Simson (Richter 14 – 16)

Das Leben von Simson bzw. Gideon, ist allgemein bekannter als das Leben Jephtas. Auch hier soll es nur um eine grobe Darstellung der Angriffspunkte Simsons für Satan, bedingt durch seine Kindheit und durch sein Umfeld gehen. Bei Simson ist der Vergleich mit Jephta besonders interessant.

Simsons Leben wurde wie das Leben Jephtas schon maßgeblich durch die Mutter beeinflusst, bevor er überhaupt geboren war. Doch während Jephtas Mutter in ständiger Sünde lebte, war Simsons Mutter eine geistliche Frau. Allerdings war sie unfruchtbar, was den Zustand von Israel als Volk beschreibt. Doch dann erschien ihr der Engel des Herrn und versprach ihr ein besonderes Kind. Während Jephtas Mutter durch ihr moralisches Verhalten negativ auffiel, war dies also bei der Mutter Simsons genau umgekehrt. Da Simson als Nasir Gottes leben sollte, war er jedoch wie Jephta ein Sonderling in seinem Umfeld. Auch heute haben es Menschen schwer, die durchs Raster der Gesellschaft fallen. Auf beide wird mit den Fingern gezeigt. Auf scheinbar besonders Böse, so wie auf solche, die versuchen besonders für Gott zu leben.

Der Masse, selbst unter Gläubigen, machen solche, die sehr entschieden sind, manchmal Angst oder führen zu Unbehagen. Teilweise auch deshalb, weil sie durch ihren Lebensstil „anklagen“, da man als Christ weiß, dass man eigentlich genauso hingegeben leben müsste. Als Folge kann es passieren, dass solche Christen gemieden und von gewissen gemeinsamen Aktivitäten bewusst oder unbewusst ausgeschlossen werden. (Es geht hier nicht um gesetzliche Christen, die nur besonders geistlich erscheinen, aber deren Motivation nicht aus dem Glauben kommt, sondern um wirkliche Treue). In vielen Biographien von Missionaren wird etwas von diesem Widerstand aus den eigenen Reihen geschildert.

Simson fiel unter seinen Spielkameraden von Anfang an besonders auf, da er als Zeichen der Weihe für Gott von Geburt an die Haare wachsen ließ. Wenn man dann noch das Verhalten des Stammes Dan im Buch der Richter anschaut und bedenkt, dass Simson eher am Ende der Richterzeit tätig war, dann kann man daraus schließen, dass er und seine Eltern nicht auf viel Verständnis stoßen konnten. Die letzten Kapitel im Buch der Richter liegen ja chronologisch gesehen eher an der Anfangszeit. Der Stamm Dan hatte es nicht geschafft die Philister ausreichend zu vertreiben. Daher suchten sie sich ein neues Erbteil und wurden im Norden fündig. „Und sie überfielen Lais, ein ruhiges und sicheres Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes; und die Stadt verbrannten sie mit Feuer. Und kein Erretter war da; denn die Stadt sie war fern von Zidon, und sie hatten nichts mit Menschen zu schaffen“ (Richter 18,27).

Auch wenn Simson noch im alten und richtigen Erbteil Dans wohnte, zeigt Kapitel 18 etwas von dem Charakter des Großteils seines Stammes. Es waren Götzendiener, schwach im Kampf und Glauben, ohne Wertschätzung für Gottes Segen. Lieber wanderte man weg aus seinem Erbteil und fiel über eine friedliche, leicht zu besiegende Stadt her als mit Gottes Hilfe den Philistern Widerstand zu leisten. Von solchen Menschen konnte Simson keine Unterstützung erwarten. Diese Mitbrüder wollten einfach ihre Ruhe, auch wenn es Knechtschaft bedeutete.

Auch der Nachbarstamm Juda war schon geistlich verdunkelt und hatte eine ähnliche Einstellung. In Richter 15,11 wird dies deutlich: „Da zogen 3000 Mann von Juda zur Kluft des Felsens Etam hinab und sprachen zu Simson: Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Und warum hast du uns das getan? Und er sprach zu ihnen: Wie sie mir getan, so habe ich ihnen getan. Da sprachen sie zu ihm: Um dich zu binden, sind wir herabgekommen, dass wir dich in die Hand der Philister liefern.“ Juda hatte sich also ebenfalls zum Großteil mit der Knechtschaft abgefunden.

Während es bei den anderen Richtern immer eine Unterstützung im Kampf gab, oder sich nach der ersten Schlacht zumindest große Teile des Volkes an der Verfolgung und Plünderung der Feinde beteiligte, war Simson immer Einzelkämpfer. Bestenfalls blieben seine Mitbrüder neutral, schlimmstenfalls arbeiteten sie gegen ihn. (Wie bei Elia muss man davon ausgehen, dass es auch zu dieser Zeit noch Einzelne gab, die sich anders verhielten, aber Gottes Wort schildert nichts davon. Der geistliche Zustand von Israel war auf einem Tiefpunkt angekommen. Erst nach Simsons Tod werden seine Brüder und das Haus seines Vaters erwähnt, wie sie seinen toten Körper bergen und bestatten). Man kann sich daher vorstellen, dass Simson ein sehr einsamer Mann war.

Doch andererseits hatte Gott ihm eine besonders große Kraft gegeben. Er war nicht auf die Mitbrüder angewiesen, um Siege zu erringen. Furchtsamkeit wie bei Gideon, war nicht sein Problem. Seine anders gelagerten Angriffsflächen für den Teufel blieben jedoch: Seine äußerliche und innerliche besondere Frömmigkeit und seine Einsamkeit.

Als Folge der Ablehnung unter seinen Brüdern, suchte er Freunde, Liebe und Gemeinschaft woanders. Und der Teufel sorgte dafür, dass er fündig wurde. Noch als junger Mann fand er Freunde und Gefährten und eine Frau bei den Philistern. Trotz aller großartigen Siege, die Simson im Glauben und unter der Leitung des Geistes errang, wurden diese Dinge am Ende der Fallstrick für seinen Dienst. Nur die wunderbare Gnade Gottes sorgte dafür, dass er nicht völlig ehrlos starb, sondern in seinem Tod noch einmal einen Sieg davon trug.

In Simson können wir jemand sehen, der als Kind gläubiger und treuer Eltern in ein Umfeld kommt, dass mit dieser Treue nichts anfangen kann. Sein Nasiräertum bedeutete zusätzlichen Verzicht auf vermeintliches Vergnügen, wie z. B. Wein. Jemand, der so lebt, wird eventuell gehänselt oder bekommt das Gefühl etwas zu verpassen. Daher sind es insbesondere die Kinder Gläubiger, die die Welt besonders faszinierend finden. Hurerei, Drogen, Partys und andere Dinge üben den Reiz des Unbekannten aus. Jephta, der unter diesen Sünden zu leiden hatte, war auf dieser moralischen Seite eher nicht gefährdet. Aus ungläubigem Umfeld Gerettete kennen in der Regel die bittere Kehrseite der weltlichen Vergnügungen. Doch für die anderen sind sie eine echte Gefahr.

Frust über scheinbare oder tatsächliche christliche Strenge im Vergleich zu anderen Kindern oder Frust über das scheinbar langweilige Verzichtsleben des Christen, mit dem Ziel zu kämpfen, lassen die Welt als verlockende Alternative erscheinen. Man fühlt sich plötzlich verstanden, findet eine bessere Gemeinschaft und Freunde, die einen erstmal so akzeptieren wie man ist. Statt Verzicht gibt es Spaß und Konsum. Vielleicht findet man auch sexuelle Erfüllung oder sogar eine tiefere romantische Beziehung. Simson bekam beides.

Doch leider ist dies alles eine Selbsttäuschung. Während man am Anfang noch glaubt die Situation zu kontrollieren, wird der Teufel alles dafür tun, so einen Gläubigen mehr und mehr in sein System zu ziehen. Am Ende ist man ein Diener dieses Systems. Man gerät in verschiedenste Abhängigkeiten. Oder wie jemand sagte: „Der Teufel verspricht viel, gibt wenig und nimmt alles.“ Gott wird so einem Gläubigen ebenfalls schmerzhaft begegnen, um ihn durch Zucht zur Umkehr zu bewegen. Doch wenn es zur Umkehr kommt, sind manche Folgen eines solchen Weges nicht mehr rückgängig zu machen. So ein Weg ist letztlich immer ein Verlust. Lot musste alles in Sodom zurücklassen. Der „verlorene“ Sohn war abhängig von den Bürgern des Landes und landete am Schweinetrog. Simson musste, geblendet, für die Feinde Mehl mahlen und sie durch Tanzen unterhalten. Von den scheinbaren Verlockungen war nur Schmerz übrig geblieben.

Positiv ist zu sehen, dass Simson eine ganz andere Gottesbeziehung hatte als Lot. Anstatt Gott seine Sünden zu bekennen und neu anzufangen, sehen wir bei Lot nach Gottes Gericht über Sodom nur noch Resignation. Anstatt auf Abraham zuzugehen und um Hilfe zu bitten, lebte er erst in Zoar und dann in einer Höhle. Letztlich war er offensichtlich nicht mehr davon überzeugt, dass Gott noch mal etwas ändern könnte in seinem Leben. Für einen Neuanfang fehlte die geistliche Kraft. Stattdessen ertrank er den Rest seines Gewissens in Alkohol.

Simson war anders. Er hatte alles dafür getan, als komplett Gescheiterter zu enden. Doch in seinem Herzen gab es noch „Glaubensfeuer“. Er war „dreist“ genug Gott noch einmal um einen letzten Schlag gegen die Feinde zu bitten. Solchen Glauben ließ Gott nicht unbeantwortet. Simson hatte einen Begriff von Gottes Langmut und Gnade. Die Welt hatte ihn nicht völlig überwältigt. Äußerlich sah es so aus, doch in seinem Innern waren noch Teile „unbesiegt“. Sein Leben war ein ständiges wandern, zwischen Welt und Gott. Anders als Lot, hatte er auch große Siege mit Gott errungen und sich immer wieder vom Geist leiten lassen. Daher ist er trotz aller Fehler ein Glaubensheld. Lot leider nicht.

Doch wie segensreich wäre Simsons Leben erst gewesen, wenn er treu geblieben wäre. So musste Israel erst auf den Richter Samuel warten, der unter ähnlichen Umständen wie Simson aufwuchs, aber deutlich treuer war. Erst durch sein Wirken konnte der Beginn einer weitreichenden Befreiung Israels von seinen Feinden erfolgen, die durch David und Salomo schließlich ihren Höhepunkt erreichte.

Zusammengefasst haben wir also festgestellt: Es gibt Dinge die für alle Gläubigen gleichermaßen eine Gefahr darstellen. Aber es gibt ebenso Dinge, die individuell sehr unterschiedlich gefährlich sind, da durch Umfeld, Charakter, Erziehung etc., die entsprechenden Angriffsflächen für den Teufel „vergrößert“ sein können.

Daher ist es wichtig, im Austausch mit Gott, vertrauten Geschwistern oder manchmal vielleicht auch mit speziell ausgebildeten Hirten, sich seine Angriffsflächen bewusst zu machen. Dann kann durch gezieltes Beten, Abhängigkeit vom Herrn und eine erhöhte Wachsamkeit, eine solch besonders verwundbare Stelle auch besonders geschützt werden.

„Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt. Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“
(1. Johannes 2,15)