Die Geschichte des Ausdrucks „die Gefangenschaft gefangen führen“, den wir zuerst in Richter 5,12 finden, ist eine beeindruckende Illustration der Bemerkung eines bekannten Schreibers: „Wer Christus nicht überall im Alten Testament sieht, sieht ihn nirgendwo.“ Hier ist er an Barak gerichtet: „Wache auf, wache auf, Debora! Wache auf, wache auf, sprich ein Lied! Mache dich auf, Barak, und führe deine Gefangenen [o. Gefangenschaft] gefangen, Sohn Abinoams!“
Nach dem Sieg über Sisera gab der Heilige Geist Debora und Barak die Worte eines Siegesliedes, in dem sie den einstigen Zustand Israels, die Sammlung des Volkes und die Umstände des Kampfes besangen. Die Worte, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nehmen die Form einer Ermahnung im Hinblick auf den Kampf an. Sie treiben Barak an, zu kämpfen und die Macht, die Israel gefangen hielt, gefangen zu nehmen.
In Psalm 68 lesen wir: „Du bist aufgefahren in die Höhe, du hast die Gefangenschaft gefangen geführt; du hast Gaben empfangen im Menschen, und selbst für Widerspenstige, damit der Herr, Gott, eine Wohnung habe“ (Ps 68,18). Hier ist der Kampf bereits vorbei (vgl. Ps 68,1.2.13), doch die Worte sind nicht, wie in Richter 5, eine Ermahnung, sondern eine Beschreibung – die Beschreibung des siegreichen Ausgangs des Kampfes in der Himmelfahrt und Verherrlichung Christi als Mensch.
Doch darin liegt noch mehr, wie jemand gesagt hat: „Er hat die Macht des Feindes gefangen geführt, der alles verdorben hat, er hat Segen verliehen und als Mensch, in seiner menschlichen Natur, Gaben empfangen, sogar für das widerspenstige Israel, damit Jahwe Elohim unter ihnen wohnen möge.“ Wir lernen daher, dass die göttliche Energie, die in und durch Debora und Barak die Überwältigung des Feindes Israels bewirkte, nur ein Vorbild von der göttlichen Macht war, die sich in und durch Christus offenbarte, als er in seinem Tod am Kreuz die Macht Satans besiegte (vgl. Kol 2,15), und die durch ihn offenbart wird, wenn er wiederkommt, um sein Volk Israel in späteren Tagen zu befreien.
Der Psalm bezieht sich – obwohl alles auf seinen Tod gegründet und zurückzuführen ist – auf sein Wiederkommen für Israel. Doch wenn wir jetzt nach Epheser 4,8 gehen, wo der Ausdruck zum letzten Mal erwähnt wird, wird darauf Bezug genommen, dass er die gesamte Macht Satans überwunden hat. „Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.“ Das heißt, er hat die Macht, die uns gefangen hielt, zunichte gemacht. Und Satan, der besiegt und überwunden wurde, wartet jetzt nur noch auf die Vollstreckung seines Gerichtsurteils (vgl. Off 20,1.2.10). Doch nicht nur das, auch wir sind von unserer Gefangenschaft befreit (vgl. Heb 2,14.15) und in den Genuss der Ergebnisse des Sieges gebracht, der Gaben, die uns durch den siegreichen und verherrlichten Christus verliehen sind (Eph 4,7–14).
Für Israel wird das Ergebnis sein, dass der Herr, ihr Gott, wieder in Macht und Segen unter ihnen wohnen wird; während die Gläubigen heute bereits in die für sie erworbenen Segnungen eingetreten sind, „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes“, und das vollkommene Ergebnis in der kommenden Herrlichkeit des Sieges erwarten dürfen.