Frage: Was sind apokryphe Bücher der Bibel, und was ist von ihnen zu halten?

Antwort: Apokryphe (zu Deutsch: verborgene oder untergeschobene) Bücher der Bibel stehen den kanonischen, das heißt den als maßgebend anerkannten Büchern gegenüber. Sie besitzen nicht die Anerkennung der Echtheit und Autorität als Offenbarung Gottes.

Es gibt apokryphe Bücher des Alten und des Neuen Testaments. Die des Neuen Testaments sind nie einer eigentlichen Bibelausgabe beigefügt worden. Sie tragen noch mehr als die des Alten Testaments das Gepräge ihrer Unechtheit und lassen sich auch auf Herkunft und Alter leichter feststellen. Was die apokryphen Schriften des Alten Testaments angeht, von denen in der Regel 14 Bücher, darunter die zwei Bücher der Makkabäer, die wohl am meisten geschätzten sind, gewissen Bibelausgaben beigefügt werden, so wurden sie auch von den Juden nie zu den Heiligen Schriften gezählt, darum auch nie in den Synagogen vorgelesen. Sie sind wohl alle zwischen 280 und 130 vor Chr. Geburt entstanden, als der alttestamentliche Kanon längst abgeschlossen war. Auch sind sie nicht, wie die Bücher des Alten Testaments, in hebräischer, sondern in griechischer Sprache abgefasst.

Sie enthalten vor allem keine neuen Offenbarungen, keinerlei Weissagungen; wir begegnen in ihnen auch niemals einem: „So spricht der Herr!“ Sie geben uns nur neben geschichtlichen Berichten über das Schicksal der Juden in jener Zeit manches Schätzenswerte an Lebensweisheit und Moral, aber auch viel Abergläubisches und offenbar Irrtümliches, das dem Wort Gottes geradezu widerspricht. In der altchristlichen Kirche hielt man die Apokryphen mit Recht von den biblischen Büchern klar getrennt. Aber gegen Ende des 4. Jahrhunderts, als es schon (moralisch) dunkel wurde, beantragten zwei Synoden die Aufhebung des von Israel und der alten Kirche stets festgehaltenen Unterschieds zwischen den biblischen Büchern und den apokryphen Büchern. Und die römische Kirche, die in den Apokryphen manche ihrer Lehren – wie die Gebete für die Toten, das Fegefeuer, die Verdienste der eigenen Werke – gestützt fand, bestätigte die Aufhebung formell im Konzil zu Trient 1546; die griechische Kirche folgte ihr in diesem Übel im Jahre 1672 in Jerusalem. Der Reformator Luther meint von den apokyphischen Büchern, „dass sie gut und nützlich zu lesen, aber der Heiligen Schrift nicht gleich zu achten seien“. Leider finden sich dieselben nun in manchen protestantischen Bibelausgaben. – Klarer sah der Reformator Calvin. Er wies die Apokryphen ab. Und die gesegnete „Britische und Ausländische Bibelgesellschaft“ hat sie gleichfalls völlig ausgesondert.

Die Schreiber der Apokryphen geben auch gar nicht vor, dass Gott durch sie rede. So lesen mir zum Beispiel am Schluss des zweiten Buches der Makkabäer: „So will ich nun hiermit das Buch beschließen ... Und hätte ich es lieblich gemacht, das wollte ich gern. Ist es aber zu gering, so habe ich doch getan, so viel ich vermocht. Denn allzeit Wein oder Wasser zu trinken, ist nicht lustig; sondern zuweilen Wein, zuweilen Wasser trinken, das ist lustig; also ist es auch lustig, so man mancherlei lieset. Das sei das Ende.“ – Das mag schon genügen, um dem geistlichen Leser den Unterschied zwischen den Apokryphen und dem Wort Gottes zu zeigen.