Im Alter von 85 Jahren tritt Kaleb vor Josua, um ihn daran zu erinnern, dass Mose ihm die Gegend um Hebron als Erbteil versprochen hatte. Dabei fallen zwei Aussagen Kalebs auf, die auf den ersten Blick merkwürdig anmuten.

„Meine Brüder … machten das Herz des Volkes verzagt, ich aber bin dem Herrn, meinem Gott, völlig nachgefolgt“ (Jos 14,8). War das nicht purer Hochmut? Wie kann man so etwas von sich selbst behaupten? Die Lösung liegt bereits im nächsten Vers. Gott hatte durch Mose damals genau dieses Urteil über Kaleb gesprochen, und das macht sich Kaleb einfach zu eigen.

Gott beim Wort zu nehmen, ist überhaupt nicht hochmütig. Auch nicht, wenn es Dinge sind, die er in Bezug auf uns sagt. Wenn er uns Heilige und Geliebte nennt, wenn wir Söhne Gottes und Kinder Gottes genannt werden, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn unsere ewige Heimat das Haus des Vaters ist, dann ist es nicht hochmütig, wenn wir das auch für uns in Anspruch nehmen und uns daran freuen. Im Gegenteil, es ehrt unseren Gott.

Wenig später spricht Kaleb über die Hindernisse, die bei der Einnahme des Landes auf ihn zukommen würden: Gebirge, Riesen und große, feste Städte. Und dann sagt er: „Vielleicht ist der Herr mit mir, dass ich sie vertreibe.“ Aha, jetzt fängt auch Kaleb an zu zweifeln.

Weit gefehlt! Er drängte darauf, dieses Land für sich in Besitz zu nehmen, trotz der großen Hindernisse. Mit seinem Gott würde er gegen eine Schar anrennen und eine Mauer überspringen. Nein, Zweifel hatte er nicht. Aber er war vorsichtig in Bezug auf sein eigenes Herz. Die Marschrichtung war klar, aber es konnte sein, dass er bei den einzelnen Schritten im Eigenwillen handelte und nicht in der Abhängigkeit von Gott blieb.

Also sehen wir Kühnheit des Glaubens und nicht Hochmut. Und Wachsamkeit und nicht Zweifel. An diesem 85-jährigen wollen wir uns ein Vorbild nehmen. Und wir wollen auf der Hut sein, vorschnell ein Urteil zu fällen, wo sich bei näherem Hinschauen schöne Wesenszüge zeigen könnten.