Die Heilung des Blinden in Bethsaida wird nur im Markus-Evangelium erwähnt (Mk 8,22–26). Sie ist gleichzeitig eine Offenbarung der Herrlichkeit Christi, eine Ansprache an die Jünger und ein Bild von der Bekehrung und dem geistlichen Wachstum eines Menschen.

Die Herrlichkeit des Herrn Jesus

Der Herr Jesus heilt diesen Blinden in zwei Schritten. Das ist ungewöhnlich für seine Art zu heilen und deshalb der besonderen Beachtung wert. Auf den ersten Blick scheint die Heilung nicht so bemerkenswert, wie die Heilungen durch ein Wort oder eine Berührung. Aber gerade diese zwei Schritte der Heilung machen deutlich, welche Schöpfermacht der Herr Jesus hat. Er kann dem Mann nicht nur das Augenlicht wiedergeben, sondern ihm auch die Fähigkeit verleihen, das, was er sieht, richtig zu deuten. Das scheint mir fast das größere Wunder zu sein, denn ein kleines Kind muss das jahrelang lernen.

Neben dieser besonderen Offenbarung seiner Macht zeigt er sich auch wieder als der verheißene Messias (vgl. Jes 35,5; Mt 11,2–5).

Und als der wahre Knecht heilt er nicht in der Öffentlichkeit, sondern führt den Blinden aus dem Dorf hinaus und unterzieht sich größter Mühe (ein Wort hätte genügt!). Wie ein besorgter Arzt, fragt er seinen Patienten, ob er etwas sehe. Die Wunder, die er tat, sind gewaltig, aber die Art und Weise, wie er heilte, ist nicht weniger anbetungswürdig.

Am Ende sah der Mann nicht nur deutlich, sondern war wiederhergestellt und sah alles klar. „Er hat alles wohlgemacht.“ Das sehen wir selten so deutlich wie hier.

Was die Jünger lernen müssen

Die Jünger hatten den Herrn Jesus als den Messias erkannt, insofern besaßen sie „Licht“ über seine Person. Und doch hatten sie weder seine göttliche Macht völlig erkannt (vgl. Mk 8,18!), noch seinen Auftrag, den er zu erfüllen hatte (vgl. Mt 16,21–22). „Ihre Augen waren gehalten“, bis er ihnen „die Schriften öffnete“ und „das Verständnis, die Schriften zu verstehen“. Wie der Blinde konnten sie zwar sehen, sahen aber nicht „alles klar“. Es bedurfte eines weiteren „Eingriffs“ durch den Herrn.

Bekehrung und Wachstum eines Menschen

Wir Menschen sind von Natur aus verblendet und unfähig, klar zu sehen. Durch die Neugeburt bekommen wir neues Leben, und damit die „Salbung von dem Heiligen“, die uns befähigt, klar zu sehen. Doch wie bei einem Neugeborenen müssen wir lernen, das, was wir sehen, auch zu verstehen. Anfangs haben wir vielleicht noch ein verzerrtes Bild von vielen Dingen, sehen sozusagen „Menschen wie Bäume“. Später lernen wir immer mehr zu unterscheiden. Ein erwachsener Christ hat „infolge der Gewöhnung geübte Sinne zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ (Heb 5,14).

Manchmal liegt es auch nicht nur daran, dass wir vielleicht noch nicht so lange bekehrt sind, sondern dass wir, wie die Emmaus-Jünger, „träge Herzen“ haben, an alles zu glauben, was die Bibel sagt. Lasst uns dann zu dem Herrn Jesus gehen, uns von ihm gleichsam „die Hand auflegen“ lassen, damit wir klar sehen.

Der uns Licht gab, als wir blind waren, kann uns auch Verständnis und Unterscheidungsvermögen in allen Dingen geben. Er macht alles wohl.