Das Gebet Daniels in Kapitel 9 seines Buches steckt voller Unterweisungen. Es ist auch manches daraus zu lernen, was Daniel in dem Gebet nicht gesagt und in dieser Situation nicht getan hat:

  • Als Daniel in der Jeremia-Schriftrolle entdeckt, dass die babylonische Gefangenschaft 70 Jahre dauern würde, da teilt er nicht zuerst das Licht, das er empfangen hat, sondern er macht daraus ein Gebet (so machte er es auch in Kap. 2,19).
  • Er vollführt auch keine Freudensprünge, sondern er demütigt sich vor seinem Gott in den Staub, weil er um den miserablen Zustand seines Volkes Bescheid weiß.
  • Er kniet sich aber nicht in der Kleidung einer hochgestellten Persönlichkeit nieder, sondern er legt Sacktuch an und streut Asche auf sich. Er kommt zu Gott als Bittsteller, der keine Ansprüche geltend machen kann. Auch äußerlich nimmt er den rechten Platz ein.
  • Daniel bringt keine Entschuldigungen vor. Er beschönigt nichts. Er sagt nicht: Wir haben verkehrt gehandelt, aber die Väter waren Vorreiter; die Zeiten waren schwierig; die Feinde waren brutal etc.
  • Daniel erbittet nichts für sich selbst oder für seine Freunde. Es geht ihm um die Ehre Gottes, um dessen Wohnung in Jerusalem und um sein Volk Israel. Doch bevor er Bitten vorbringt, bekennt er die Schuld des Volkes.
  • Daniel ist nicht mit der bloßen Rückkehr der Juden und dem Aufbau des Heiligtums in Jerusalem zufrieden. Es geht ihm nicht nur um das Äußere. Nein, sein Herz verlangt nach Vergebung und Heilung für das schuldige Volk. Gottes Angesicht soll leuchten über dem Heiligtum.
  • Obwohl Daniel persönlich ein einwandfreies Leben führte und nicht schuld war an dem Gericht Gottes über sein Volk, stellt er sich nicht gegen das Volk Gottes. Er macht es nicht wie Elia, der sagte: „Ich allein bin übrig geblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen“ (1. Kön 19). Elia macht einen Gegensatz zwischen „ich“ und „sie“ und tritt auf gegen Israel (Röm 11,2). Daniel aber sagt „wir“ (insgesamt zehnmal) und macht sich demütig mit dem Volk eins vor Gott.