„Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17.18).

Die Wichtigkeit dieser Stelle liegt in ihrem außergewöhnlichen Charakter. In Johannes 5,19 lesen wir: „Der Sohn kann nichts von sich selbst tun“, und in Johannes 14,10: „Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst“ (vgl. Joh 8,23; Joh 12,49). Doch wenn er hier davon spricht, sein Leben hinzugeben, sagt er: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst.“ Doch obwohl er die Gewalt hat, es zu lassen, und Gewalt, es wiederzunehmen, fügt er hinzu: „Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ Damit lehrt er uns, dass er, obwohl er als Sohn Gottes die Gewalt hatte, diese Gewalt nur gemäß dem Platz der Unterordnung, den er freiwillig im Gehorsam gegenüber seinem Vater eingenommen hatte, ausüben würde. Eine Fülle von Herrlichkeiten findet sich somit in diesem kurzen Vers.

Zunächst sehen wir die Herrlichkeit seiner Person, die so herrlich durch den Mantel seiner Erniedrigung hervorstrahlt. Dann sehen wir die Herrlichkeit seines vollkommenen Gehorsams, die als duftender Wohlgeruch von dem Opferaltar (denn hier geht es um den Tod) zu Gott emporsteigt und die dem Herzen Gottes einen neuen Anlass gab, seine Liebe zu seinem geliebten Sohn zum Ausdruck zu bringen. Und schließlich sehen wir die Herrlichkeit der vollkommenen Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn in ihren Zielen und Zuneigungen.

Es ist für dieses Evangelium charakteristisch, dass er immer in der herrlichen Position als Knecht zu sehen ist, der seine Speise darin findet, den Willen seines Vaters zu tun und sein Werk zu vollbringen, obwohl immer auch seine wahre Gottheit als Sohn gezeigt wird. Diese Kombination seiner wesensmäßigen Gottheit mit seinem niedrigen Pfad des Gehorsams ist die Grundlage des Geheimnisses der Erlösung und gibt uns gleichzeitig einen Anlass zu Anbetung und Lob.