedacht hast?“ Ja, das ist möglich.
Gott hat an mich und an uns gedacht in Christus Jesus. Ich meine, das ist die Erklärung, die ich nicht besser geben kann. Er hat uns gesehen in Christus, geliebte Geschwister, und als solche auserwählt. Das ist der Gedanke. Es ist eine souveräne Auswahl Gottes. Und er hat uns unbedingt haben wollen. Das hat er auch geschafft, wie wir in Römer 8,30 lesen: „Diese hat er auch zuvorbestimmt.“ Ja, die hat er zuvorbestimmt. Sein Ratschluss muss zustande kommen. Er hat uns auserwählt, damit wir für ihn sein sollen. Aber, Geliebte, die Auserwählung ist ein Familiengeheimnis Gottes, deswegen möchte ich nicht mehr so viel darüber sagen.
Ich möchte nur noch das Ziel kurz beschreiben. Wir sollen „heilig und tadellos“ sein. Wisst ihr, wenn Gott mich für sich haben wollte, musste er mir zwangsläufig (ich bin so kühn, so zu sprechen) seine eigene Natur geben. Was soll ich sonst vor ihm? Verstehst du? Was wolltest du je im Himmel, wenn du nicht seine Natur hättest? Da berühren sich jetzt ganz eng Paulus und Johannes. Ich lese jetzt mal eine Stelle aus dem 1. Johannesbrief. Das ist genau der Punkt, um den es geht. 1. Johannes 4,13: „Hieran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“ Das ist die Mitteilung des ewigen Lebens. Er hat uns aus seinem Geist gegeben heißt es im Grundtext. Das ist die neue Natur, die er uns geschenkt hat. So bezeichnet Johannes sie, und Paulus nennt sie: „heilig und tadellos in Liebe“. Das ist ja genau das, was Gott ist und was der Jesus war und ist, als er in dieser Welt war: heilig in seinem Wesen, tadellos in seinem Verhalten und in seinen Wegen und die Offenbarung vollkommener Liebe. Geliebte Geschwister, das ist das ewige Leben. Das ist eine Beschreibung des neuen Lebens, das wir besitzen. Es ist eine Beschreibung Gottes selbst. Das ist sein Wesen: heilig, tadellos und Liebe.
Da sehen wir, was ich zeigen wollte: wenn Gott uns für sich haben wollte, und zwar im Himmel haben wollte (ein niedrigerer Schauplatz war ihm nicht gut genug), die wir an seinen Sohn glauben und mit ihm verbunden sind, dann musste er uns eine Natur geben, die fähig ist, mit ihm zu verkehren. Und das ist diese neue Natur. Und sie wird hier bezeichnet als „heilig, tadellos, in Liebe“. Das ist das, was wir heute schon haben, was jeder Christ besitzt. Es ist eine Stellung, die uns befähigt, mit Gott jetzt schon zu verkehren. Aber Vers 4 ist, wie ich ganz sicher glaube, ein Vers, der weitergeht. Die volle Erfüllung von „heilig und tadellos und in Liebe“ vor Gott zu sein, ist noch Zukunft. Wir erfreuen uns durch den Glauben schon heute dieser Dinge, dieser unfassbaren Nähe zu Gott. Und wenn wir in dem richtigen Zustand sind, sind wir jetzt schon vor ihm in Liebe. Wir bewegen uns in dem Bereich seiner Liebe. Aber die volle Erfüllung ist noch zukünftig, und ich habe oft gedacht, ihr Lieben, es gibt in der Bibel kaum eine Beschreibung, was der Himmel ist. Kannst Du mir eine Stelle nennen irgendwo? Wo steht, was der Himmel ist, was er wirklich ist? Vielleicht die Hochzeit des Lammes. Da sehen etwas. Ja, sehen wir auch, aber das ist noch lange nicht das, was der Himmel ist. Wir haben fast keine Beschreibung, weil wir es nicht vertragen können. Aber unser Vers hier (ich bin so kühn das zu sagen) ist genau eine Beschreibung des Himmels.
Heilig – unserer Stellung nach sind wir heute schon heilig. Aber, Geschwister, wissen wir nicht, wie oft uns Unheiligkeit zu schaffen macht? Ein einziger böser Gedanke, und die Freude am Herrn ist dahin. Wie oft passiert das. Ich sehne mich danach, und wir alle sehnen uns danach, dass der Augenblick bald kommen möge, wo die Heiligkeit nicht nur der Stellung nach und dem Prinzip nach da ist, sondern absolut, wo keine Sünde mehr in mir ist.
Der zweite Punkt: „tadellos“. Gott sieht uns schon tadellos in dem Herrn Jesus, aber ich weiß, wie wenig tadellos ich in der Praxis bin. Was muss das mal sein, wenn wir uns nichts mehr vorwerfen müssen, wenn alles genau dem Wesen und den Wegen Gottes mit uns entspricht. Das ist dann der Himmel.
Das dritte, vielleicht das größte Stück: vor Gott zu sein, „vor ihm in Liebe“. Wir sind nicht gern vor Gott, wenn wir nicht heilig sind. Dann ist uns sehr ungemütlich sogar. Wenn wir heute schon praktisch heilig sind, dann haben wir das Bewusstsein seiner Nähe. Aber wenn wir die absolute Heiligkeit haben, dann wird es ungetrübt sein. Wir werden vor Gott sein, vor Gottes Angesicht. Es wird durch nichts getrübt werden. Sein Blick wird immer in Liebe auf uns ruhen. Wir werden uns gleichsam bewegen in jener Sphäre, die wir Liebe nennen. Wir werden in der Liebe Gottes zuhause sein. Wir werden das Meer seiner Liebe nie mehr verlassen. Diese Stelle aus 1. Johannes 4 ist ja wunderbar. Sie beschreibt gerade das. Wir bleiben in Gott und Gott bleibt in uns, vermöge der neuen Natur, die dazu fähig ist. Wie ist es möglich, dass in einem so kleinen Menschen wie mir Gott in seiner ganzen Fülle wohnen kann? Darf ich nochmal das Beispiel mit dem Eimer bemühen? Wenn ich auf dem Ozean bin mit meinem Schiff, dann lasse ich einen Eimer mit einem Seil in den Ozean. Dann ist das doch wohl wahr, dass der Eimer im Ozean ist, einverstanden? Ja, aber es ist auch wahr, dass der Ozean im Eimer ist. Auch einverstanden? Ja, der Ozean ist im Eimer. Zwar kann der Eimer den Ozean nicht fassen, das ist klar. Wir werden nie Gott fassen können und nie seine Liebe fassen können, liebe Geschwister. Aber wir sind in der Liebe, in Gott und Gott in uns. Der Stellung nach ist das jetzt schon wahr. Aber wir warten auf die Erfüllung in Herrlichkeit. So ist der vierte Vers ein wunderbarer Vers. Er geht zurück in die zurückliegende Ewigkeit, bis ans äußerste Ende und er geht voraus bis in die äußerste Zukunft in die Herrlichkeit Gottes.