„Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle“ (1. Thes 3,12).

„Übrigens nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in der Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, daß ihr reichlicher zunehmt“ (1. Thes 4,1).

„Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, daß wir euch schreiben, … Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen“ (1. Thes 4,10).

Es ist sehr interessant zu beobachten, wie der Apostel den Ausdruck „überströmen“ oder „reichlicher zunehmen“ gebraucht. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil der Apostel zeigt, dass es hier für den Gläubigen keine vollkommene Zielerreichung gibt. Viele sprechen von Vollkommenheit oder Heiligkeit, die man in dieser Welt erreichen könne; aber nur ein kurzer Blick auf die Belehrung des Apostels über „reichlicher zunehmen“ macht deutlich, dass diese Lehren durch das Wort Gottes nicht zu rechtfertigen sind.

Deshalb sagt er: „Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe gegeneinander.“ Es kann also offensichtlich kein Höchstmaß für „überströmend“ geben. Dann sagt er: „Übrigens nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in der Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, daß ihr reichlicher zunehmt.“ Diese Gläubigen waren dain unterwiesen worden, zu wandeln und Gott zu gefallen, und sie wandelten auch entsprechend; und doch sollten sie sich damit nicht zufrieden geben – sie sollten „reichlicher zunehmen“.

Auch in der dritten Stelle, heißt es, dass sie von Gott gelehrt worden waren, einander zu lieben; und sie zeigten ihre Liebe „gegen alle Brüder, die in ganz Mazedonien sind.“ Doch der Apostel fügt hinzu: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen.“

Ob also in der Liebe zueinander oder in der Liebe zu allen Brüdern, allen Gläubigen, oder in einem Gott wohlgefälligen Wandel, sie sollten in allem reichlicher zunehmen. Daher gab es nicht einen unter diesen lieben Gläubigen, der von sich behaupten konnte: „Ich habe das Höchstmaß erreicht; ich bin am Gipfel angekommen; ich genieße Vollkommenheit.“ Die Antwort auf solche nichtigen Vorstellungen würde sofort lauten: „Was auch immer du erreicht hast, du musst reichlicher zunehmen.“

Und wie könnte es auch anders sein, wenn Christus in seiner unendlichen Liebe unser Beispiel ist (1. Joh 3,16)? Und wenn es außerdem heißt: „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat“ (1. Joh 2,6)? Die Behauptung, man habe den Standard Christi erreicht, kann nur aus fehlender Anerkennung dessen, was Er ist, und aus Unkenntnis über das, was wir sind, entspringen.

Als weiteres interessantes Detail könnte man noch anfügen, dass das Gebet des Apostels in 1. Thessalonischer 3,12 anscheinend in 2. Thessalonicher 1,3 erhört worden ist, denn er sagt dort: „Wir sind schuldig, Brüder, Gott allezeit für euch zu danken, … weil euer Glaube überaus wächst, und die Liebe jedes einzelnen von euch allen gegeneinander überströmend ist.“ Doch selbst dann mag es, wenn man die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus bedenkt, immer noch Möglichkeiten geben „reichlicher zuzunehmen“.