„Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten. Und er wird in das Land der Zierde eindringen, und viele Länder werden zu Fall kommen; diese aber werden seiner Hand entkommen: Edom und Moab und die Vornehmsten der Kinder Ammon.“ (Vers 40–41)

Wir befinden uns also hier zur Zeit des Endes in der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche Daniels, kurz bevor der Herr Jesus zurückkommt. Die Ausgangssituation ist folgende: Es gibt einen Staat Israel und einen König über diesen Staat, den Antichristen. Dieser Antichrist hat eine feste Allianz geschlossen mit dem römischen Reich und dessen Haupt (Dan 9,26+27) zum Schutz vor einer möglichen Gefahr aus dem Norden; diese Gefahr war und ist für Israel immer unterschwellig vorhanden.

Jetzt stehen hier drei handelnde Personen vor uns, der König des Südens, der König des Nordens, und der Antichrist, mit dem diese beiden Könige zusammenstoßen. Der König des Südens steht wie in dem ganzen Kapitel für Ägypten, und der König des Nordens steht weiter für Syrien, die Macht im Norden. Dan 8,24 hatte gezeigt, dass er nicht durch eigene Macht stark sein und in eigener Kraft allein handeln wird, sondern es wird eine Macht im äußersten Norden geben, die ihn stützt – Russland.

Der König des Südens greift an und nahezu zeitgleich greift auch der König des Nordens an, und der Zusammenstoß dieser Mächte ereignet sich in Israel, dem Land der Zierde. Diesmal wird das Land nicht unbeteiligt in diese Auseinandersetzung hineingezogen, sondern der Angriff der beiden Mächte richtet sich direkt gegen Israel. Der König des Nordens wird mit gewaltigen Kräften zu Land und zu Meer kommen und in diesem ersten Angriff das Land überfluten mit seinen Kräften. Aber diese Mächte kommen in das Land, weil Gott das so will, Er führt sie herbei (Jes 7,18+19).

Vers 41 zeigt, dass die Allianz zwischen dem Antichristen und dem Haupt des römischen Reiches nicht zum Erfolg geführt hat. Auch Jes 28,15+18 beschreibt, wie dieser Bund mit dem Tod und der Vertrag mit dem Scheol zunichte werden wird, wenn die überflutende Geißel, der Assyrer, hindurchfährt. Der König des Nordens wird in das Land der Zierde eindringen und auch noch andere Länder zu Fall bringen. Dabei gibt es aber einige Ausnahmen: Edom, Moab und Ammon. Diese Länder hatten sich schuldig gemacht an Israel, hatten sie nicht durch ihr Land ziehen lassen, als Israel aus Ägypten nach Kanaan zog. Sie werden nicht durch den König des Nordens gerichtet, sondern Gott wird das Volk Israel selbst benutzen, diese Länder zu richten (Jes 11,14). Die Gläubigen aus Juda sollen in dieser schrecklichen Zeit ja aus dem Land fliehen, und aus Jes 16,4 sehen wir, dass sie in Moab (von Israel als dem Nabel der Welt aus gesehen im Osten liegend) vorübergehend Schutz suchen werden. Gott lässt deshalb den König des Nordens ein Teil dieses Gebietes nicht überschwemmen und vernichten, weil Er Sein Volk dort schützen möchte.

„Und er wird seine Hand an die Länder legen, und das Land Ägypten wird nicht entkommen; und er wird die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine Gewalt bringen, und Libyer und Äthiopier werden in seinem Gefolge sein. Aber Gerüchte von Osten und von Norden werden ihn erschrecken; und er wird ausziehen in großem Grimm, um viele zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird seine Palastzelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.“ (Vers 42–45)

Zu diesem Zeitpunkt dann wird einer der beiden Könige, der dem Volk Gottes die Jahrhunderte hindurch immer wieder geschadet hatte, der König des Südens, Ägypten, sein Gericht finden. Gott benutzt dazu den König des Nordens. Der alte Konflikt zwischen Syrien und Ägypten bricht wieder auf, und der König des Nordens greift Ägypten zum letzten Mal an. Er wird Ägypten besetzen und dessen ganzen Reichtum in seine Hände nehmen (Jes 19,3+4), und dabei auch noch benachbarte Länder besiegen (vgl. Hes 30,3–5). Aber er wird sich dabei überhaupt nicht bewusst sein, dass er die Rute Gottes ist in diesem Gericht.

Was das für Gerüchte aus dem Osten und aus dem Norden sein mögen, die den König des Nordens dort in Ägypten erreichen und zur Umkehr nach Israel veranlassen, sagt die Bibel nicht klar. Deshalb müssen wir dabei vorsichtig sein, eine definitive Erklärung geben zu wollen. Vermutlich hat es in Jerusalem durch den aus Moab zurückgekehrten Überrest einen Aufstand gegen diese Besatzung gegeben (Mich 5,4); ein weiterer Grund wird wohl darin liegen, dass im Norden Israels in Harmagedon die römischen Heere aufgezogen waren (Off 16,14–16; Sach 14,2+3). Jedenfalls werden diese Gerüchte Anlass genug für den König des Nordens sein, zurückzukehren und ein zweites Mal gegen Jerusalem zu ziehen. Während der erste Angriff gegen Jerusalem von Vers 41 in Jes 28 beschrieben wird, finden wir diesen zweiten Angriff von Vers 45 in Jes 29.

Gott selbst also wird dafür sorgen, dass sich alle Nationen in Israel zusammenfinden zu der letzten großen Schlacht. Und das verdiente Gericht über den König des Nordens wird wohl direkt durch den Herrn Jesus selbst ausgeführt (Dan 8,24+25; Jes 10,12). Niemand wird ihm helfen, auch der Fürst des äußersten Nordens nicht. Das Ende des Königs des Nordens, des Assyrers, wird das gleiche sein, wie das des Antichristen. Der Antichrist wird zusammen mit dem Haupt des römischen Reiches durch den Herrn Jesus lebendig in den Feuersee geworfen (Off 19,20). Aus Jes 30,33 können wir entnehmen, dass auch der König des Nordens direkt dorthin gelangen wird.