Paulus folgte dem Herrn Jesus entschieden nach. Sein ganzes Leben gehörte Christus. Andere Christen lebten noch nicht ganz so hingebungsvoll. Wieder andere bekannten sich zwar zum Herrn, verloren sich aber ganz in den Dingen dieser Welt. Wir wollen uns einmal selbst fragen: Wie sieht unser Leben aus? Ist es dem Herrn ganz geweiht? Oder fehlt noch etwas? Oder fehlt uns gar das Entscheidende? Einige Verse aus dem Brief an die Philipper sollen uns helfen, eine ehrliche Antwort zu geben.

Im dritten Kapitel stellt Paulus drei Gruppen von Menschen vor, die sich zum Christentum bekennen. Lesen wir diese Verse zunächst aufmerksam:

„So viele nun vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren. Doch wozu wir gelangt sind, lasst uns in denselben Fußstapfen wandeln. Seid zusammen meine Nachahmer, Brüder, und seht hin auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt. Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber mit Weinen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes des Christus sind; deren Ende Verderben, deren Gott ihr Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen“ (Phil 3,15–19).

Die drei Gruppen teilen sich auf in:

• „Die vollkommen Gesinnten“
• „Die etwas anders Gesinnten“
• „Die irdisch Gesinnten“

Die vollkommen Gesinnten

Paulus spricht zuerst von solchen, die „vollkommen sind“. Sie sind Vorbilder für andere, die ihre Gesinnung nachahmen sollten (Phil 3,15.17). Mit diesen „Vollkommenen“ sind natürlich nicht Christen gemeint, die sündlos leben, denn diese gibt es nicht (vgl. Jak 3,2). Gemeint sind solche, die zur geistlichen Reife gelangt sind, die im Glaubensleben erwachsen geworden sind, die konsequent eine himmlische Gesinnung ausleben. Es sind „Väter in Christus“, die in dem Herrn Jesus völlig zufrieden und zur Ruhe gekommen sind (1. Joh 2,13.14).

Die Augen sind ganz auf den Himmel gerichtet!

Die etwas anders Gesinnten

Es gibt Christen, die etwas anders als die „Vollkommenen“ gesinnt sind (Phil 3,15). Sie sind geistlich schon ein ganzes Stück gewachsen, aber Gott muss ihnen noch etwas klarmachen, etwas offenbaren (Phil 3,15.16). Paulus ist zuversichtlich, dass Gott sie weiterführen wird, so dass auch sie völlig auf den Herrn in der Herrlichkeit ausgerichtet werden. Noch aber bedeuten ihnen irdische Vorzüge, Wohlergehen und Ehre von Menschen etwas zu viel.

Die Augen sind noch nicht ganz auf den Himmel gerichtet!

Die irdisch Gesinnten

Die dritte Gruppe bilden solche, „die auf das Irdische sinnen“ (Phil 3,19). Paulus kann von diesen Leuten nur mit Traurigkeit sprechen, denn sie sind „die Feinde des Kreuzes des Christus“ (Phil 3,18). Der Person des Herrn stehen sie nicht direkt feindlich gegenüber und sie bewundern ihn wahrscheinlich als Religionsstifter und Wohltäter – aber mit dem Kreuz Christi können sie nichts anfangen. Sie wollen nicht akzeptieren, dass das Kreuz das Ende des „alten Menschen“ ist und dass das Kreuz alles verurteilt, was der sündige Mensch von Natur aus ist (Röm 6,6). Sie stellen das Kreuz Christi nicht zwischen sich und die Welt (Gal 6,14), sondern sie betrachten das Christentum als eine Religion, die die Welt verbessert und das Miteinander kultiviert. Schmach um dessentwillen, der von der Welt verworfen wurde, wollen sie nicht auf sich nehmen. Das Ende dieser Namenschristen ist das ewige Verderben.

Die Augen sind ganz auf die Erde gerichtet!

Vergleich mit dem Volk Israel

Gott hatte seinem irdischen Volk Israel schon in Ägypten das Land Kanaan als Erbteil versprochen – „ein Land, das von Milch und Honig fließt“ (2. Mo 3,8.17). In dem Volk gab es drei Gruppen mit unterschiedlichen Gesinnungen, was dieses verheißene Land betrifft:

• Die erste Gruppe liebte das Land, eroberte es und wohnte darin. Sie taten das, was Gott wollte. So handelten neuneinhalb Stämme des Volkes Israel (vgl. 4. Mo 33,50–56; Jos 15 – 19). – Ihre Augen waren auf das Land Kanaan gerichtet!
• Die zweite Gruppe – die übrigen zweieinhalb Stämme – kämpfte zwar mit gegen die Kanaaniter, zog es jedoch vor, sich auf der anderen Seite des Jordans niederzulassen, außerhalb des verheißenen Landes (vgl. 4. Mo 32; Jos 4,12; 13 – 14). Der Grund war das gute Weideland, das sie dort für ihr zahlreiches Vieh vorfanden. – Ihre Augen waren nicht ganz auf das Land Kanaan gerichtet!
• Die dritte Gruppe waren solche, die wohl erkannten, dass das Land Kanaan großartig war, die es aber nicht im Vertrauen auf Gott erobern und lieber nach Ägypten zurückkehren wollten (4. Mo 13,26 – 14,5). – Ihre Augen waren gar nicht auf das Land Kanaan gerichtet!

Paulus und Kaleb

Da die „vollkommen Gesinnten“ unsere Vorbilder sind, möchte ich gerne noch zwei Beispiele für diese „himmlische Gruppe“ anführen. Erstens den Apostels Paulus selbst. Er hatte viele Vorzüge, die ihm unter seinen Landsleuten, den Juden, Ehre einbrachten und ihm eine steile Karriere sicherten. Doch nachdem er den Herrn Jesus auf dem Weg nach Damaskus im Himmel gesehen hatte, krempelte er sein „Wertesystem“ völlig um: Alle menschlichen, irdischen Vorteile verblassten und sein großer Herr im Himmel bedeutete ihm jetzt alles. Er vergaß alles, worauf er sich etwas hätte einbilden können, und streckte sich aus nach dem, was vorn ist, das Ziel anschauend (Phil 3,13.14). Er „jagte“ Christus in der Herrlichkeit entgegen.

Kaleb hatte im Prinzip dieselbe Einstellung wie Paulus. Er und Josua waren die Kundschafter, die gute Nachricht vom verheißenen Land brachten und den Israeliten Mut zusprachen, die Eroberung in Angriff zu nehmen (4. Mo 13,30). Doch wegen des bösen Gerüchtes der anderen zehn Kundschafter verweigerten sich die Israeliten und Kaleb musste mit dem widerspenstigen Volk viele Jahre durch die Wüste ziehen. Aber sein Verlangen nach Kanaan blieb ungetrübt. Und so „jagte“ er durch die Wüste, vielleicht oft an den wunderbaren Geschmack der Trauben denkend, die er bei dem Erkundungszug gepflückt hatte. Ihm war von Gott ein Gebirge als Erbteil versprochen worden – und als alter Mann bekam er endlich Gelegenheit, die hoch gelegene Stadt Hebron einzunehmen. Er erkämpfte die Stadt, weil seine Energie als 85-Jähriger noch genauso groß war wie 45 Jahre vorher (Jos 14,6–13). Sechsmal wird von diesem entschiedenen und glaubensstarken Mann bezeugt, dass er Gott völlig nachgefolgt ist und damit eine „vollkommene Gesinnung“ gezeigt hat (4. Mo 14,24; 32,12; 5. Mo 1,36; Jos 14,8.9.14).

Unsere Gesinnung

Wir wollen uns die Frage stellen: Was für eine Gesinnung haben wir? Sind wir wirklich himmlisch gesinnt? Denken wir ständig daran, dass der Herr Jesus im Himmel ist? Erwarten wir Ihn täglich als Heiland aus dem Himmel? Oder sind wir nicht (fast) alle „etwas anders gesinnt“? Kreisen unsere Gedanken nicht immer wieder um Geld, Auto, Smartphone, Beruf, Urlaub, Zimmer oder Wohnung sowie um unser Aussehen, unsere Beliebtheit und andere vergängliche Dinge? Sie nehmen uns mehr als nötig in Beschlag und stehlen uns die Zeit, die wir eigentlich für die Dinge des Himmels reservieren sollten.

Und wenn auch mit den „irdisch Gesinnten“ die bloßen Namenschristen gemeint sind, so kommt es leider bei wahren Kindern Gottes in der Praxis des Lebens viel zu häufig vor, dass sie „irdisch gesinnt“ sind. Wie oft sind wir ganz eingenommen von den Dingen dieser Welt! Wir verpulvern unsere Energie in tausend Belanglosigkeiten und sind von einem „eins aber tue“ ich (Phil 3,13) meilenweit entfernt.

Doch Gott wirkt an unseren Herzen. Er möchte, dass sein Sohn unsere Gedanken mehr und mehr erfüllt – bis auch wir „vollkommen gesinnt“ sind. Was wäre das für eine Freude für Ihn und für uns!