Sie kam weder, um eine Predigt zu hören, obwohl der Erste der Lehrer anwesend war, noch um zu seinen Füßen zu sitzen und sein Wort zu hören (Lk 10,39). Sie kam nicht, um ihm ihre Anliegen kundwerden zu lassen; es gab eine Zeit, da fiel sie in tiefster Unterordnung unter seinen Willen zu seinen Füßen nieder und sagte: „Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“ (Joh 11,32). Es war auch nicht ihr Gedanke, ihr Flehen vor ihn zu bringen, denn ihr Bruder lag mit zu Tisch. Sie kam nicht, um die Heiligen zu treffen, obwohl geschätzte Heilige anwesend waren, denn „Jesus liebte die Martha … und Lazarus.“ Sie hatte oft segensreiche Gemeinschaft mit ihnen gehabt, aber das war jetzt nicht ihr Ziel. Sie kam nicht nach den Beschwerden einer Woche des Kampfes mit der Welt, um von Ihm erquickt zu werden, obwohl sie, wie jeder Gläubige, die Prüfungen der Wüste ebenso kannte wie die herrlichen Quellen der Erfrischung in Ihm.

Doch sie kam in einem Augenblick, als die Welt ihren tiefsten Hass Ihm gegenüber ausdrückte, um das auszugießen, was sie angesammelt hatte, das Wertvollste was sie auf der Erde hatte, auf den Einen, dessen Liebe ihr Herz gefangen genommen und ihre Zuneigungen angezogen hatte. „Jesus allein“ erfüllte ihre Seele; ihr Herz schlug aufrichtig für Ihn und sie „salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren.“ Verehrung, Huldigung, Anbetung, Segnung, das war ihr Wunsch zum Ruhm Dessen, der ihr Ein und Alles war. Solche Anbetung erquickte Ihn! Die Ungeistlichen mochten murren, doch Er verteidigte ihren Fall und würdigte den dankbaren Tribut eines Herzens, das den Wert und die Kostbarkeit seiner Person kannte. Deshalb ist uns ein beständiger Bericht davon aufbewahrt, was Anbetung wirklich ist! Wenn jedes Auge nur auf den Herrn gerichtet wäre, jedes Herz für ihn schlagen würde, jeder entschlossen wäre, „niemand als Jesus allein“ zu sehen, welch ein volles Lob käme daraus hervor. Heute würde nicht mehr mit Alabasterfläschchen, sondern aus Gefäßen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, ein Strom der Danksagung und der höchsten Anbetung zu Ehren Dessen emporsteigen, der jetzt die Herrlichkeit ziert, wie Er einst die Erde zierte. Möchten wir Ihn so in Geist und Wahrheit anbeten.

[Aus „Words of Truth“, 1871]