„Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen können“ (1. Timotheus 6,7).

Der russische Erzähler Leo Tolstoi erzählt von einem Knecht, der von seinem gütigen Herrn freigelassen wurde. Er sollte als Lohn soviel Land zu eigen haben, wie er von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang umlaufen könnte. Beim ersten Sonnenstrahl des nächsten Tages machte sich der Mann auf den Weg. Er ruhte und rastete nicht, aß im Gehen, um nur ja keine Zeit zu verlieren. Stück um Stück kam zu dem künftigen Besitz. Die Sonne neigte sich dem Westen zu; er beflügelte seine Schritte: Diese Wiese, jenes Waldstück, der Acker dort musste noch dazukommen! Bei Sonnenuntergang kam er am Ausgangspunkt an; ein Glücksgefühl durchzog die Brust: „Das alles gehört nun mir!“ Und dann sank er, vom Herzschlag getroffen, tot zusammen. Die Erzählung schließt mit den Worten: Wie wenig Erde braucht doch der Mensch – sechs Fuß tief unter dem Boden!

Die Geschichte erinnert an das, was offenbar ist, was jeder weiß: Dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Doch wie schnell vergisst man diese einfache Wahrheit! Man läuft und arbeitet, schafft und rackert, um sich etwas leisten zu können. Kaum hat man das Ersehnte, geht es auch schon weiter. Man möchte immer mehr. Ein Kreislauf, der nie enden will. Und bei alledem vergisst und verdrängt man, dass der Zeitpunkt unweigerlich kommt, wo man alles zurücklassen muss. Und dieser Augenblick kann sehr rasch da sein.Zugegeben: Es ist recht ungemütlich, darüber nachzudenken. Aber es hilft einem, den Blick für die Realität zu bekommen. Für die Unwesentlichkeit von Besitz und Reichtum. Für die Wichtigkeit, etwas Bleibens, etwas Ewiges zu besitzen. – Doch das kann nur Gott einem schenken! „Die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Römer 6,23).