Gerade hatte der Herr Jesus noch über die ihm bevorstehenden Leiden gesprochen. Da kommen Johannes und Jakobus mit ihrer Mutter zu dem Herrn, um von ihm die Ehrenplätze in seinem Reich rechts und links neben seinem Thron zu erbitten. (Wie hat er unter dem Unverständnis und der Selbstsucht der Jünger gelitten!) Der Herr stellt ihnen daraufhin eine merkwürdige Gegenfrage: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“

Was will er damit sagen? Sie waren nur mit der Herrlichkeit des Reiches beschäftigt. Der Herr muss ihnen jedoch klarmachen, dass der Weg zur Herrlichkeit durch Leiden führt. Er selbst muss verspottet, gegeißelt und gekreuzigt werden, musste „dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen“. Und jetzt lautet die Frage an die Jünger, die so erpicht auf die Herrlichkeit waren: „Seid ihr denn auch bereit, den Weg der Leiden mit mir zu teilen und das zu erdulden, was ich erdulden werde?“

Bevor wir also an Belohnung denken, sollten wir uns erst einmal prüfen, wie es mit unserer Treue aussieht. Denn das Maß der Belohnung im Reich bemisst sich an dem Maß unserer Treue im Dienst für ihn, die sich vor allem in der Bereitschaft zeigt, seine Verwerfung zu teilen und für ihn zu leiden.

„Wir können es“, lautet die Antwort der Jünger voller Selbsvertrauen. Doch sie verließen ihn später alle und flohen. Wie wenig kannten sie ihre Herzen und wie wenig wussten sie, was dieser Kelch wirklich beinhaltete! In einem gewissen Sinn würden sie diesen Kelch zwar trinken (Jakobus wurde getötet, Johannes verbannt). Aber in Gethsemane sehen wir, dass dieser Kelch für den Herrn Jesus unendlich viel mehr beinhaltete. Er war gekommen, um „sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“.

Die sühnenden Leiden in diesem Kelch kann niemand von uns trinken. Aber an den Leiden von Seiten der Menschen können wir teilhaben. Und je mehr wir dazu bereit sind, umso mehr erlangen wir die wahre Größe, die darin besteht, aller Knecht und Diener zu sein.