Die fünf Bücher Mose heißen bei den Juden zusammen kurz und einheitlich: „Das Gesetz“ = Thora (hebräisch). Die Kirche aber benutzt für die fünf Bücher seit dem 3. Jahrhundert den Namen Pentateuch, das heißt „Fünfbuch“. Die Thora, gleichsam der Grundstock der Bibel, bildet in der hebräischen Bibel für sich die erste der drei Gruppen, in die sie unterteilt ist. Die zweite Gruppe bilden die Propheten, wozu auch schon Josua, Richter, Samuel und Könige gerechnet werden; die dritte Gruppe bilden die Hagiographen (Heilige Schriften), an deren Spitze die Psalmen gestellt sind, weswegen sie auch oft kurz „die Psalmen“ genannt werden. Vergleiche hierzu die Dreiteilung der jüdischen Bibel in Lukas 24,44 in „Gesetz Moses, Propheten und Psalmen).

Frage: Wer war der Verfasser der fünf Bücher Mose?

Antwort: Wir glauben, dass Mose die nach ihm benannten „fünf Bücher Mose“ verfasst hat, mit Ausnahme natürlich des Schlusses, der uns von seinem Tod berichtet (5. Mo 34,5–12). Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (geboren 38 n. Chr.) meinte zwar noch, dass Mose auch diesen Abschnitt – also weissagend – geschrieben habe. Der Talmud, eine Sammlung der jüdischen Vorschriften und Gesetze sowie zugehöriger Kommentierungen die von Rabbinern nach der Babylonischen Gefangenschaft verfasst wurde, dagegen schreibt ihn schon Josua zu.

Allerdings sagt Mose nicht selbst in einer Einleitung oder einem Schlusssatz oder in einer Überschrift oder Unterschrift zu den fünf Büchern, dass er selbst diese ganz – in allen ihren Teilen – geschrieben habe. Die Stellen innerhalb der fünf Bücher, in denen Mose ausdrücklich hervorhebt, dass er diese oder jene Begebenheit auf Befehl des Herrn niedergeschrieben habe, beziehen darum die Gegner nur auf eben diese einzelnen Berichte oder Teile des Pentateuch. Sie sagen: Hätte Mose das Ganze verfasst, so würde Mose nicht zumeist von sich in dritter Person und dazu in solcher Weise von sich geredet haben, z. B. in „Eigenlob“. Aber auch andere alte Geschichtsschreiber haben in ihren Werken von sich nur in dritter Person geredet, z. B. Xenophon, Cäsar und andere. – Zudem hat Mose nicht nur etwa erzählt, dass Gott ihn gelobt und gesegnet habe, sondern auch dass er Gott oft verunehrt hat und Gott ihn dafür demütigen und strafen musste.

Weiter behaupten die Gegner, dass manche Begebenheiten und Teile zwei- oder gar dreimal erzählt seien, wobei die Berichte sich nicht decken. – Auch schon die zwei verschiedenen Namen für Gott: „Elohim“ = „Gott“ und „JHWH“ = „der Ewige, der Herr“ im 1. Buch Mose sind in ihren Augen Beweise dafür, dass hier mindestens zwei verschiedene Urkunden oder Verfasser vorliegen. Ja, man spricht jetzt von einer „elohistischen“ und einer „jahvistischen Schule“. Mit zwei Urkunden oder Verfassern sind also die meisten Kritiker heute längst nicht mehr zufrieden. Sie reden von vielen Fragmenten oder Bruchstücken, die vorgelegen und von einem späteren Verfasser, sehr wahrscheinlich erst von dem bekannten Schriftgelehrten Esra, der mit einer Anzahl Juden im Jahr 458 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt ist, zu einem Ganzen zusammengestellt und überarbeitet worden seien. Esra soll auch die sogenannte „Priesterschrift“, die einen großen Teil des dritten Buches Mose bildet (Opfer usw.), erst geschrieben, also gefälscht und in den Pentateuch eingefügt haben. Wahrlich, welche Blindheit und geistliche Armut offenbaren solche Männer! –  Der Pentateuch sei also etwa einem mittelalterlichen Dom zu vergleichen, der in verschiedenen Jahrhunderten von verschiedenen Meistern gebaut worden sei, was jeder Sachkundige sehen könne. – Aber wenn wir auf ihre Gründe eingehen wollten, so würde es sich zeigen, dass diese Kritiker reich und stark an Hypothesen (Behauptungen) sind, aber arm und schwach an Beweisen. So wird z. B., um nur mit einigen Worten auf die Hypothese von der „elohistischen“ und „jahvistischen“ Quelle einzugehen, der einsichtsvolle, ernste Bibelforscher erkennen, dass die verschiedenen Gottesnamen unmöglich ein Merkmal oder Kennzeichen von verschiedenen Quellen sein kann. Wenn der Heilige Geist das Wort „Elohim“ für Gott anwendet, so will Er Gott als den Schöpfer und Erhalter des Weltalls bezeichnen, als Gott in Seinem eigenen unumschränkten Wesen, aber als „JHWH“ (= der Herr) zeigt Er Ihn mehr in Seiner Beziehung zu uns und besonders zu Israel, dem Bundesvolk.

Wenn daher Gottes Verhältnis oder sein Tun mit Volk, besonders in Israel, betont werden soll, so wird der Name JHWH gebraucht. So lesen wir zunächst: „Im Anfang schuf Gott (Elohim) Himmel und Erde“, aber später, wenn die Schöpfung der Erde des Menschen näher beschrieben wird (Kap. 2 und 3), finden wir den Namen „Gott der Herr“ und Kapitel 4 sogar nur „HERR“. Natürlich ist der Herr, als Er sich Israel in Seinem Bundesverhältnis offenbart hat, der allein wahre und ewige Elohim, und Elohim wieder ist der HERR: „Höre, Israel: Der HERR, unser Gott (=Elohim), ist ein HERR“ (5. Mo 6,4). Oder: „Denn welche große Nation gibt es, die Götter hätte, die ihr so nahe wären wie der HERR, unser Gott (=Elohim), in allem, worin wir zu ihm rufen“ (5. Mo 4,7). – Wie der Heilige Geist beide Namen für Gott (Elohim und JHWH) offenbar absichtlich nebeneinander gebraucht, jedesmal mit einer verschiedenen Bedeutung, erkennt der unbefangene Leser zum Beispiel aus Stellen wie: „Und die hineingingen, waren männlich und weiblich, von allem Fleisch (Vieh), wie Gott (=Elohim) ihm geboten hatte. Und der HERR schloss hinter ihm (Noah) zu“ (1. Mo 7,16). Oder: „Und es geschah, als die Obersten der Wagen Josaphat sahen (denn sie sprachen: Das ist der König von Israel!), da umringten sie ihn, um zu kämpfen; und Josaphat schrie; und der HERR half ihm, und Gott (=Elohim) lenkte sie von ihm ab“ (2. Chr 18,31). Solche absichtlichen Abwechslungen der Namen kann man sehr oft in den Psalmen finden und auch in den Propheten zum Beispiel im Buch Jona; und doch denkt niemand daran, für ein und dieselben Psalmen, in denen verschiedene Namen vorkommen, oder für das Buch Jona, mehrere Verfasser anzunehmen!

Wenden wir uns daher von den Kritikern weg zu den Zeugnisses des Wortes Gottes selbst, zu den Zeugnissen der Propheten und vor allem des Herrn Jesus Christus, des Sohnes Gottes, und Seiner Apostel über die Autorschaft der fünf Bücher Mose. Da befinden wir uns in zuverlässigerer Gesellschaft als bei den modernen Gelehrten, die unter sich selbst nicht einig werden können. Was sagt Mose zunächst selbst? Wir können die Stellen, die bezeugen, dass Mose ein Buch schreiben sollte oder geschrieben habe, hier nicht alle wörtlich anführen. In 2. Mose 17,14 lesen wir: „Und der HERR sprach zu Mose: Schreibe dies zum Gedächtnis in ein (oder, wie ebenso gut übersetzt werden kann, in das) Buch, und lege (es) in die Ohren Josuas, dass ich das Gedächtnis Amaleks ganz und gar unter dem Himmel austilgen werde.“ Also war ein Buch da, in das Mose auf Gottes Befehl Aufzeichnungen machte, vielleicht zunächst ein Tagebuch. In 2. Mose 24,4 lesen wir: „Und Mose schrieb alle Worte des HERRN nieder.“ Und direkt im Anschluss: „Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes“ (Vers7). Vergleiche dazu Hebräer 9,19. Und da es Worte des lebendigen Gottes waren, wurde das Buch, das Mose geschrieben hatte, in die Bundeslade gelegt und dort aufgehoben und alle sieben Jahre dem Volk vorgelesen. Das wird uns in 5. Mose 31 berichtet. Dort lesen wir zunächst in Vers 9: „Und Mose schrieb dieses Gesetz nieder; und er gab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, und allen Ältesten Israels. Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren… wenn (d.h so oft) ganz Israel kommt, um vor dem HERRN, deinem Gott, zu erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel lesen, vor ihren Ohren“ (5. Mo 31,9–11). Und nachher: „Und es geschah, als Mose vollendet hatte, die Worte dieses Gesetzes in ein Buch zu schreiben bis zu ihrem Schluss, da gebot Mose den Leviten … Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des HERRN, eures Gottes, dass es dort zum Zeugen gegen dich sei“ (5. Mo 31,24–26). Und dass das Buch da war und auch dem Volk vorgelesen wurde, wissen wir aus dem Buch Josua. Dort heißt es: „Und danach las er [Josua] alle Worte des Gesetzes, den Segen und den Fluch, nach allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist“ (Jos 8,34). Vergleiche hierzu noch 5. Mose 4,8; 28,58.61; 29,19.20.26.28; 30,10. – Und wie so oft lesen wir außerdem, dass Mose schreibt: „Und der HERR redete zu Mose und sprach!“. Darum und weil er wusste, dass es Gottes Worte und Befehle waren, die er niederschrieb, sagte er auch: „Ihr sollt nichts hinzutun zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete“ (5. Mose 4, 2). Vergleiche dazu 5. Mose 6,17.24.25; 11,18–32 und viele andere Stellen mehr.

Die weiteren alttestamentlichen Schreiber, beginnend mit Josua, weisen auch alle darauf hin, dass der HERR mit Mose geredet und dieser daher der Verfasser der nach ihm benannten Bücher gewesen ist (siehe Jos 8,14; 14,2; 21,2.8; Ri 3,4; 1. Kön 2,3; 2. Kön 14,6;18, 6.12; 21,8; 1. Chr 22,13; 2. Chr 23,18; 25,4; 30,16; 33,8; 34,14; 35,12; Esra 3,2; 6,18; 7,6; Neh 1,7ff.; 3,1ff.; 8,14; 9,14; 10,29; 13,1; Dan 9,11; Mal 3,22).

Wenn wir dann zu den Evangelien kommen, so vernehmen wir dort nicht nur das klare Zeugnis des Herrn Jesus, dass Gott durch Mose zu uns geredet hat, sondern auch, dass Mose der Verfasser der nach ihm benannten Bücher gewesen sein muss. Wenn wir Matthäus 19,7–8, Markus 12,26, Lukas 24,27.4, Johannes 1,17.45; 5,46 lesen, so ist klar zu erkennen, dass nicht nur die Zeitgenossen des Herrn Jesus, sondern auch Er Selbst, der Sohn Gottes, bezeugen, dass Mose der Schreiber des Pentateuchs gewesen ist. – Wer sich aber nicht scheut zu sagen, dass Jesus Christus, Gott geoffenbart im Fleisch, die Dinge nicht besser gewusst habe, hat für uns als Zeuge keinen Wert; er ist selbst nicht aus der Wahrheit. Wie kann er dann für die Wahrheit zeugen?

Wenn so viele Gelehrten in ihrer Pentateuch-Kritik sich an so manchen Steinen stoßen und über sie fallen, weil sie diese Steine nicht in den Bau des Wortes Gottes zu fügen wissen, so können wir das nicht ändern. Von manchen dieser Gelehrten kann man gewiss sagen, „indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Toren geworden“ (Röm 1,22), und ihre vermeintlichen Beweise sind nur eitle Torheit. Wir sind überzeugt, dass die fünf Bücher Mose nicht ein aus vielen Schriften zusammengestoppeltes, zusammengeleimtes Werk, nicht ein gefälschtes Buch ist, sondern das Wort Gottes, das Sein Geist durch Seinen Knecht Mose schreiben ließ. Das bezeugt und ihr Inhalt und Geist, das bezeugen uns ihre eigenen Aussprüche, ferner die Propheten und die Apostel, die nicht gelogen haben, und vor allem der Herr Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, der Heilige und Wahrhaftige, der nicht irren und lügen konnte. Somit ist es für uns klar und gewiss, dass die Kritik, die anders schreibt und lehrt, irrt und lügt.

Was die Kunst des Schreibens angeht, so wird Moses sie am Hof des ägyptischen König (Ramses II.) gelernt haben (vgl. Apg 7,22). Die Priesterkaste der Ägypter, die schon im 3. Jahrtausend vor Christus Schriften schrieben, war wohl allen zivilisierten Völkern in der Wissenschaft voraus. – Das hebräische Alphabet muss Mose nicht selbst erfunden haben; aus ihm kommt das aramäische, davon das altgriechische, altrömische (lateinische) und auch selbst das deutsche Alphabet. – Was den Stoff betrifft, worauf zuerst geschrieben wurde, lesen wir im Buch Hiob eine interessante Stelle: „O dass doch meine Worte aufgeschrieben würden, dass sie in ein Buch [oder auf ein schriftliches Denkmal] gezeichnet würden, mit eisernem Griffel und Blei in den Felsen eingehauen auf ewig“ (Hiob 19,23–24)! Tatsächlich sind die alten Baudenkmäler im Osten und viele Felsen auf der Sinaihalbinsel im steinigten Arabien, wo die Kinder Israel sich lange bei ihrem Auszug aus Ägypten aufgehalten haben, mit großer Figurenschrift und mit Buchstaben bedeckt (vgl. dazu 5. Mo 27,8). Später schrieb man auch auf Tontafeln, Wachstafeln, auf Holz, auf zubereitete Ziegenfälle, die zu langen Rollen aneinander gefügt wurden, noch später auf die feine, dünne Rinde der Wasserpflanze Papyrus (woher unser Wort „Papier“ stammt), auf Pergament usw. – Mose könnte auf Ziegenfellen geschrieben haben. In Indien fanden Reisende in Synagogen von Juden solche Rollen, die aus 37 Ziegenfellen bestanden und fein mit hebräischem Text beschrieben waren. Etliche solcher Rollen kann man im Britischen Museum in London sehen. – Im gewöhnlichen Leben hatte man in der allerältesten Zeit keine schriftlichen Aufzeichnungen; das Schreiben musste erst erfunden oder gelernt werden. Da wo man heute eine schriftliche Aufzeichnung über einen Vertrag machen würde, wusste man sich damals anders zu helfen. Man errichtete zum Zeugnis dort einen Steinhaufen oder einen Stein oder einen Baum (vgl. zum Beispiel 1. Mo 35,14). Aber schon in den Tagen von Mose und Josua (vgl. Jos 8,32; 18,6ff.) war das Schreiben gut bekannt. Selbst in den Tagen der Richter konnte der nächstbeste Jüngling schreiben (Ri 8,14).

Der alttestamentliche Text war ursprünglich in den althebräischen Schriftzeichen geschrieben, ohne Punktuations- und Betonungszeichen, wahrscheinlich auch ohne Worttrennung. Die Schriftzeichen waren nur Konsonantenzeichen. Erst gegen Ende des siebzigjährigen Exils, als die hebräische Sprache auszusterben begann, war es nötig, die Vokale anzugeben. Man setzte Punkte unter den Text als Vokalzeichen.

Die ältesten Handschriften sind durch den Zahn der Zeit oder auch durch gewaltsame Ereignisse, durch Verfolgungen und Kriege und anderes mehr zerstört worden. Aber für die Treue der Abschriften sorgte Gott, der in Israel eine so große Scheu und Ehrfurcht vor den heiligen Schriften, selbst in den dunkelsten Zeiten, wach erhielt. Man zählte zum Beispiel bei den Abschriften nicht nur die Sätze, sondern auch die Buchstaben. – Gedruckt wurde das ganze Alte Testament auf Hebräisch zum ersten Mal im Jahr 1488.