„Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut, ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,11.12).

Dass man die exakte Bedeutung einer Stelle nur bestimmen kann, wenn man den Kontext beachtet, wird jeder zugeben. Und das ist besonders bei der obigen Stelle der Fall. Wenn das mehr beachtet würde, hätte bereits viel Verwirrung und Irrtum vermieden werden können. An vielen Ecken wird behauptet, dass Christus mit seinem Blut in das himmlische Heiligtum eingegangen ist; und das hat zu der Frage geführt: Bewirkte er die Sühnung im Himmel oder brachte er dort sein Blut vor Gott dar?

Wir sollten uns daher vergewissern, ob diese Behauptung richtig ist. Der Leser sollte die Sprache, die hier verwendet wird, gut beachten: „Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommneren Hütte, … auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut, ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen.“ Der springende Punkt ist, ob die Worte „mit seinem eigenen Blut“ sich auf „gekommen“ (Heb 9,11) oder auf „eingegangen“ (Heb 9,12) beziehen.

Eine sorgfältige Überprüfung zeigt nach meinem Dafürhalten, dass die Worte „mit seinem eigenen Blut“ zu „gekommen“ und nicht zu „eingegangen“ gehören. Ein anderer hat in Bezug auf diesen Satz gesagt: „Ich habe überhaut keinen Zweifel, dass „δια“ [das heißt „durch“ o. „mit“] hier charakteristisch für sein Kommen ist. Er kam auf diese Weise, sein Kommen geschah in der Kraft dieser Dinge, war durch sie gekennzeichnet.“ Weder war die größere und vollkommenere Hütte der Platz noch sein Blut das Mittel, durch das er gekommen ist, sondern sein Kommen, so sagt es das Zitat, war durch diese Dinge gekennzeichnet. Diese Auslegung wird von einer anderen Schriftstelle vollkommen unterstützt: „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut“ (1. Joh 5,6). Und was der Apostel hinzufügt, erklärt es weitestgehend, denn er fährt fort: „nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und das Blut“ – wobei das „durch“ in diesem Fall eine andere Präposition ist, die oft „in der Kraft des“ bedeutet.

Die Wahrheit ist also – und das ist der entscheidende Punkt –, dass Christus als jemand kam, der es mit dem himmlischen Heiligtum und mit seinem eigenen Blut zu tun hatte; und wenn wir das vor Augen haben, werden wir sofort erkennen, dass diese Stelle nicht dazu verwendet werden kann, die Theorie einer Sühnung nach dem Tod zu stützen. Außerdem spricht die Belehrung des gesamten Briefes völlig gegen eine solche Auffassung. Immer wieder wird gezeigt, dass alles davon abhängt, dass er sich selbst geopfert hat (Heb 7,27), dass es das Opfer des Leibes Jesu Christi (Heb 10,10), das eine Opfer (Heb 10,14) usw. war – Ausdrücke, die sich darauf beziehen und darauf beschränkt sind, was am Kreuz geschehen ist, und die unmissverständlich lehren, dass dort am Kreuz das Sühnungswerk für immer vollbracht worden ist.

Satan hat zu allen Zeiten das Kreuz Christi angegriffen, nicht nur durch offene Feindseligkeit, sondern auch unter dem subtilen Vorwand, das Werk Christi genauer erklären zu wollen. Es geziemt uns daher, wachsam zu sein und die einfachen Belehrungen des Wortes Gottes festzuhalten, dass das Sühnungswerk einzig und allein am Kreuz vollbracht wurde; denn nur dort wurde er, der keine Sünde kannte, für uns von Gott zur Sünde gemacht, und nur dort hat Christus für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, und nur dort hat er selbst unsere Sünde an seinem Leib auf dem Holz getragen. Und es ist nur konsequent, wenn wir festhalten und darauf bestehen, dass es im weiteren Verlauf heißen muss: „Christus … ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.