„… um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde“ (Phil 3,10).

Die Bedeutung des Ausdrucks „seinem Tod gleichgestaltet werden“ wird aus dem Zusammenhang deutlich. Streng genommen gehört der Anfang von Vers 10 zu „Christus Jesus“ in Vers 8. Die Worte dazwischen bilden eine Art Einschub. Der Apostel sagt: „Ja, wahrlich, und ich achte [nicht „achtete“, sondern achte immer noch] auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn.“ Und nachdem er uns gezeigt hat, dass er um des verherrlichten Christus willen alles eingebüßt hatte und jetzt nur noch Christus als seinen Gewinn begehrte – im Gegensatzu zu den Dingen, die er als Jude im Fleisch als Gewinnn erachtet hatte – und „in ihm erfunden werden“ wollte usw., fährt er dann fort: „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde“.

Vers 9 ist zukünftig, im Einklang mit der Wahrheit des Briefes, in dem das Heil immer erst bei dem Kommen des Herrn als vollendet gesehen wird, während Vers 10 uns das Verlangen des Apostels in Bezug auf seinen Weg durch diese Welt zeigt. Zuerst heißt es daher: „um ihn zu erkennen“; ihn erkennen, das heißt an dem Platz, wo er ist; und diese Erkenntnis wird mit zunehmender Vertrautheit immer stärker wachsen und ist somit nie vollkommen erreicht. Wir erkennen Christus jetzt, aber wir wünschen, ihn völliger zu erkennen, und deshalb ist es wie bei Paulus immer noch unser Ziel, ihn zu erkennen.

Dann folgt: „und die Kraft seiner Auferstehung“. Durch unser Gestorbensein mit Christus sind wir von dieser Welt getrennt; durch unser Auferwecktsein mit ihm werden wir in die Sphäre emporgehoben, wo er jetzt ist (vgl. Kol 3,1–3). Die Kraft seiner Auferstehung ist das, was uns kraft des Lebens in Auferstehung, das wir in ihm haben, nach oben zieht in unsere neue Stellung vor Gott, so dass unser Sinn auf das gerichtet ist, was droben ist, und nicht auf das, was auf der Erde ist; denn wir sind gestorben und unser Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. 

Das Nächste ist „die Gemeinschaft seiner Leiden“ als notwendige Folge; denn wenn wir in der Kraft des Lebens leben, das wir in dem auferstandenen Christus haben, müssen wir auf dem Weg durch diese Welt in gewissem Maß leiden, wie Christus gelitten hat. Doch diese Leiden Christi gingen bis zum Tod und schlossen ihn mit ein; denn was die Leiden von der Hand der Menschen betrifft, starb er als Märtyrer (vgl. Heb 12,3.4).

Darum fügt der Apostel hinzu: „indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde“, denn er war angesichts der herrlichen Aussicht auf die Auferstehung aus den Toten willig gemacht worden, wie sein Meister den Märtyrertod zu sterben. Nur so kann „seinem Tod gleichgestaltet“ verstanden werden; und daher wurde dieses Vorrecht und diese Kostbarkeit nur solchen gestattet, die, wie zum Beispiel Stephanus, als Zeugen Christi hingerichtet wurden.